Von Esperance entlang der Küste zurück nach Perth
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Am 5.11. verlassen wir Kalgoorlie Richtung Süden nach Esperance. In der Nacht hat es begonnen zu regnen und auch tagsüber regnet es immer wieder. Ungefähr 200 km lang führt die Strecke durch Wald, durch die bereits im letzten Bericht erwähnten Great Western Woodlands. Durch die Bäume kann man einige Salzseen erahnen. Die einzige Abwechslung unterwegs ist das Widgiemooltha Roadhouse. Es hat eine „große“ Sehenswürdigkeit zu bieten: die vergrößerte Nachbildung des 1931 hier gefundenen 35 kg schweren Golden Eagle Nuggets. Das Roadhouse hat definitiv bessere Zeiten gesehen. Als wir dort einen Kaffee trinken, sind wir die einzigen Gäste. Zwei junge Frauen sitzen auf einem Ledersofa im Gastraum, der gleichzeitig auch das Wohnzimmer zu sein scheint. Es regnet durch das Dach und es könnte dringend mal wieder geputzt werden. Aber der Kaffee ist gut.
In Norseman (574 Einwohner) picknicken wir des schlechten Wetters wegen im Auto, es donnert in der Ferne. Norseman heißt nach dem Pferd eines Goldsuchers das hier 1894 mit dem Huf einen großen Goldklumpen freigelegt hat. In Norseman beginnt der Eyre Highway, der nach Westen durch die Nullarbor Wüste nach Adelaide führt. Zu sehen gibt es hier nichts. Bezeichnend ist, dass mein Reiseführer einige Kamelsilhouetten aus Wellblech in der Mitte eines Kreisverkehrs als Sehenswürdigkeit beschreibt! 200 km vor Esperance beginnt dann der Getreidegürtel mit seinen riesigen Feldern und Getreidesilos. Die wenigen Siedlungen, durch die wir fahren sind nicht erwähnenswert.
Esperance liegt in einer weiten Bucht direkt am Meer mit Blick auf viele vorgelagerte Inseln. Die gesamte Bucht ist gesäumt von riesigen Araukarien, schönen gepflegten Grünanlagen und weißen Stränden. Die Stadt hat 10.000 Einwohner und ist das Versorgungszentrum für die gesamte Umgebung. Außerdem gibt es einen großen Hafen, von dem aus Schüttgut wie Getreide und Mineralien verschifft werden. Leider ist es während der gesamten Zeit, die wir da sind, unglaublich windig und das Meer entsprechend bewegt. Ich komme daher trotz des feinen weißen Sandes nicht in Versuchung hier baden gehen zu wollen. Glücklicherweise haben wir am Campingplatz einen Platz ganz hinten, ohne Meerblick zwar, aber windgeschützt. Am ersten Tag unseres Aufenthaltes regnet es immer wieder, so dass wir uns nur in der Stadt ein bisschen umschauen, sonst aber nichts unternehmen.
Am nächsten Tag klart es auf und wir fahren in den 60 km östlich von Esperance liegenden Cape Le Grand Nationalpark. Er ist berühmt für seine Granitberge, die Heidelandschaft aus Malleegestrüpp und seine perfekt weißen Strände. Wir beginnen unsere Strandtour mit dem Le Grand Beach, es folgen Lucky Bay, Thistle Cove und die Hellfire Bay. Der Sand ist so fein, dass er unter den Füßen quietscht. Am schönsten finden wir die nur zu Fuß erreichbare Thistle Cove. Am Le Grand Beach verbringen wir nach unserem Picknick den Nachmittag. Hier ist wenig los und man kann mit der offenen Schiebetür zum Strand parken und gemütlich mit bestem Blick aufs Meer im Auto sitzen. Bei so viel Wind ist das angenehmer als direkt am Strand.
Auf dem Heimweg haben wir noch ein wunderbares Erlebnis. Auf einer großen Weide neben der Straße sehen wir eine riesige Gruppe von Kängurus. Wir beobachten eine ganze Weile mit dem Fernglas, wie sie äsen und durch die Gegend hüpfen. Peter macht auch Fotos mit der Drohne, was die Tiere überhaupt nicht stört.
Der nächste Tag ist dem „Great Ocean Drive“ gewidmet, einer 40 km langen Küstenstrecke nahe Esperance. Hier reiht sich eine wunderschöne Bucht an die andere. Uns gefällt es hier fast noch besser als im viel gelobten Cape Le Grange NP. Wieder finden wir einen tollen Mittagsplatz, wo wir mit Aussicht auf Strand, Felsen und riesige Wellen picknicken und eine ausgiebige Mittagsrast halten.
Am 9.11. fahren wir weiter nach Bremer Bay. Die 400 km lange Strecke führt im Hinterland durch endlose Weizenfelder und ist eher langweilig. An der Küste liegt der nur für 4 WD Fahrzeuge zugängliche Fitzgerald River NP. Abwechslung unterwegs bietet die Beobachtung einiger Emus.
In Ravensthorpe kommen wir an einem der bemalten Silos des Public Silo Trails vorbei. Er ist bemalt mit den verschiedenen Stadien der Blüte der in der Gegend zwischen Esperance und Albany verbreiteten Banksia Pflanzen. Auch abgebildet sind die Bestäuber der Blüten: das Honey Possum und der New Holland Honey Eater. Der Public Silo Trail wird vom Tourist Office von Western Australia auch als Rundreise heftig beworben. Man müsste aber weite Strecken durch den Getreidegürtel fahren, um alle 7 Silos zu sehen. Unser Urteil: ganz okay, wenn man direkt vorbeifährt, aber keinen großen Umweg wert.
Bremer Bay (250 Einwohner) liegt sehr abgelegen und ist, wenn man ehrlich ist, den Abstecher von 60 km von der Hauptstraße nicht unbedingt wert. Wir sind dorthin gefahren, weil es hier den einzigen Campingplatz weit und breit gibt, der an der Küste liegt. Außerdem können wir so zumindest einen Blick auf den Fitzgerald River NP erhaschen. Der restliche Fitzgerald River NP ist nur mit 4 WD Fahrzeugen erreichbar. Der kleine Ort ist ein Ferienort, an dem sich Angler und Geländewagenfahrer wohlfühlen. Es gibt ein Lokal, eine Brauerei, einen kleinen Laden und einen Campingplatz mit vielen Häuschen von Dauercampern, von denen aber niemand vor Ort ist. Wir machen noch einen Abendspaziergang an einem Strand auf der anderen Seite des Ortes und genießen dann die Ruhe auf dem Campingplatz. In den Bäumen singen die Vögel und vom Berg her hört man das leise Rauschen des Windrades, das den Ort mit Strom versorgt.
Am nächsten Morgen verpassen wir es leider, uns im örtlichen Laden mit Brot zu versorgen. Ein großer Fehler, denn auf der gesamten Strecke von 200 km, die wir heute zurücklegen, gibt es keine Einkaufsmöglichkeit mehr. Unser erstes Ziel ist die 1000 m hohe Bergkette Stirling Range. Sie ist schon von weitem sichtbar, da sie sich majestätisch aus den Getreidefeldern das flachen Umlandes erhebt.
Wir fahren mit dem Auto hinauf zum Aussichtspunkt Bluff Knoll und genießen die Aussicht. Aber es weht ein kalter Wind und die Wolken drücken über den Gipfel des Bluff Knoll. Mehrere Schilder warnen Wanderer vor Kälte und Nebel auf dem Gipfel. Wir verzichten leichten Herzens auf die Wanderung und fahren über die Passstraße hinüber zur nächsten Bergkette, den Porongurup Bergen.
Die Porongurup Berge sind viel lieblicher als die Stirling Range, hier gibt es saftig grüne Wiesen und sogar einige Weingüter. Unter der Woche sind sie allerdings alle geschlossen! Wir übernachten im sehr schön angelegten Porongurup Range Tourist Park und machen dort einen ausgiebigen Abendspaziergang. Auf einer Wiese gegenüber dem Campingplatz hüpfen viele Kängurus herum!
Am nächsten Morgen scheint die Sonne endlich wieder und der Tag ist perfekt für die Wanderung zum Balancing Rock und zum Castle Rock. Es geht immer bergauf durch dichte Karri Wälder und erst kurz vor dem Gipfel wird man mit einer spektakulären Aussicht belohnt. Um den höchsten Felsen, den Castle Rock, ist eine Aussichtsplattform gebaut, die aber nur durch eine Kletterpartie zu erreichen ist. Man muss über mehrere große Felsen durch einen engen Spalt und danach eine 5 m hohe Leiter zum sogenannten Skywalk hochklettern. Ich mache das alleine, für Peter ist das nichts, denn alle Stege bieten freien Durchblick in den Abgrund unter einem. Ich finde es toll und bin absolut begeistert.
Nach der Wanderung fahren wir ein Stück Piste zu einem Aussichtspunkt, den uns die Besitzerin des Campingplatzes empfohlen hat. Hier verbringen wir den Nachmittag mit Blick über Weinfelder hinweg auf die Bergkette der Stirling Range.
Gegen Abend fahren wir das kurze Stück nach Albany hinüber. Unser Campingplatz liegt außerhalb der Stadt am Rande des Torndirrup NP an der geschützten Bucht Shoal Bay gegenüber der Stadt. Bei der Einfahrt in den Campingplatz bereue ich es schon, hier für drei Nächte reserviert zu haben. Der erste Eindruck ist schlecht, alles voller Dauercamper, die hier offensichtlich wohnen. Ganz vorne am Wasser gibt es einige wenige Stellplätze für Durchgangscamper wie uns. Die sind dafür wunderschön, alle mit Blick aufs Wasser und die am Ufer wachsenden Araukarien. Am Abend schaut man auf die Lichter der Stadt, also doch kein Fehler, hier gebucht zu haben.
Bemerkenswert an diesem Platz ist die Geräuschkulisse. Es geht bei Sonnenaufgang los und hält bis in die Dämmerung an: ein seltsames, absolut regelmäßiges Tuten. Wir rätseln endlos, was das sein könnte und fragen schließlich die Dame im Office. Es ist eine Taube, unglaublich, wie ausdauernd dieser Vogel sein muss.
Der Hauptattraktion der Gegend, dem Torndirrup NP, widmen wir einen Tag. Der Park ist bekannt für seine spektakuläre Felsküste und sein hügeliges, blühendes Buschland. Leider ist die Brandung während unseres Besuches nicht hoch, so dass wir an den Aussichtspunkten „The Gap“ und „Natural Bridge“ wenig der sonst dort erlebbaren Naturgewalt sehen. Auch die „Blowholes“ schweigen heute, bzw. blasen nur ein wenig Luft aus, kein Wasser. Aber dass das hier meist anders ist, wird an den vielen Schildern deutlich, die vor der Gefahr durch hohe Wellen waren. Die Leute angeln hier gerne von den Felsen aus und das ist gefährlich. Ein Angler muss eine Rettungsweste tragen, sollte nicht alleine unterwegs sein und sich an den dafür vorgesehen Haken anseilen.
An unserem zweiten Tag besichtigen wir die „Historic Whaling Station“, die am Anfang der Halbinsel „Flinders Peninsula“ liegt. Die Walfangstation war zwischen 1952 und 1978 in Betrieb. In dieser Zeit wurden 16100 Wale harpuniert, 14600 Pottwale und 1500 Buckelwale. Sämtliche Teile der Wale wurden verarbeitet, was es nicht besser macht. Die Hauptprodukte waren Öl, Viehfutter und Düngemittel.
Die Walfangstation zeigt das komplette Unternehmen: eines der damaligen Walfangschiffe, die Zerlegeplattform, die Kessel zum Kochen und zur Ölgewinnung sowie jede Menge alte Werkeuge und Schiffe. Sogar das Flugzeug, mit dem die Wale vor der Küste aufgespürt wurden ist in der Ausstellung. Auf einem Walfangschiff durfte ausschließlich der Kapitän die Harpune am Bug bedienen. Deswegen hatten diese Schiffe einen Laufsteg vom Steuerstand zur Harpune. Bei Seegang sicherlich kein Spaß!
In der Walfangstation werden auch einige hervorragende Dokumentationen über die Bedeutung des Walfangs für die Stadt und ihre Bevölkerung und den Kampf der Umweltschützer gegen den Walfang gezeigt. Wie oft bei solchen Themen war die Stadt gespalten in zwei Lager: das der Befürworter und das der Gegner. Einige ehemalige Walfänger berichten in Interviews über den Wandel ihrer Einstellung zum Walfang. 1978, als der Walfang in Australien komplett verboten wurde, fehlte ihnen jedes Verständnis für den Schutz der Wale. Heute halten sie das Verbot des Walfanges für richtig, erinnern sich aber an das Jagdfieber, das sie damals fest im Griff hatte und das abenteuerliche Leben als Walfänger. Die Bilder aus der Zeit zeigen verwegene Gestalten, wegen des Gestanks und der Hitze fast unbekleidet bis auf Gummistiefel. Ein ehemaliger Walfänger ist als Guide vor Ort und erzählt anschaulich davon. Ganz abgesehen vom Tierschutz muss das Zerlegen der Wale und das Auskochen des Öls eine blutige, gigantische Sauerei gewesen sein. Riesige Haie tummelten sich vor der Zerlegeplattform und versuchten während des Anlandens der toten Wale Stücke herauszubeißen. Da das den Profit schmälerte, wurden diese Haie gejagt und erlegt und das Walfleisch zurückgeholt und verarbeitet. Der ganze Walfang war eine grausame Angelegenheit!
Den Rest des Tages verbringen wir am Strand der Frenchman Bay Beach Cove. Wieder ein wunderbarer Mittagsplatz direkt am Wasser und man kann schön am Strand spazieren gehen.
Das hübsche Örtchen Denmark, unser nächstes Ziel, ist nach einem Stadtbummel in Albany schnell erreicht. Unser Campingplatz liegt außerhalb des Ortes an der Mündung des Hay Rivers. Der bildet zwischen Ort und Mündung einen riesigen See, den Wilson Inlet, der ideal für Angler ist. Der weite Ocean Beach liegt leider auf der anderen Seite des Flusses und ist für uns somit nicht erreichbar. Er gehört zum West Howe NP, der nur für Geländefahrzeuge zugänglich ist. Die Weingüter in den Bergen rund um Denmark, die wir auf einer Rundfahrt sehen, sind für uns dagegen nichts Besonderes. Hier habe ich ein spezielles Erlebnis: beim Fotografieren von am Straßenrand blühenden Blumen streife ich mit meinem Hosenbein an einem Spinnennetz entlang. Erst im Auto merke ich, dass ich unzählige ca 5 mm große Spinnen aufgegabelt habe: Großes Gekreische und Nothalt! Wir identifizieren sie später als völlig harmlose Jewel Spiders.
Von Denmark aus besichtigen wir den William Bay NP, dessen Strände australienweit beworben werden. Hier gibt es Wanderdünen, grüne Wiesen, Karri Wälder und traumhaft schöne Granitfelsen an der Küste. „Mazzoletti Beach“, „Greens Pool“ und vor allem „Elephant Beach“ begeistern auch uns.
Sehr besonders ist dagegen die nächste Attraktion auf unserem Weg entlang der Küste, das „Valley of The Giants“ im Walpole-Nornalup NP. Auf einem eng begrenzten Gebiet (60 km2) wachsen hier die riesigen Tingle Trees. Sie sind Überreste aus der Zeit vor 65 Mio Jahren, als Australien, Afrika, Indien, Südamerika und die Antarktis noch im Superkontinent Gondwana miteinander verbunden waren. Noch vor 5000 Jahren war ihr Verbreitungsgebiet viel größer, mit zunehmender Trockenheit ist es auf dieses kleine Gebiet im Südwesten Australiens geschrumpft. Nur noch in der Region um Walpole stimmen die klimatischen Bedingungen, dass die Bäume überleben können. Sie benötigen eine hohe Niederschlagsmenge (hier regnet es mehr als 1200 mm/a) und milde, ausgeglichene Temperaturen. Die Tingle Trees gehören wie die Karri Bäume, die wir bislang gesehen haben, zur Familie der Eukalyptusbäume. Sie werden sehr groß, in der Höhe bis zu 80m und im Durchmesser bis zu 6m. Und es wäre nicht Australien, gäbe es nicht einen Skywalk in den Baumwipfeln. Der führt selbst bei mir zu Schwindelgefühlen, er ist nämlich so konstruiert, dass er im Wind schwankt und in Westaustralien ist es immer windig!
Der Campingplatz in Walpole (321 Einwohner) ist ganz besonders schön und jeden Morgen und Abend kommen die Kängurus zum Grasen. Er liegt windgeschützt in einem Wald aus blühenden Peppermint Trees direkt am Coalmine Beach am Nornalup Inlet. Und auf dem Knoll Drive, einer kleinen Rundstraße ganz außen auf einer Landzunge kann man wunderbar spazieren gehen.
Nahe Walpole gibt es noch einen weiteren Wald mit Tingle Trees, der nur über eine Piste erreichbar ist. Hier ist es genauso schön wie am Giant Tree Top Walk, aber es ist viel weniger los. Die Tingle Trees weisen oft knorrige Verwachsungen auf und sind innen hohl. Ursache dafür sind Pilzbefall, Insektenfraß und Feuer. Früher durfte man mit Autos durch die Hohlräume fahren, ähnlich wie bei den Redwoods in USA. Heute weiß man, dass jeglicher Druck auf die Wurzeln die Bäume beschädigt und baut sogar Laufstege um die Bäume.
Bei unserer Picknickpause im Tingle Wald läßt Peter seine Drohne steigen, um mal zu sehen, wie hoch die Bäume sind und wie der Wald von oben aussieht. Keine gute Idee! Ein riesiger Greifvogel (vermutlich ein Fischadler) kommt wie aus dem Nichts und greift die Drohne an, die Peter dann gerade noch wieder gut landen kann. Ans Fotografieren oder Filmen hat er in diesem Moment leider nicht gedacht.
Unser nächster Campingplatz liegt wieder in einem Wäldchen aus Peppermint Trees und auch wieder direkt am Strand, dem schönen Hamelin Beach. Wäre es nicht immer so windig, wäre ich in Versuchung gewesen, zu baden. Gut, dass ich es nicht getan habe, Peters neu entdeckte Hai App zeigt, dass hier immer wieder große Haie in nur 10 m Entfernung vom Ufer gesichtet werden. Außerdem soll es im flachen Wasser viele Rochen geben. Leider sehen wir keinen einzigen, vielleicht auch, weil das Meer viel zu bewegt ist.
Wir machen von hier einen Ausflug nach Augusta und schauen uns den Cape Leeuwin Leuchtturm an. Es ist sehr windig und ab und zu zieht ein Schauer durch. So kommen unsere leichten gelben Regenjacken auch mal zum Einsatz. Es gibt ein kleines Museum, in dem das Leben der Leuchtturmwärter und ihrer Familien an diesem abgelegenen, exponierten Ort dargestellt wird. Bis 1982 wurde der Leuchtturm mit Kerosin betrieben. Die Leuchtturmwärter mussten jeden Tag 20 bis 30 l Kerosin die 152 Stufen nach oben tragen und alle 30 min (!) pumpen, um das Kerosin zu verdampfen. Gedreht wurde die Linse mit einem Aufzugmechanismus aus Zahnrädern und einem 150 kg Gewicht, wie bei einer Uhr. Der Leuchtturm musste bis 1982 alle 2 h für 10 min „aufgezogen“ werden, sonst wäre das Gewicht am Boden angelangt und das Licht hätte sich nicht mehr gedreht. Einschlafen war da nicht drin und deswegen gab es auch insgesamt vier Leuchtturmwärter, die mit ihren Familien vor Ort wohnten. Wie hart das Leben hier gewesen sein muss, wird an diesem stürmischen Tag deutlich. Der Wind rüttelt an den Häusern und das ständige Heulgeräusch muss auch ertragen werden.
Bei weiteren Ausflügen schauen wir uns noch mehrere berühmte Surfstrände und den Ort Margaret River an. Am Leuchtturm am anderen Ende der Halbinsel, dem Cape Naturaliste machen wir eine Wanderung zu einem Aussichtspunkt. Leider läuft man fast die ganze Zeit auf sandigem Untergrund durch dichtes Gestrüpp und Wale sehen wir auch nicht vorbei ziehen. Cape Leeuwin und der Leuchtturm dort haben uns besser gefallen.
Von Dunsborough aus hatten wir schon vor zwei Wochen für unseren letzten Tag eine Walbeobachtungstour gebucht. Die wird leider 12 h vorher wegen Starkwindes abgesagt. Erst halten wir das für einen Vorwand (zu wenige Buchungen?), als dann aber am späten Morgen der Wind auffrischt und wir in Busselton sehen, wie hoch die Wellen sind, sind wir froh, nicht auf dem Wasser zu sein. Selbst die Jetty in Busselton (Landungsbrücke von 1,8 km Länge) betreten wir wegen des Windes nicht. Der Regen kommt waagrecht!
Von Busselton ist es am nächsten Tag nicht mehr weit nach Perth. Auf einem Campingplatz im Swan Valley (Weinbaugebiet nordöstlich von Perth) haben wir uns ein Hüttchen gemietet. So fällt das Packen leichter als im engen Auto. All unsere nicht mehr benötigte Ausrüstung verschenken wir an ein älteres Paar, das fest auf dem Campingplatz lebt. Für uns ist es gut, dass wir nichts wegwerfen müssen und sie freuen sich.
Am 25.11. geben wir das Auto völlig verstaubt und mit abgefahrenen Reifen bei Maui ab und fahren mit Uber zu unserem Hotel. Das liegt in South Perth direkt gegenüber der Innenstadt, getrennt nur durch den Swan River. Der Blick vom Balkon ist toll und mit der Fähre sind wir im Nu in der Innenstadt. In anderthalb Tagen erkunden wir Perth und haben, angesichts der überschaubaren Innenstadt das Gefühl, einen guten Eindruck gewonnen zu haben.
Perth ist die Hauptstadt des riesigen Staates Western Australia (WA) und hier leben auch 80% aller Einwohner von WA. Die Stadt hat 2.8 Mio Einwohner und gilt als abgelegenste Millionenstadt der Welt. Die nächste australische Großstadt ist das 2800 km entfernte Adelaide. Nach Singapur sind es 3900 km, nach Sydney 6300 km. Perth profitiert vom Minengeschäft, wie ganz Western Australia. Hier haben die großen Minengesellschaften ihren Sitz und vom Flughafen aus werden die Mitarbeiter an die entlegenen Orte gebracht, von denen wir einige unterwegs gesehen haben.
Uns gefällt Perth sehr gut. Die Skyline ist schön anzusehen, die Innenstadt ist ansprechend gestaltet und es gibt viele, schöne Parks. Der größte von ihnen ist der Kings Park auf einem Hügel westlich des Stadtzentrums. Die historischen Sehenswürdigkeiten sind für einen Europäer nicht so spannend, das älteste historische Gebäude stammt aus dem Jahr 1836. Natürlich breiten sich eng bebaute Trabantenstädte weit um die Stadt herum aus. Sie scheinen aber verkehrsmäßig gut angeschlossen zu sein. Nicht nur durch große Highways, sondern auch durch Bahnlinien, die zwischen den Fahrbahnen der Highways geführt werden. In der Innenstadt ist sogar das gesamte Busnetz kostenfrei.
Am 27.11. nehmen wir Abschied von Australien. Es war eine wunderbare Reise mit vielen neuen Eindrücken. Die Weite und Leere des Landes haben uns besonders beeindruckt. Das liegt natürlich mit daran, dass wir uns während unserer Reise bewusst auf den am wenigsten besiedelten Teil des Landes beschränkt haben. Im von uns bereisten Northern Territory und Western Australia leben nur ca. 12% der Einwohner Australiens, der größte Teil des Kontinents ist leer und unerschlossen. Kein Wunder, denn das Outback kann nicht viele Menschen ernähren, so spektakuläre Sehenswürdigkeiten es auch bietet. Den Einwohnern des Outback muss man wirklich Respekt zollen! Sie leben unter höchst widrigen Lebensumständen: Dürre, Hitze, Staub, sintflutartige Regenfälle, Fliegen und Ungeziefer, weite Wege zu Ärzten und Einkaufsmöglichkeiten, auf einen engen Personenkreis beschränkte soziale Kontakte. Das zieht natürlich einen besonderen Menschentyp an! Der Südwesten von Western Australia bot dann nach all der Wüste (und wir lieben Wüsten) im Norden und Zentrum einen absoluten Gegensatz. Die grünen Wiesen, die Vielfalt der blühenden Büsche und die riesigen Wälder haben uns nach all der roten Erde förmlich überwältigt. Das hat uns vor Augen geführt, wie grün und vom Klima verwöhnt Europa doch ist, auch wenn wir graue Winter ertragen müssen!
Eine Antwort
Hallo Ihr Lieben,
ein ganz wunderbarer Bericht, danke! Wieder viel gelernt. Ja, in Europa sind wir auf so viele Arten verwöhnt und wissen es gar nicht.
Mir könnte es in dem Teil Australiens schon gefallen. Eure enorm lange Reiseroute hätte mich aber erschlagen. Mit unseren Tagesetappen von 50 bis 200 km kämen wir gar nicht herum.
Jedenfalls ging es gut und das freut uns. Auch die Drohne hat überlebt;-)
Obwohl die bericht vorzüglich ausgearbeitet sind wäre es wunderbar, von Euch direkt etwas zu hören.
Viele Grüße
Horst
PS – meine Damen sind für einen „Mutter-Tochter-Urlaub“ gerade in Dubai. Da würde ich nicht hinwollen…
Horst