Uluru, Coober Pedy und die East MacDonnell Mountains bei Alice Springs
Am 12.9. verlassen wir Kings Canyon, fahren die 150 km zurück bis zum Lasseter Highway, der uns nach insgesamt 330 km zum Uluru (Ayers Rock) führt. Wir installieren uns auf dem Campingplatz und fahren am Nachmittag los in den Nationalpark und informieren uns am Cultural Center über die Bedeutung des Uluru für die Aborigines. Das Center ist architektonisch interessant, gebaut aus roten Lehmziegeln in einer gebogenen Form, die Kuniya nachempfindet. Kuniya ist eine wichtige mythologische Figur: die Frau Python, die das Gute symbolisiert und ihre Eier wie eine Kette um den Hals trägt. Ihre Gegnerin ist Liru, die giftige braune Schlange. Am Uluru haben beide einen großen Kampf miteinander ausgefochten, bestimmte Linien und Einschnitte im Fels sind Zeugnis davon. Leider darf man das Gebäude weder von außen noch von innen fotografieren, um die Gebräuche der Aborigines zu respektieren.

Da Uluru und auch Kata Tjuta (Olgas) so eng verbunden mit den Schöpfungsgeschichten der Aborigines sind, sind sie für sie Heiligtümer. Daher war es für die Aborigines ein bedeutsamer Akt der Befreiung, als ihnen beide Berge 1985 zurückgegeben wurden. Ein weiteres Tabu, nämlich den Berg zu besteigen, wurde erst 2019 auch für Touristen durchgesetzt. Heute ist das gesamte Gebiet ein Nationalpark, der gemeinsam verwaltet wird von Parks Australia und den lokalen Anangu.
Am Mala Parkplatz machen wir uns einen Kaffee und genießen ihn und ein Stück Kuchen in Angesicht des imposanten Uluru. Obwohl man schon so viele Bilder gesehen hat, überwältigt die schiere Größe des Berges und seine Präsenz.




Eine Stunde vor Sonnenuntergang sichern wir uns am Sunset Viewing Point einen schönen Platz und warten auf unseren Klappstühlen mit einem alkoholfreien Bier in der Hand auf das was kommen wird. Der Parkplatz ist groß, aber so gebaut, dass jedes Auto Blick auf den Berg hat. Manche Leute sitzen auf ihren Autodächern, manche im Auto (wegen der Fliegen) und manche spazieren den Weg entlang. Die Stimmung ist jedenfalls bestens! Dann beginnt Uluru zu glühen…


Nachdem nochmals ein kühler Tag vorhergesagt ist, wollen wir ihn für eine Wanderung in den 40 km entfernten Olgas (Kata Tjuta) nutzen. Wir fahren bei Sonnenaufgang los und stoppen am Kata Tjuta Sunrise Viewing Point, der einen guten Überblick bietet. Frühstück gibt es dann an einem Viewing Point. Um halb neun sind wir auf dem Trail. Auch diese Wanderung ist spektakulär schön!









Für den letzten Tag am Uluru haben wir uns Fahrräder gemietet, denn heute soll es deutlich wärmer werden und die Umrundung zu Fuß erscheint uns der Sonne zu ausgesetzt. Wir radeln vom Cultural Center los und umrunden den Berg im Gegenuhrzeigersinn. Mit vielen Zwischenstopps brauchen wir doch drei Stunden. Besonders eindrucksvoll ist das Mutijulu Waterhole und Kantju Gorge. Die gesamte Nordseite des Berges ist heiliges Terrain, hier verläuft der Weg weit weg vom Berg und zudem ist das Fotografieren verboten. Anschauen darf man die Linien und Höhlen am Berg zwar schon, aber nur vor Ort und nicht, wie es auf Bildern der Fall wäre, an anderen Orten. Leider sind gerade hier die Strukturen besonders interessant anzusehen.









Nachdem im Cultural Center überhaupt nichts über die Geologie der Berge gesagt wird, habe ich das mal gegoogelt! Uluru und Kata Tjuta sind beide besonders hart, bzw. enthielten weniger Spalten und Brüche als das Gestein, das sie ursprünglich umgeben hat. Dieses wurde in der Folge stärker erodiert und nur die beiden härteren Bergmassive blieben stehen. Ihre rote Farbe kommt von den Fe haltigen Mineralien. Dennoch sind beide sichtbar unterschiedlich. Uluru ist ein Monolith aus Arkose Sandstein reich an Feldspat ohne Frakturen, seine Täler und Höhlen wurde von Regenwasser ausgehöhlt. Kata Tjuta ist dagegen ein Konglomerat aus Kieseln und Felsen, die von Sand und Schlamm zusammen zementiert sind. Die Kiesel sind aus Basalt oder Granit. Beides sind jedenfalls imposante Berge!
Das Ayers Rock Resort, das den Berg erschließt, wurde in respektvoller Entfernung erbaut, so dass nichts den Eindruck stört. Es besteht aus einer Ringstraße an deren Außenseite mehrere Hotels verschiedenster Preislagen (auch für Backpacker), der Campingplatz, ein kleines Ladenzentrum, Polizeistation, Krankenstation und eine Tankstelle angeordnet sind. Die Mitte wurde freigelassen. Auf der Ringstraße verkehrt ein kostenloser Shuttlebus. Den nehmen wir an einem Nachmittag, um uns die Läden und zwei Galerien anzuschauen. Dafür bleiben und gerade zehn Minuten denn um fünf macht alles zu. Man legt hier Wert auf Work Life Balance. Nur auf der Grasfläche im Ladenzentrum ist noch Betrieb. Hier gibt es täglich ab 16:00 einen Aborigine Open Air Kunstverkauf. Die Frauen sitzen am Boden, vor sich ihre an den Ecken mit Steinen beschwerten Gemälde. Wortkarg, uninteressiert und irgendwie überhaupt nicht präsent, genau wie in Alice. Während die Preise in der Galerie bei 3500 $ anfingen, bekommt man hier schon etwas für 500 $, allerdings deutlich laienhafter gemalt. Trotzdem sehen wir, dass mehrere Gemälde gekauft werden.






Am 15.9. verlassen wir Uluru in Richtung Coober Pedy. Das bedeutet 272 Km zurück auf dem Lasseter Highway und dann rechts auf den Stuart Highway Richtung Süden. Nach Coober Pedy sind es dann noch 486 km, das schaffen wir an einem Tag nicht. Wir übernachten daher am Marla Roadhouse inmitten des Nirgendwo. Marla besteht aus dem Roadhouse mit Bar, Supermarkt, Imbiss, Motel, Werkstatt und Campingplatz, drei bis vier Häusern, einer Polizeistation, einem Park (!) mit öffentlichen Toiletten, einer Entsorgungsstation für Camper und eine riesige Entsalzungsanlage. Eine solche werden wir auch in Coober Pedy sehen. Da das gesamte Gebiet früher einmal ein Inlandmeer war, ist das aus 200 m Tiefe geförderte Grundwasser sehr salzig und muss dementsprechend bearbeitet werde. Der junge Mann an der Kasse des Roadhouses ist Deutscher und mit Work and Travel unterwegs. Auf die Bemerkung, dass es hier schon sehr eintönig sein muss, antwortet er mit „ja, aber gutes Geld“!





Am nächsten Morgen regnet es ein bisschen und ist nicht mehr so heiß wie gestern. Unterwegs überholen wir einen Radfahrer, halten natürlich an und füllen seinen Wasservorrat nach. Der junge Mann schafft ca. 200 km am Tag und ist sehr erfreut zu hören, dass es bis Coober Pedy nur noch 100 km sind. Das würde er dann heute schaffen, meint er, gestern hätte er einfach im Busch übernachtet.
Die Strecke nach Coober Pedy ist sehr eintönig, flach und mit niedrigem Buschwerk bewachsen, ab und an sieht man eine Kuh (überfahren oder lebendig). Coober Pedy kündigt sich 50 km vor der Stadt mit kegelförmigen Abraumhalden an, eine absolute Mondlandschaft.





Coober Pedy entstand 1915, als es nach dem zufälligen Fund des ersten Opals einen Opal-Rush gab. Australien stellt 9O % des Opals auf der Welt und wiederum 90% davon kommen aus Coober Pedy. Heute hat die Stadt 1700 Einwohner, die entweder Opalsucher sind oder im Tourismus arbeiten. Die Hälfte von ihnen lebt in aus dem Sandstein gehauenen Höhlenwohnungen. Sie sind bei dem extremen Klima mit glühender Hitze und eisiger Kälte ideale Behausungen. Bei stabilen Temperaturen von 19 bis 25 ° braucht man kein Geld fürs Heizen oder die Klimaanlage auszugeben.
Wir übernachten auf Ribas Underground Camping, 5 km außerhalb der Stadt. Unterirdische Plätze gibt es allerdings nur für Zelte, unser Auto steht lediglich unter einem Schattendach. Für den morgigen Abend tragen wir uns für die Abendführung durch die hauseigene Mine ein.


Am Nachmittag unseres ersten Tages in Coober Pedy haben wir die Sunset Tour mit George in den 40 km entfernten Kangu-Breakaways Conservation Park gebucht. Um drei Uhr geht es los, erst in die Moonplains, dann zum Dog Fence und dann zu den Breakaways. George ist ein lustiger Typ, um die 70, australischer Vietnam Veteran (ja, die Australier waren im Vietnam Krieg dabei) und verlangt als ehemaliger Militär Aufmerksamkeit und Gehorsam. Auf sein „Right, you got me“, muss unbedingt mit „Yeah“ geantwortet werden. Erkennt man in den erodierten Bergen keinen Mann, Hund oder Kamel rümpft er die Nase! Ignorante Touristen!
In den Moonplains gibt es versteinerte Bäume, glitzernde Platten aus kristallinem Gips und viele, viele Steine und dann natürlich den berühmten Dog Fence. Für Europäer kein Begriff, obwohl es mit 5300 km Länge der längste Zaun der Welt ist. Der Zaun wird heute noch instandgehalten, ist 2 m hoch und schützt die Gebiete südlich davon vor den Dingos, den wilden Hunden Australiens. Dingos sind anscheinend auf Schafe spezialisiert und richten in den Herden einen riesigen Schaden an. Die Rinderhaltung nördlich des Zauns ist anscheinend weniger durch sie gefährdet.



Wir sehen die Erosionsstrukturen der Breakaways im wechselnden Licht des Sonnenuntergangs und bekommen dazu einen Tee und warme Muffins serviert. Eine sehr lohnende Tour!





Am nächsten Tag schauen wir uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt an. Da Coober Pedy die einzige Ansiedlung weit und bereit ist, bietet die Stadt alles, was man so braucht. Ein Krankenhaus mit 24 Betten, einen Flugplatz, das letzte Autokino Australiens, einen sehr gut sortierten Supermarkt, einen Liquor Store, ein sehr schönes Schulzentrum mit Swimming-Pool und ein reichhaltiges Soziallleben. Es gibt einen kroatischen, italienischen und einen griechischen Club, einen Golfplatz, eine Shooting Range, einen Pferde- und einen Autorennplatz, eine Historical Society und drei Kirchen (alle unterirdisch). Darüber kann man als Bewohner offensichtlich vergessen, dass die Stadt katastrophal aussieht. Um die Häuser/Höhlenwohnungen liegt aller Schrott und die Altreifen der letzten 80 Jahre. Aber in dieser Einöde ist das einfacher als eine gezielte Entsorgung und man hat auch immer Ersatzteile auf Lager!









Ein Ausflug zum 4 km entfernten Dugout von Crocodile Harry darf nicht fehlen. Crocodile Harry (1925-2006) hieß eigentlich Arvid Blumenthal und ist aus Lettland nach Australien ausgewandert. Er war ein echter Outback Mann und lebte von der Krokodiljagd in Nord Queensland. Später zog er sich zum Opalschürfen nach Coober Pedy zurück und lebte in eben diesem Dugout. Er muss ein Exzentriker, Sammler skurriler Dinge und großer Geschichtenerzähler gewesen sein. Nach seinem Tod entwickelte sich der Dugout zu einer Attraktion und wurde von allen möglichen Besuchern weiter ausgeschmückt.





Am Abend machen wir die sehr interessante Minenführung. Die siebenjährige Tochter des Besitzers (mit pinkfarbenem Helm) fungiert als Safety Officer, verteilt die Helme und zieht sich dann in das neben der Mine gelegene unterirdische Heim zurück. Ihr Vater ist seit 18 Jahren Miner und betreibt nebenher seinen Campingplatz. Er hält einen fast zweistündigen hochinteressanten und perfekt strukturierten Vortrag über die Entstehung von Opalen, die verschiedenen Möglichkeiten des Schürfens und wo man suchen muss. Kurzgefasst: reine Glückssache (einziger Hinweis sind Verwerfungen im Sandstein), gefährlich und teuer (Maschinen, Sprit, Lizenzen). Erwähnenswert ist, dass der Schürfer mit Maschinen das Gestein abbaut (2 m3 pro Stunde), bis er, wenn er Glück hat, den Opal hört. Dann geht es vorsichtig mit der Hand weiter! In den meisten Fällen (über 90%) hat er dann aber nur wertlosen farblosen Opal (Podge) gefunden. Genau der richtige Beruf für Glücksritter!








Am nächsten Morgen verlassen wir Coober Pedy mit dem Plan, irgendwo unterwegs an einem Roadhouse zu übernachten. Als wir feststellen, dass uns das Fahren bei dem geringen Verkehrsaufkommen überhaupt nicht anstrengt, beschließen wir, die 687 km bis Alice Springs durchzufahren. Im Roadhouse in Marla essen wir einen Hamburger, im Roadhouse von Erldunda gibt es einen Kaffee und einmal müssen wir tanken. Ansonsten heißt es nur: Tempomat an, Musik hören, Lenkrad festhalten, alle zwei Stunden Fahrerwechsel! Niemand fährt vor einem, ganz selten überholt einen jemand, Gegenverkehr hat man alle 5 bis 10 min. Da merkt man erst, wie einen der dichte Verkehr zuhause stresst. Um 18:00 kommen wir wohlbehalten in Alice Springs an.



Auf dem uns bereits wohlbekannten Campingplatz in Alice Springs steht das erste Waschen an. Ich wasche das erste Mal auf Kreditkarte, man muss nämlich keine Münzen einwerfen, die Waschmaschine hat einen Kreditkartenleser! Nur leider zieht in Alice Springs ein Regengebiet durch. Mit geschicktem Timing bekommen wir trotzdem alles trocken. da hilft es, dass wir nur zwei Ladungen Wäsche waschen müssen, da bei unserem Autovermieter ein Linen Service inkludiert ist. Wir können uns an jeder Niederlassung frische Bettwäsche und Handtücher holen.
Während unsere Wäsche trocknet machen wir einen Tagesausflug in die East MacDonnell Mountains mit einer sehr schönen Wanderung an der Trephina Gorge.



Wir fahren die einspurige Teerstraße noch bis zu ihrem Ende am Ross River Resort. Drücken wir es so aus: Resort erweckt einen falschen Eindruck. Einige baufällige Hüttchen gruppieren sich am Ende der Welt um einen Swimming Pool. Wellness oder so etwas braucht man hier nicht zu erwarten.
Am 21.9. verlassen wir Alice Springs endgültig. Ab jetzt geht viele, viele km immer nach Norden, Richtung Top End und Darwin.
3 Antworten
Euer Bericht echt super. Es hat sich viel verändert. 1972 haben wir die Orte besucht.
Weiterhin gute Reise! Bin schon gespannt in Darwin war ich nicht.
Viele Grüße Christine
Es kommt mir vor wie eine andere Welt. Ich bin beeindruckt! Und auch, dass ihr noch die Energie zum Berichteschreben habt.
Euch beiden gute Fahrt weiterhin wünscht
Gerd
Hallo Ihr Weltenbummler,
danke für die vielen tollen Bilder, wir haben eine Menge daraus ersehen/gelernt.
Und sparen uns die Reise;-)
Wir sitzen an der Loire im Regen bei 10 Grad. Morgen weiter Richtung Atlantik.
Viele Grüße
Deb und Horst