Unterwegs mit unserem Wohnmobil Balu

Die Welt ist zu schön, um darüber hinweg zu fliegen

Ein Abstecher ins omanische Hinterland

Bevor wir über den weiteren Verlauf der Reise und unsere Erlebnisse berichten hier ein paar Worte zu unserer Haushaltsführung:
Es gibt bereits seit der Ukraine keine Camping Infrastruktur mehr, d.h. keine geregelte Entsorgung des Grauwassers und der Toilettenkassette und keine Versorgung mit Wasser. Strom haben wir eher selten, eigentlich nur auf städtischen Stellplätten wie z.B. der Marina in Muskat. Da wird dann aus wenigen Steckdosen mittels Kabeltrommeln auf die gesamte Gruppe verteilt. Dann läuft zumindest der Kühlschrank nicht auf Gas, sondern auf Strom. Unsere Li- Batterie bewährt sich hervorragend: nach vier Tagen frei stehen ohne zu fahren ist sie noch halb voll, so dass wir ohne Solaranlage (war uns zu schwer) wunderbar zurechtkommen.
Aber zurück zu den weniger appetitlichen Dingen: das Grauwasser lassen wir unterwegs etwas abseits von Straßen ab, die Toilettenkassette kann man an WCs von Tankstellen oder an öffentlichen WCs leeren. Falls dergleichen nicht in Sicht – ab in die Natur. Aber diese Lösung ist eher selten. Google Maps zeigt einem fast überall “public toilets” an und es geht wie auf dem Bild unten von statten.

Die Versorgung mit Frischwasser ist auch oft etwas spannend. Wir versuchen unseren 140 l Tank immer voll zu halten (und haben noch zwei Plastikflaschen mit je 10l als Notreserve dabei) und wir tanken bei jeder Möglichkeit nach. Hier im Oman gibt es an jeder Moschee Wasser, eine weitere Möglichkeit sind öffentlich zugängliche Wasserhähne in Dörfern. Das Wasser lassen wir in eine Gießkanne und kippen diese in unseren Tank. Das dauert natürlich etwas – insbesondere bei geringem Wasserdruck und minimalem Durchfluss – entsprechend sparsam geht man mit dem Wasser um. Geduscht wird im Balu, aber natürlich nicht täglich. Das Wasser zum Kochen oder für den Kaffee kaufen wir im Supermarkt in 5l oder 10l Flaschen. Es wurde uns von unseren Guides nahegelegt, das Wasser aus dem Tank nur zum Spülen und Waschen zu verwenden. Der Boiler wird, um Gas zu sparen, nur zum Duschen angestellt, auf der arabischen Halbinsel ist es nämlich extrem schwierig, die Gasflaschen aufgefüllt zu bekommen.
Haareschneiden ist ein Problem. Männerfriseure gibt es unglaublich viele, aber die schneiden keine Frauenhaare. Friseure für Frauen sind sehr selten und schwierig zu finden, weil so versteckt. Nutzt aber sowieso nichts, denn die können keine Kurzhaarfrisuren: „only long hair“. Also muss Peter ab und an meine Frisur korrigieren.
Lebensmittel gibt es im Oman in wunderbarer Vielfalt mit tollen Frischetheken in den großen Supermärkten wie Lulu oder Carrefour. Auch die Kekstheke ist reichhaltig, wir haben noch nicht alle Sorten durchprobiert. Trockenfrüchte und Nüsse aller Art sowie Gewürze kann man offen nach Gewicht kaufen, alles ist sehr appetitlich präsentiert. Da wir abends meist fern von Orten stehen ist selber Kochen angesagt, in Restaurants kommen wir fast überhaupt nicht. Das war im Iran anders, da waren wir extrem viel essen.
Meine T-Shirts und die Funktionskleidung wasche ich zur Sicherheit mit der Hand. Bettwäsche, Handtücher etc. kann man ab und an waschen lassen, immer dann, wenn wir nahe einer Großstadt sind und mehrere Tage an einem Ort bleiben. Die Wäsche kommt in große Tüten (mit Namen und gewünschter Temperatur beschriftet) und wird von unserem Guide zu einer Wäscherei gebracht und wieder abgeholt. Das ist erstaunlich günstig, für drei große Beutel haben wir in Maskat ca. 25 € gezahlt. Nur Peters Hemden kommen immer fürchterlich faltig zurück und einige Damen klagen, dass ihre T-Shirts eingegangen sind. Und manchmal gibt es lustige Suchspiele, weil Kleidungsstücke falsch zugeordnet wurden. Obwohl wir relativ wenig Kleidung mitgenommen haben, haben wir doch zu viel dabei, da hätte man mit weniger auch noch gut leben können.
Mit der Enge des Lebens auf 7m Länge kommen wir gut zurecht. Eigentlich vermissen wir die vielen Dinge, die wir zuhause besitzen (bis jetzt) überhaupt nicht. Aber unsere Familie und Freunde vermissen wir schon!

Und der Haushalt ist auch viel schneller erledigt. Abends lesen wir oder schreiben Reisebericht und gehen außerdem sehr viel früher schlafen als zuhause, wo man vom Fernsehen von seiner Müdigkeit abgelenkt wird. Über das was in der Welt vorgeht, informieren wir uns übers Handy.
Ab und an gibt es auch Lagerfeuer am Abend, seit wir im Oman sind, liest Guide Dima dabei aus 1001 Nacht vor. Vielleicht sind wir auch wegen der vielen neuen Eindrücke müder als sonst. Und meist geht es früh raus, man will ja die Helligkeit ausnutzen.

Tag 060 (11.01.)

Auf der Weiterfahrt zu unserem nächsten Übernachtungsplatz „Fins White Beach“ verlasse wir nach ein paar Kilometern die wunderbar ausgebauten Straßen des Omans und begeben uns auf eine Piste entlang des Wadi Mayh. Die Piste selbst ist eine glatte Schotterpiste mit beginnendem Wellblechcharakter.

Aufgrund der letzten stürmischen Tage war wohl wieder viel Wasser durch das Wadi geschossen und die Straße war deshalb offensichtlich frisch planiert / geräumt. Man kann bei der Durchfahrt in solchen Wadis an vielen Stellen die Gewalt des Wassers erkennen. Schwere Betonbefestigungen liegen ausgespült in der Landschaft. Auch asphaltierte Straßen werden unterspült und abgetragen. Wir sehen am Rand des Wadis eine Kamelherde und ich lasse die Drohne aufsteigen um einige Nahaufnahmen machen zu können. Bei der Weiterfahrt stellt sich heraus, dass die gesamte Herde in die Nähe der Straße wandert und man die Tiere sehr gut fotografieren kann. Die erwachsenen Tiere haben die Vorderbeine mit Stricken so zusammengebunden, dass sie keine großen Schritte machen können. Die Jungtiere dürfen frei herumlaufen. Vermutlich bleiben sie in der Nähe der Muttertiere.

Anschließend machen wir uns auf den Weg zu einem der seltenen Staudämme. Der Staudamm liegt in einer landschaftlich herrlichen Gegend, aber wir können die Aussicht dort oben nicht wirklich genießen, da der Wind mittlerweile in Sturmstärke bläst und um uns herum einzelne Palmblätter abgerissen werden. Ulrike muss mehrfach ihre Brille festhalten.

Eine Bergstraßentour für unsere 4×4-Kollegen musste abgesagt werden, da die Strecke wegen Wasserschäden unpassierbar war. Als weiteren Besichtigungspunkt auf dem Weg liegt ein Sinkhole, in dem Baden mit Knabberfischen möglich gewesen wäre. Als wir dort ankommen, beginnt es zu regnen, so dass wir das Loch nur schnell anschauen und weiterfahren. Auch der Weg zu unserem geplanten Stellplatz erwies sich bei Ankunft des ersten Fahrzeugs unserer Gruppe als unpassierbar. Es wurde dann auf die Schnelle ein neuer Platz mit besserer Zufahrt gefunden, die neuen Koordinaten der Wegpunkte dorthin per Whatsapp verteilt und unsere Navis hatten die neue Route.
Der Stellplatz ist herrlich gelegen am Meer, aber so recht können wir das nicht genießen, da der Wind weiterhin unseren Balu schüttelt. In der ersten Nacht regnet es auch heftig über Stunden hinweg. Unsere Guides lassen in der Nacht einige Fahrzeug umstellen, die sehr nahe am Meer und einem Zufluss (Wadi) stehen, da das Wasser um sie herum stetig ansteigt.

Aufgrund des Wind- und Brandungsrauschens haben wir davon nichts mitbekommen, obwohl das Wasser im Wadi bis ca. 3m an unseren Balu herangekommen ist.
Tag 061 (12.01.)
Wiederum wegen des Wetters und der Gefahr von Flutwellen wird die geplante Wanderung im Wadi Ash-Shab abgesagt und auf den nächsten Morgen verschoben. Deshalb faulenzen wir und machen einen längeren Spaziergang entlang der Küste mit einem Mittagspicknick.

Einige große Vögel mit Raubtierschnäbeln und einem Geiergesicht landen in der Nähe unseres Platzes. Und tatsächlich sind es arabische Geier.

Tag 062 (13.01)

Heute Morgen finden wir uns schon sehr früh auf dem Parkplatz zum Wadi Ash-Shab ein. Um in das Wadi zu kommen, muss man zuerst vom Parkplatz mit einem Boot übersetzen, um dann auf zum Teil abenteuerlichen Pfaden in das enge Tal zu gelangen. Am Taleingang wird intensive Landwirtschaft betrieben. Neben Mango und Papaya werden auch Bananenstauden und Dattelpalmen gepflegt und gehegt. Zwischendurch gibt es auch die Möglichkeit in einigen Wasserpools zu schwimmen. Wegen der immer noch recht kühlen Witterung haben wir darauf verzichtet.

Auf dem Parkplatz gibt es auch WCs mit Wasserhähnen, eine solche Gelegenheit will man natürlich nutzen, um den Tank nach 2 Tagen Campingleben wieder zu füllen. Leider waren wir nicht die ersten und der Klo Verantwortliche hat dann uns das Wasser verweigert, weil sein Dachtank fast leer war. Also muss es auch so gehen.
Für die Weiterfahrt zu unserem nächsten Ziel waren 2 unterschiedliche Routen vorgesehen. Leider werden wir kurz vor der Abfahrt darüber informiert, dass die schönere der beiden Strecken (Bergstrecke) wegen der vorangegangenen Unwetter unpassierbar ist. Also dann halt auf der langweiligeren Autobahn bis fast vor das Ziel – „Wadi Bani Khalid. Die Fahrt von der Hauptstraße zum Wadi führt durch tolle Landschaft hinauf in die Berge in eine ausgedehnte Palmenoase die sich immer weiter verjüngt und in einer Schlucht endet. Auch hier steht wieder eine Wanderung an.
Ich (Peter) hatte mir am Vortag eine kleine Verletzung am Fuß zugezogen. Durch die Wanderung am Morgen war ich dann etwas überstrapaziert und beschloss gemütlich einen Kaffee zu kochen, Plätzchen zu essen und dazu zu lesen. Insgesamt 3 Grüppchen von jungen Männern kamen an die offenstehende Tür von Balu und wollten sich mit mir unterhalten. Die übliche Konversation: How are you? Welcome to Oman! Where are you from? Und so weiter. Natürlich sah man die Neugierde der jungen Männer an den langen Hälsen die sie an mir vorbei Richtung Wohnmobil streckten. So gab ich dann 3 Führungen durch das Wohnmobil wiederum begleitet von „Aaahs“ und „Ohhhhs“ und „very nice“ und „Oooh a bathroom – and so clean“.
Währenddessen wandert Ulrike alleine. Nach der Erfahrung am Morgen diesmal in Wanderstiefeln. Anfänglich völliger Overkill, dann das Wadi ist touristisch gut erschlossen, ein betonierter Weg führt zu einem kleinen See, an dem auch ein Ausflugslokal liegt. Da es bereits später Nachmittag ist, ält sich aber der Andrang in Grenzen. Ab da geht es über die Felsen, die sehr glatt sind. Ich wäre wieder umgedreht, wenn nicht vor mir eine Dame in meinem Alter, in Abaya und Badelatschen, gestützt auf ihren Gatten über die Felsen balanciert wäre. Was die schafft, schaffe ich auch, denke ich mir. Ich werde belohnt von einem Bad zwischen den Felsen, das Wasser hat Badewannentemperatur, kommt also auch aus einer warmen Quelle.

Nachher erzählen Mitreisende, dass es dort eine Menge Blutegel gab, ich habe mir aber keinen geholt. Wahrscheinlich waren sie schon satt!
Nachdem Ulrike wieder zurück war, ging es dann flott zu unserem Nachtziel. Genau zum Sonnenuntergang kommen wir an – der wohl bisher schönste Platz der Reise. Wir stehen direkt an der Rückseite eines Dünenkamms in einer savannenartigen Landschaft.

Ulrike zaubert noch schnell ein leckeres Abendessen und wir sitzen (endlich bei Windstille!) vor unserem Balu und genießen die Stille und den Sternenhimmel über uns.
Tag 063 (14.01.)
Vom Bett aus sehen wir am Morgen auf die Düne und die savannenartige Landschaft. Auf der einen Seite zieht eine Ziegenherde an uns vorbei (die laufen völlig selbstständig herum), auf der anderen Seite kurz darauf dann Kamele, an einem Auto angebunden. In der Nähe befindet sich mehrere Kamelfarmen und die Tiere müssen bewegt werden.

Unsere heutige Tagesetappe beträgt nur ca. 80 km. Deshalb beschließen wir den Tag ganz geruhsam anzugehen. Ich nehme mir nochmals die Drohne vor, da sie so einige Zicken macht. Bei den Testflügen gelingen mir dann doch noch einige nette Bilder, aber so richtig funktioniert sie noch nicht. Danach fahren wir dann durch Mondlandschaften Richtung Ibra.

Unterwegs sehen wir einen Wasserhahn in einem Dorf, sogar bezeichnet mit „drinking water“ und füllen unseren Tank.
Alt Ibra ist eine historische Stätte – ehemalige Karawanserei – gebaut aus Lehm und aus diesem Grund stark verfallen. Trotzdem sind die zum Teil mehr als 300 Jahre alten Mauerreste imposant anzusehen.

Am Abend haben wir beide dann nochmals einen Spaziergang durch die leeren Gassen unternommen und die Stimmung des Ortes eingefangen. Vorher gibt es Tee und omanische Süßspeise für uns, an den Stellplatz gebracht von zwei jungen Männern, um uns willkommen zu heißen.
Wie wir erfahren haben, plant man im Sultanat solche Orte zu Tourismusmagneten zu machen, vor allem, da Ibra seit neuestem über eine vierspurige Straße an Maskat angeschlossen wurde. Wir glauben nicht, dass man mit solch verfallenen Mauerresten irgendwelche Touristen dauerhaft anziehen kann. Es gibt einfach nicht genug Überbleibsel, da die neuen Häuser zum Teil auf und um die Ruinen herum gebaut wurden. Man hätte den Wert dieser Schätze vor 30 Jahren erkennen müssen, als noch mehr zum Restaurieren vorhanden war. Auf der anderen Seite wurde die Altstadt in Dubai zu Tode restauriert, so dass auch sie keinen Reiz mehr hat.

Tag 064 (15.01.)

Heute Morgen besuchten wir in Ibra den wöchentlich stattfindenden Frauenmarkt. Ich hatte gehofft dass man dort günstig Frauen erstehen könne……..
Nein, nein, das hat eine etwas andere Bedeutung. Vor langer Zeit hatte das örtliche Krankenhaus an diesem Tag Sprechstunde und viele Leute kamen weit angereist um den Doktor zu sehen. Da man nicht so viel Geld hatte, um das zu bezahlen, brachten die Frauen Waren mit und es entwickelte sich im Hof des Krankenhauses ein lebhafter Handel, um die Waren zu Geld zu machen. Dem Krankenhaus wurde dies nach einiger Zeit zu bunt und der Markt wurde nach außerhalb verlagert. Dort gibt es Bereiche in dem keine Männer erlaubt sind. Deshalb der Name Frauenmarkt – Frauen verkaufen an Frauen.

Dort gibt es aber eigentlich nichts, was Männeraugen nicht sehen dürften: nur Stoffe und Borten und bestickte Bordüren, wie sie die Frauen hier als Bündchen an ihren Hosen tragen.

Der Männerbann erscheint uns auch unerklärlich, weil es Straßenzüge voller Damenschneider (Womens Tailoring oder Abaya Tailoring ) gibt, die ausschließlich von Männern betrieben werden.

Würde sich nicht evtl. eine muslimische Frau lieber von einer Schneiderin Maß nehmen lassen?
Anschließend geht es weiter nach Sinaw, vorbei an einigen Oasen mit zu besichtigenden Forts. Die Landschaft wird immer mehr zur Wüste. Die Beschreibung im Roadbook des heutigen Stellplatzes lautete: „ruhig in der Natur mit seltenen Bäumen“. Aber nicht die Bäume sind selten, sondern es gibt selten Bäume dort. Das wird bei der Anfahrt klar: es geht durch ein staubiges Wadi hinauf in eine Schotterwüste, kahl bis auf ca. 3 verhutzelte Akazienbäumchen, aber mit Blick auf eine Art Ayers Rock in der Ferne.

Eigentlich sehr schön, nur der Wind wieder! Wir sitzen draußen mit unserem Drink, binnen Minuten hat sich darauf eine Staubschicht gebildet. Ebenso auf uns und unseren Kleidern und Stühlen. Da mag man auch im Windschatten von Balu nicht draußen sitzen. Am Abend drehen wir Balu noch, damit er mit der Schnauze in den Wind steht. Und kalt ist es!

Tag 065 (16.01.)

Heute wieder frühes Aufstehen, weil wir zum Kamelmarkt ins 6 km entfernte Sinaw fahren.

Ebenfalls angeschlossen gibt es einen Fischmarkt trotzdem wir uns in der Wüste befinden.

Der Markt ist sehr reizvoll, neben Kamelen werden auch Ziegen und Schafe verkauft. Letztere teilweise von Beduinenfrauen mit tollen Masken vor dem Gesicht. Es gibt mehrere unterschiedliche Formen: der Typ Vogelschnabel verdeckt viel vom Gesicht, der Typ Nasensteg akzentuiert eigentlich das Gesicht eher als dass er es verdeckt.

Ich (Ulrike) finde die Masken so toll, dass ich eine kaufen möchte und ziehe deswegen durch mehrere Läden auf dem Souk und verhandle mit einer Beduinin. Aber für einen Gag sind sie für 8 Rial (ca. 20 €) zu teuer und Peters Frage: „was willst du dann damit machen“, bringt mich endgültig davon ab.

Aber ein weiteres omanisches Männerkäppi leiste ich mir, sie sind zu schön. Hier kauft man das Käppi in zwei Teilen: den Rand und den Deckel. Zusammengenäht wird es dann beim Schneider nebenan. Auch andere exotische Läden gibt es rund um den Viehmarkt: Läden in denen man für seinen Krummdolch einen neuen Knauf kaufen oder ihn aufpolieren lassen kann. Außerdem eine Auswahl an Kurzwaren für heimische Näharbeiten, die einem die Augen übergehen lassen.

Danach fahren wir nicht wie ursprünglich geplant zu den „seltenen Bäumen“ zurück, sondern zu einem anderen kurzfristig ausgekundschafteten Stellplatz der nicht so exponiert dem Wind ausgeliefert ist – Direkt hinter der Umgrenzungsmauer einer Moschee in der totalen Pampa. Aber wie bei jeder Moschee gibt es dort Toiletten und auch Wasser. Am Spätnachmittag wird Rindfleisch gegrillt und alle bereichern das Essen durch mitgebrachte Salate oder Desserts.

Beim Sonnenuntergang zieht eine Kamelherde an uns vorbei, romantischer geht es kaum.

Der Wind hat stark nachgelassen und so sitzen wir anschließend gemütlich am Lagerfeuer und unser Reiseleiter liest einen weiteren Teil eines Märchens aus 1001 Nacht. Leider stellen wir später fest, dass alle übel juckende Stiche auf nässenden Beulen am Kopf haben. Die Rache des Muezzins? Ungläubige hinter der Moscheemauer?

Tag 066 (17.01.)

Heute fahren wir auf dem Weg zur Wahiba Sandwüste über die Oasenstadt Mudayrib und treffen uns dort zu einer Besichtigung der Burg und der alten Lehmhäuser, die dort in großer Zahl recht gut erhalten sind.

Auch hier fließt ein Bewässerungsgraben mit warmem Wasser durch den Ort. Es gibt ein Häuschen, in dem die Einheimischen „duschen“, d.h. Wasser aus dem Graben schöpfen und über sich gießen.
Danach sind es nur noch 30km zu unserem Dünenstellplatz.

Der Boden am vorgesehen Areal sieht fest aus und vor uns sind auch schon einige Wohnmobile dort hingefahren. Ich stoppe Balu kurz, damit Ulrike sich den optimalen Platz aussuchen kann. Als ich wieder losfahren will, spüre ich regelrecht das Absacken des rechten Vorderrades und Balu sitzt fest. Aber wozu haben wir unsere Allradkollegen dabei. Schlepphaken angebracht, Bergegurt befestigt und schon ging es aus dem Sandloch heraus auf „vermeintlich“ festen Boden. Man kann über ihn laufen, ohne einzusinken, man kann darauf springen, aber beim Fahren wird deutlich, dass eine dünne Lehmkruste auf pulverigem Sandboden liegt. Morgen beim Anfahren werden wir wissen ob wir alleine auf die befestigte Straße kommen werden. Die Abschleppöse habe ich mal sicherheitshalber eingeschraubt gelassen.
Gegen 16:00 brechen wir als Gruppe mit Geländewagen auf zu einer Dünentour. Nach einer recht gewöhnungsbedürftigen Fahrt die Dünen hinauf und hinunter kommen wir plötzlich an einen Dünenkamm und können von dort in ein Tal heruntersehen. Hier sind sämtliche motorbegeisterte Männer der Umgebung mit ihren Geländewagen versammelt (es ist Freitagabend!). Wir befinden und in einem Tal der rasenden Männer.

In halsbrecherischer Manier fahren sie die Dünen herauf und herunter. Die Luft ist erfüllt vom Knallen der Fehlzündungen. Ich habe nicht geglaubt, dass normale Fahrzeuge solche Steigungen überhaupt bewältigen können. Unsere Fahrzeugkolonne stürzt sich natürlich ebenfalls die Düne hinunter.

Anschließend fahren wir weiter in die Ruhe der Dünenlandschaft hinein, um dort den Sonnenuntergang zu erleben.

Ulrike hat einen Sundowner in eine Wasserflasche abgefüllt und so genossen wir die Zeit und den Drink.

Tag 067 (18.01)

Am Morgen stellt sich heraus, dass es gut war, dass ich die Abschleppöse am Fahrzeug gelassen habe. Nach ca. 50cm Fahrt vergraben sich die Vorderräder trotz eingeschalteter TractionControl wieder im Sand. Aber der Gurt war schnell wieder angebracht und ein Iveco-Allrad brachte uns aus der Sandfläche auf die Straße. Auch ein weiteres Fahrzeug musste herausgeschleppt werden.
Auf dem Weg zurück zur Küste besichtigen wir ein Gazellen Krankenhaus in dem verletze Wildtiere gesund gepflegt und dann wieder in die Freiheit entlassen werden. Dort können wir auch den Tank füllen. Zwei pakistanische Arbeiter der Station helfen ungefragt und werden von Peter mit einem ungewohnt großzügigen Trinkgeld belohnt. Sie überschlagen sich vor Freude und wünschen mir (Ulrike) : good trip, sister. Da unsere Vorräte gefühlt zu Ende gingen und wir in nächster Zeit keine größere Stadt mehr anfahren werden, gingen wir in Sur zu Carrefour um aufzustocken. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass unsere Stauräume immer voller werden und Balu immer tiefer liegt 😉
Danach machen wir noch einen Zwischenstopp in einer Dhow-Werft, die einzige Werft dieser Art im Oman. An einer Dhow wird ca. 12 Monate gearbeitet. Das bedeutet, dass die Werft einen Ausstoß von nur 1 – 2 Schiffen pro Jahr hat.

Kunden sind vor allem Saudis und Bewohner der VAE. Die Preise liegen bei ca. 350.000 € zuzüglich Motor. Im Vergleich zu Kunstfaserbooten in unseren Breiten fast ein Schnäppchen, wenn man sieht wie das Schiff in völliger Handarbeit gebaut wird.

Sur selbst ist sehr schön, eine weiße Stadt mit vielen Minaretten am blauen Meer mit einer langen Strandpromenade. Am Strand natürlich keine Badenden (das tut man hier nicht) sondern nur einige Fischerboote und gegen Abend viele fußballspielende oder joggende Männer. Keine Frauen weit und breit in Sicht!

Kurz vor dem Dunkelwerden erreichen wir unseren Platz für die nächsten 2 Nächte an einem Strand ca. 40 km östlich von Sur. Die Gegend und ihre Strände sind vor allem wegen der Schildkröten bekannt die hier an Land kommen um ihre Eier abzulegen. Für uns ist nach langer Zeit mal wieder Chillen ohne Programmpunkte angesagt.

Tag 068 (19.01)

Langer Strandspaziergang am Meer wo wir mehrere Spuren von riesigen Schildkröten sehen konnten.

Oben im Bild sieht man einen netten Platz zum verweilen und Chillen! Abfall oder Absicht? Es ist immer wieder für und unverständlich mit welcher Sorglosigkeit die Einheimischen mit Ihrem Müll und der Umwelt umgehen. Ich sammle auf dem Rückweg 4 Leuchtstoffröhren die in der Brandungszone liegen. Dazu mehrere Bierflaschen die glücklicherweise noch nicht von Autos plattgefahren waren. Obwohl es hier eine regelmäßige Müllabfuhr und viele Abfallbehälter gibt wir trotzdem alles einfach hingeworfen. Vermutlich wartet man auf die nächste Flut oder heftigen Wind. Aber dennoch ist es schön bei einer leichten Brise fast direkt am Meer zu sitzen. Der direkte Strandbereich ist hier für Fahrzeuge gesperrt damit die Schildkröten ungestört zur Eiablage kommen können. Nachts sind Wächter unterwegs die aufpassen, dass sich in der Nacht niemand am Strand aufhält. Am Abend bleibt heute unsere Küche kalt und wir gehen ins nahegelegene Hotel um uns den Luxus eines Dinners-Buffets zu gönnen. Anschließend dann noch ein Besuch in der Hotelbar. Dabei handelt es sich um einen abgeschlossenen Raum mit dem Flair eines leeren Abstellraumes, funzelige Beleuchtung und in der Mitte ein Billardtisch. Und es gab richtiges Bier mit Alkohol!!!

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6 Antworten

  1. Ich kann eure Verwunderung über den weggeworfenen Müll verstehen. Leider ist das auch bei uns im Reichswald so.

    Vielleicht eine Anregung für alle: Deshalb habe ich mir angewöhnt, bei jedem Spaziergang drei Teile Müll aus Plastik aufzusammeln. Plastikmüll ist nicht unhygienisch, den kann man unbesorgt aufheben.
    Die hunderte weggeworfenen Tempotaschentücher lasse ich allerdings liegen.
    Ich bin für Pfand auf Einmaltaschentücher!!!
    Viel Spaß weiterhin.

  2. Eure tollen Erlebnisse sind wirklich erstaunlich und wie gut ihr damit umgeht. Ulrikes Knöchel ist offensichtlich wieder felsenfest. Der Kurzwarenbasar erinnert an den Laden von Frau Stümpfig. Euer Balu muss einges aushalten, hoffentlich geht es ihm und euch weiterhin gut. Ich wünsche euch eine gute Reise und sichere Stellplätze. Glück auf!

  3. Liebe Ulrike und lieber Peter,
    vielen Dank für den ausführlichen Reisebericht und die tollen Bilder.
    Bei dem Stoffmarkt würde Melissas Herz höher schlagen.
    Wir wünschen euch weiterhin eine schöne und erlebnisreiche Reise.
    Viele liebe Grüße
    Elisabeth und Thomas

  4. Eure Reise ist ein Traum!!!
    In Gedanken reisen wir einfach mit.
    Es ist immer spannend zu lesen, was ihr so erlebt.
    Ganz liebe Grüße aus dem fernen Deutschland!
    Inge

  5. Hallo, wieder mit großem Interesse die Reiseberichte gelesen. Beneide Euch. Hier ist heute Nacht der erste Schnee gefallen. Aber Ihr habt offenbar auch mit den Unbillen des Wetters manchmal zu kämpfen. Liebe Grüße Heinz und Ita

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