Unterwegs mit unserem Wohnmobil Balu

Die Welt ist zu schön, um darüber hinweg zu fliegen

Entlang der Küste weiter in den Süden des Oman

Tag 069 (20.01.)

Heute Morgen geht der Tag geruhsam an, da wir erst gegen 15:00 aufbrechen müssen, um zu unserem nächsten Platz in nur 30km Entfernung aufzubrechen. Ich lasse die Drohne nochmals fliegen um einige Luftaufnahmen des Strandes zu machen. Unsere Autos stehen entlang des Schildkröten Schutzzaunes mit freiem Blick aufs Meer.

Ansonsten weiteres Faulenzen. Es tut zwischendurch richtig gut, ohne jegliches Programm nichts zu tun. Wir erreichen dann, nachdem wir fast eine Stunde gebraucht haben, um unsere Wasservorräte an einem Wasserhahn mit extrem wenig Durchfluss aufzufüllen, unseren Nachtplatz. Es ist der Parkplatz vor dem einzigen Hotel im Schildkrötenreservat Ras el Jinz, ruhig in der Wüste gelegen. Wir sind für ein Führung um 8:20 eingeplant. Man erwähnt schon im Vorfeld, dass jetzt Nebensaison für die Schildkröten sei und es auch passieren kann, dass wir nichts zu sehen bekämen. Wir laufen im Dunkeln vom Hotel an den Strand. Das Hotel ist so gebaut, dass kein Licht von dort bis zum Strand reicht denn das würde die Tiere in die falsche Richtung leiten. Nach ca. 1 km kommen wir an den Strand an dem sich ca. 6 – 8 Gruppen à 20 -30 Personen befinden. Um die Schildkröten nicht zu stören benutzen die lokalen Führer Rotlichtlampen, andere Lichtquellen dürfen nicht verwendet werden. Der Strand besteht aus weichem Sand und hat viele tiefe Löcher. Man muss sich sehr vorsichtig voran tasten.
Zuerst einmal heißt es für uns und die anderen Gruppen warten. Dabei können wir ein herrliches Brandungsleuchten beobachten. Immer wenn sich größere Wellen etwas weiter vor dem Strand brechen, beginnt die Welle hell und grün zu leuchten. Das ist ein tolles Schauspiel. Ebenso natürlich der Sternenhimmel ohne irgendeine Lichtverschmutzung.
Schließlich werden wir weitergeführt. Wir kommen an eine Stelle die komplett durchwühlt ist und von der aus sich eine Schildkröte geradewegs zum Meer aufmacht. Da schwimmen die Tiere nach ihrer Geburt 20 Jahre lang schwerelos durch das Wasser und kommen dann zur Eiablage an den Strand ihrer Geburt und müssen nun das Gewicht des Körpers von bis zu 250 kg durch den Sand schleifen

Wir dachten nun, dass die Tour beendet sei, aber plötzlich weist uns der Führer auf eine Babyschildkröte hin, die gerade geschlüpft sein muss. Sie macht sich mit unendlicher Anstrengung ebenfalls auf den Weg ins Meer. Durch die vielen Besucher ist natürlich der gesamte Strand durchwühlt und das macht es für die Kleine besonders schwierig da der Weg nicht eben ist und sie oft in die Fußstapfen fällt und sich wieder herausarbeiten muss. Aber sie schaffte es!
Als wir uns dann wieder auf den Heimweg machen sieht unser Führer eine Schildkröte die in ihrer vorher gegrabenen Grube gerade bei der Eiablage ist. Sie ist komplett in diese Tätigkeit vertieft. Der Führer schaltet am Hinterleib der Schildkröte sogar das Weißlicht ein und wir können deutlich beobachten wie ein Ei nach dem anderen in das noch tiefere Loch plumpst.

Das war dann das Highlight des Abends. Es ist mittlerweile 11:30 und wir machen uns überwältigt von den Erlebnissen auf den Heimweg.
Leider ist es mittlerweile weit verbreitet alles aus jeglicher Perspektive fotografieren zu müssen. „Was man nicht fotografiert hat, hat man auch nicht erlebt“. Dabei wird manchmal recht rücksichtslos vorgegangen und die Nachbarn zur Seite geschubst. Auch in unserer Gruppe wurde kurzfristig mit der Taschenlampe geleuchtet, um ein besseres Foto machen zu können. Hier müsste es ein totales Mitnahmeverbot von Handys und Kameras geben. Man könnte ja dann nach der Tour Profifotos auf CD verkaufen. Aber es war trotzdem ein toller Abend!

Tag 070 (21.01.)

Heute machen wir uns an eine längere Tagesetappe entlang der Küste Richtung Süden. Wir wollen ca. 230 km hinter uns bringen. Der Küstenstreifen ist auf viele Kilometer völlig unbewohnt.

Zuerst Steilküste und dann lange Strände an denen immer wieder kleine Pavillons für das Picknick mit eigener Zufahrt stehen. Alle unbenutzt. Daneben große Schilder, dass Schwimmen wegen gefährlicher Strömungen verboten ist. Aber der Omani schwimmt auch nicht, er picknickt.

In Al-Ashkharah gibt es einen neuen Hafen, in dem unzählige traditionelle Dhows der Fischer liegen. Mit Hilfe von Google Maps finden wir hier einen Supermarkt “Oriental Market” und es werden nochmals Lebensmittel gebunkert, um einige Tage autark zu sein. Ein Eis aus der Tiefkühltruhe hilft die Hitze zu ertragen.

Danach gibt es entlang der Küste nur noch Ansammlungen von Fischerbooten am Strand und auch dazugehörige Fischerhütten als Lagerplatz für die Gerätschaften (Netze etc.).

Rechts von uns haben wir die Ausläufer der Wahiba Sandwüste (Dünen), an deren nördlichem Rand wir vor ein paar Tagen unsere Geländewagentour gemacht haben. Hier sieht man auch Beduinenzelte am Straßenrand.

Wir kommen an mehreren Warnschildern vorbei, die uns vor Sandverwehungen warnen. Die Straße ist auch an einigen Stellen komplett zugeweht.

Wir übernachten auf einem Schotterplatz direkt am Rand der Dünen.

Ein klarer Sternehimmel erstreckt sich über uns, es gibt nur sehr wenig Streulicht.
Im Übrigen war heute Bergfest, also die Hälfte unserer Tour ist vorüber.

Tag 071 (22.01.)

Am Morgen treffen wir uns nach kurzer Anfahrt im Shannah Port, um mit der Fähre auf die Insel Masirah überzusetzen. Die Fähre ist mit unserer Karawane gut gefüllt, es handelt sich um ein älteres Modell von Schiff, aber die Fahrt dauert nur 1.5 h. Oben am Schiff steht groß “safety first”, aber man beachte die Sicherung der Gasflaschen im untersten Bild!

Ein Tanklaster kann nicht mehr mitfahren (auf der Insel gibt es inzwischen keinen Sprit mehr). Nach unserer Ankunft machen wir uns sofort auf den Weg an die Südspitze, wo wir die nächsten 2 Tage am Strand verbringen werden. Wir haben einen tollen Blick auf das Meer. In der gesamten Gegend lebt man vom Fischfang, auch an unserem Platz werden viele Fischerboote zu Wasser gelassen. Tagsüber liegen in der Bucht mehrere Dhows vor Anker. Welchen Stellenwert der Fischfang hat, kann man vom Boden ablesen, Er ist übersät mit kurzen Abschnitten von Perlonleinen in allen Farben die von den Netzen stammen.

Der Blick von Balus “Terrasse” ist wunderbar! Wir machen gegen 16:00 einen langen Spaziergang entlang der Küste nach Norden. Auch hier entdecken wir Schildkrötenspuren und einige schöne Muscheln. In einem Wadi stehen grob zusammengebaute Hütten der Fischer.

Kurz bevor wir wieder bei unserem Balu sind, sehen wir uns den Sonnenuntergang über dem Meer an. Sofort wird es kühl und wir essen mit Jacke zu Abend. Der Tag klingt bei einem Lagerfeuer aus. Kurz bevor das Feuer heruntergebrannt ist, kommen drei Fischer vom Fang zurück und setzen sich mit Ihrer Shisha zu uns ans Feuer. Der eine Fischer fragt: „car your house?“. Als diese Frage bejaht wird, lacht er aus vollem Herzen und man sieht förmlich seine Gedanken: „was müssen die verrückt sein, diese Europäer“. Das war für ihn offensichtlich unvorstellbar.

Tag 072 (23.01.)

Leider weht heute wieder ein sehr kräftiger Wind. Man hat die Wahl im Schatten und im Wind zu sitzen. Oder aber die Sonne im Windschatten zu „genießen“. Ulrike macht nochmals einen längeren Spaziergang entlang des Strandes, Peter verzichtet zugunsten des Schattens neben dem Wohnmobil. Aber auch Ulrike hat nicht die normale Ausdauer und kommt wegen der Hitze und der knalligen Sonne bald wieder zurück. Heute Abend ist wieder einmal Grillabend angesagt und Ulrike bereitet für die Salatbar einen leckeren Nudelsalat vor. Am Abend (Spätnachmittag – denn ab 18:00 ist es dunkel) gibt es Unmengen von gegrilltem Fisch (Meer-Äschen).

Beim Abräumen unseres Geschirrs mache ich eine unglückliche Bewegung und ziehe mir einen gewaltigen Hexenschuss zu. Gestützt von zwei Mitreisenden schaffe ich es zu unserem Wohnmobil. Inzwischen wurde dort eine Decke auf dem Boden ausgebreitet und unser mitreisender Arzt Urs und unser Physiotherapeut Hardy machen sich über meinen Rücken her. Es ist schon sehr schön, wenn man solche Mitreisende hat! Ein Zahnarzt ist auch unter uns (auch er hat ein Notfallset dabei, mit Handbohrer!) und auch eine Hebamme, die wir aber wohl nicht benötigen werden. Danach kann ich zumindest selbstständig ins Wohnmobil „kriechen“. Nach der Einnahme einer gehörigen Dosis von Ibuprofen lege ich mich ins Bett.

Tag 073 (24.01.)

Die Nacht verläuft prima, aber am nächsten Morgen als Hardy mich zur Wassertherapie abholen möchte, schaffe ich es fast nicht aus dem Bett und aus dem Wohnmobil. Auch hier eilen wieder einige starke Herren herbei und bringen mich bis zum Wasser. Nachdem ich dort einige Übungen absolviert habe geht es schon viel besser. Etwas später wiederhole ich nochmals die Übungen im Wasser und fühle mich danach fast wieder fit zum Bäume ausreißen. Mein Rückenproblem hat sofort eine andere Reisende dazu animiert ihr Wohnmobil übungsweise zu fahren, um im Notfall bei Ausfall des Fahrers fahren zu können – auch wenn der dazugehörige Führerschein (LKW) nicht vorhanden ist. Auch Hardy fährt einen LKW, den seine Frau nicht fahren darf. Er hat sich einen Muskelriss zugezogen (er hat bei Sturm die Wohnmobiltür geöffnet und sie ist zugeschlagen als sein Bein noch im Weg war) und muss nun trotzdem fahren. Aber Hardy ist hart im Nehmen. Vor einem Jahr war er mit seinem Wohnmobil in Namibia, ein Leopard hat versucht ihn durchs Fenster zu ziehen und er ist fast verblutet. Seitdem will seine Frau nicht mehr alleine mit ihm reisen!
Gegen Mittag packen wir ein und Ulrike fährt dieses Mal Balu zu unserem nächsten Stellplatz auf der anderen Seite der Insel. Unterwegs kommen wir durch ein Gebiet mit schneeweißem Sand. Die Kamele wirken so, als würden sie durch den Schnee stapfen.

Ein weiteres Mal füllen wir unsere Wassertanks mit Frischwasser an einer Moschee. Obwohl es Freitag ist, liegt diese total verlassen am Wegesrand. Wir hatten schon befürchtet, dass dort Hochbetrieb wäre und natürlich wollten wir die Gläubigen nicht mit unseren Arbeiten stören.
Unterwegs schafft es auch ein 4×4 Wohnmobil sich bei Experimenten an einem Strand nahe der Hauptstraße einzugraben. Aber es gibt genügend Helfer die dann schaufeln bzw. ziehen. Auch unser größter MAN-Truck versinkt am Endziel im Sand und kommt nur noch unter Zuhilfenahme der Sandbleche aus dem sehr weichen Sand. Danach erwischt es dann noch zwei weitere Fahrzeuge die die festen Kiesflächen verlassen. Unser Bergegurt mit 9 m Länge und 10 t Reißfestigkeit mit den dazugehörigen Schäkeln kommt häufig zum Einsatz.
Gegen Abend gibt es dann nochmal ein Spektakel. Vier junge Männer fahren mit ihrem normalen PKW an den Strand hinunter, wo der Sand extrem weich ist. Wie zu erwarten, hätte man seinen Verstand eingeschaltet, bleiben sie stecken und zwar in einem Bereich, wo die auflaufende Flut sie in Kürze erreichen wird. Erst schauen wir Wohnmobilreisende aus der Ferne zu, wie sie versuchen frei zu kommen. Zwei Fahrzeige der Royal Oman Police sind auch schon da. Sie beobachten erst mal die Bemühungen, aber immerhin mit angelegten Warnwesten. Als die Situation kritischer wird, brechen wir mit unsren Abschleppgurten und Sandblechen auf, denn so etwas hat weder die Polizei dabei noch ein weiterer Truck, der zur Hilfe gekommen ist. Mit Brachialgewalt wird der PKW aus dem Sand gefetzt, Ararats Gurt reist, die Polizei fährt sich auch noch im Sand fest. Die jungen Männer aber sind tiefenentspannt, der Fahrer richtet noch schnell die Frisur und die Sonnenbrille, schließlich wird er von uns fotografiert.
Wir stehen hier an einem naturbelassenen kilometerlangen Sandstrand, wie er sich um die gesamte Insel herum erstreckt.

Naturbelassen bedeutet leider vermüllt. Der Strand und das Gebiet dahinter sind von Plastikmüll übersäht. Leider ist hier ein Umweltbewusstsein noch nicht angekommen. Beim Einkaufen wird einem z.B. alles in Unmengen von Plastiktüten verpackt, wir bringen als gute Deutsche natürlich unsere wiederverwertbaren Beutel mit, was immer für Erstaunen sorgt. Flaschen etc. werden einfach nach Gebrauch der Natur überlassen. Und was die mit dem Plastikmüll macht ist uns ja allen bekannt.
Hier sehen wir auch kleine blaue Quallen angespült am Strand und identifizieren sie eindeutig als „blue bottle“ (physalia physalis), eine üble Brennqualle.

Tag 074 (25.01.)

Wieder einmal ist Faulenzen angesagt. Ulrike wäscht ein paar Stücke Wäsche von Hand aus und ich versuche bei miserablen Netzverbindungen unseren Blog auf den neuesten Stand zu bringen. Nachdem alleine die neue Route fast 20 Minuten braucht um hochgeladen zu werden gebe ich das Unterfangen auf und werde auf bessere Netzverhältnissen warten.

Wir machen einen schönen Strandspaziergang. Baden ist hier nicht möglich da die Brandung stark ist und immer wieder Felsen und die Quallen im Wasser sind. Abends gibt es, wie auch schon gestern, einen Film (natürlich im Freien) über den Oman zu sehen, danach ein riesiges Lagerfeuer aus dem Treibholz das über den Tag gesammelt wurde.

Tag 075 (26.01.)

Wir fahren früh los, damit wir um 7:45 auf die Fähre fahren können. Zu der Zeit ist Flut, d.h. die Rampe der Fähre passt für unsere Fahrzeuge. Trotzdem müssen Tampen ausgelegt werden, damit niemand aufsitzt. Das ist auf der Hinfahrt einem Mitreisenden passiert, aber Ararat hat den Schaden bereits wieder behoben.
Die heutige Fahretappe führt nicht entlang der Küste, sondern etwas versetzt dazu durch Hinterland und zwar durch die Wüste im Regierungsbezirk „al Wusta“. So sieht es dort auch aus, erst ebene Sandwüste, dann mit Dünen, dann durchsetzt mit Felsen.

Die Strecke ist 260 km lang und führt nur durch einen einzigen Ort, der es wert ist Ort genannt zu werden. Dort stocken wir unsere Vorräte in einem einfachen Supermarkt so gut es geht auf. Der pakistanische Einpacker trägt uns die Tüten ans Auto, klettert hinein und deponiert sie direkt vor dem Kühlschrank. Auch nicht schlecht! Seit Sur haben sich die Einkaufsmöglichkeiten deutlich verschlechtert, es gibt keine großen Märkte wie Lulu oder Carrefour mit ihren tollen Frischetheken mehr. Hier auf dem Land (und das erstreckt sich zwischen Sur und Salalah über ca. 1100 km) lebt man deutlich einfacher
Wir beobachten ein omanisches Paar, sie mit Gesichtsmaske, er wie üblich in weißer Dishdasha mit Turban, begleitet von ihren zwei pakistanischen Helfern. Das Paar steigt vorn in den Toyota Truck, die Helfer klettern auf die Ladefläche und los geht es. Komfortabel ist das für die Männer nicht, denn es weht ein starker Wind der ständig Sand über die Straße peitscht. Auf solchen Ladeflächen kann man auch gut ein Kamel transportieren. Es liegt dabei mit angezogenen Beinen auf dem Bauch und ist mit Gurten gegen Aufstehen gesichert.
Überhaupt die Gastarbeiter: Jede schwerere oder niedere Arbeit wird von Indern oder Pakistani verrichtet. Bauarbeiter, Straßenarbeiter, Feldarbeiter, Bedienungen und Einpacker im Supermarkt, Putzmänner in öffentlichen Toiletten, alles Männer aus Indien oder Pakistan. Sie leben in einfachsten Verhältnissen – da sie kein Auto haben oftmals wie Eremiten in Hütten im Nirgendwo.
Kurz vor dem Ziel mitten in diesem Nirgendwo kommt die WhatsApp, dass der eigentlich geplante Nachtplatz am Meer wegen tiefen Sandes nicht erreichbar ist. Der Ausweichplatz liegt auch nicht gerade gut zugänglich (nur über eine rudimentäre Fahrspur) mitten zwischen schroffen Felsen in einer Kieswüste.

Der Wind peitscht und trägt feinen Sand mit sich der im Nu unseren Tisch im Freien bedeckt. Ein kleines Video zeigt den Wind anschaulich.

https://youtu.be/e-Br7MbvflQ

Guckt man in Richtung der Berge, hat man den Eindruck es wäre neblig, ist aber alles Sand. Wir verzichten deshalb auf unser Essen im Freien.

Tag 076 (27.01.)

Wir stehen früh auf, da wir keinesfalls als letzte vom Platz fahren wollen, um für den Fall des Hängenbleibens ein Allrad Fahrzeug greifbar zu haben. Aber es geht alles gut. Der starke Wind führt dazu, dass die Sichtweite durch mitgeführten Sand stark herabgesetzt ist.

Man fährt wie durch eine Nebelbank aus Sand. Für die nächste Stadt Al Duqm ist seitens des Sultans großes geplant. Als erstes hat die Stadt einen Flughafen bekommen, eine riesige Ölraffinerie ist im Bau und das erste und einzige Trockendock des Oman. Über den Flughafen soll die Stadt auch touristisch erschlossen werden, ein Radisson Hotel am Strand existiert bereits. Die Umgebung erscheint uns allerdings gänzlich reizlos, die Stadt (sie verdient diesen Namen nur, weil es keine anderen Ansiedlungen in mehreren 100 km Entfernung gibt) selber ist gruselig. Eine Ansammlung von Häusern und einfachen Geschäften entlang der im Stadtbereich gut ausgebauten Hauptstraße, ungeteerte Nebenstraßen, unzählige indische oder pakistanische Gastarbeiter. Es gibt in der Nähe auch keinerlei touristische Attraktionen außer dem Strand, attraktive Tagesausflüge sind also auch nicht drin. Auch hier weht der Wind kontinuierlich in Sturmstärke und peitscht den Sand durch die Gassen. Vor dem Supermarkt weht es uns fast weg, wie ihr im Video sehen könnt:

https://youtu.be/fZUMFg0QA_o

Unser Ziel ist Ras Madrakah, wo zwei Strandtage geplant sind. Allerdings ist das bei dem Wind keine gute Idee. Der Strand ist toll aber der Wind peitscht den Sand aus der anschließenden Wüste in riesigen Wolken über uns hinweg. Deswegen entschließen wir uns um die Ecke an den nächsten, kleineren Strand zu fahren, der etwas windgeschützter ist.

An den Felsen im Gezeitenbereich leben neben Muscheln uns unbekannte Tiere. Sie sehen aus wie Riesenasseln, sind ca. 4 – 8 cm lang. Vielleicht kann uns einer unserer Leser mitteilen um was es sich hier handelt.

Zwei weitere Mobile folgen uns und wir verbringen eine relativ ruhige Nacht. Allerdings: statt Wind gibt es hier Unmengen von Fliegen.

Der Entschluss fällt, am morgigen Tag gleich weiterzufahren und den Ruhetag einzuschieben, wenn der Wind schwächer ist.

Tag 077 (28.01.)

260 km durch die Wüste. Es hat aufgeklart und wir sehen wieder etwas, nämlich die verschiedenen Gesichter der Wüste: Mal weißer Sand, mal Kieswüste, mal raue Plateaus.

Jedes entgegenkommende Auto ist ein Ereignis. Wir sehen ungelogen wesentlich mehr Kamele als Autos an diesem Tag.

„Orte“ gibt es auch nur einen oder zwei an der Strecke. Allerdings unzählige, sehr einfache Moscheen in völliger Alleinlage am Straßenrand, immer mit Wasservorratsbehälter für die Waschungen und rudimentären Toiletten. Der muslimische Reisende hat wirklich keine Ausrede, die Gebetszeit auszulassen!
Wir fassen Wasser an der nagelneuen und für den Ort völlig überdimensionierten Moschee in Al Jazer. Zum Mittagsgebet kommen tatsächlich vier Personen angefahren.

Wenn der Ort 1000 Einwohner hat, ist das viel. Trotzdem gibt es mehrere Moscheen, eine davon gigantisch groß und ganz neu, ein Krankenhaus und ein Schulzentrum. Das fällt uns immer wieder auf: selbst kleinste Orte haben ein Gesundheitszentrum oder Krankenhaus, eine Schule und riesige Polizeistation. Letztere im ganzen Land gleich braun verputzt, bestens gepflegt und riesengroß. Auch auffällig sind die Neubausiedlungen auf dem Land: Eine Moschee, 10 bis 12 nagelneue große Häuser, alle gleich, alle von Mauern umgeben. Es gibt verschiedene Typen von Häusern: „Modell mit Turm“, „Modell mit Terrasse im 1.Stock“, „Modell Burg“ jedes Dorf besteht aber grundsätzlich aus dem gleichen Typ Haus. Wir hören, dass die alten Dörfer durch diese Neubauten ersetzt werden. Das ist omanischer sozialer Wohnungsbau! Wovon die Leute allerdings leben ist uns nicht klar. Am Meer wohl Fischerei, aber fernab davon? Ziegenzucht, Kamele?

Der Strand an unserem Ziel entpuppt sich als wunderbar. In Sichtweite eines kleinen Ortes (Neubausiedlung) auf einem felsigen Plateau am Rand eines Wadi, am türkisgrünen Wasser mit Strand soweit das Auge reicht.

Gegen Abend kommen mehrere Beduinenfrauen mit Gesichtsmasken in ihren Gelände Trucks vorgehfahren und wollen ihre geflochtenen Körbe verkaufen. Sie lassen sich unter unserer Markise auf dem Boden nieder und das Home Shopping kann beginnen.
Abends gibt es ein Lagerfeuer, nach kurzer Zeit stoßen mehrere einheimische junge Männer mit ihrer Wasserpfeife dazu. Da wir gerade über omanische Partnerschaftsanbahnung gesprochen haben, die ideale Gelegenheit, sie mit Übersetzung durch Hamdi zu interviewen. Alle vier sind über 30 Jahre alt, sehr ansehnlich, aber unverheiratet, weil sie das Geld für die Morgengabe noch nicht zusammen haben. In dieser Region sind 15.000 OMR (Ca. 37.000 €), ein Toyota Truck und Goldschmuck für die Braut üblich. Das Geld geht an die Frau und dient ihrer Absicherung. Einer meint, man könne es mit einer Frau aus dem Yemen versuchen, da sei es billiger. Ein Vater lässt anscheinend eine Tochter lieber unverheiratet als ohne angemessene Morgengabe. Das erklärt uns auch, warum man abends so viele Gruppen von jungen Männern sieht, die picknicken oder zusammen Wasserpfeife rauchen. Alles Junggesellen ohne familiäre Verpflichtung.
Alle sind Fischer, einer besitzt 5 Glasfiberboote, auf denen er illegaler Weise pakistanische Arbeiter einsetzt (anscheinend ist die Fischerei den Omanis vorbehalten). Das Gespräch kommt auf die Kleidung bei der Hochzeit, es ist die Festtagskleidung die man auch bei anderen Gelegenheiten trägt. Einer der Männer setzt sich ins Auto, fährt heim und kommt umgezogen zurück. Er trägt eine weiße Dishdasha und einen farbigen Turban, einen ziselierten Gürtel an dem der Krummdolch hängt und ein Spazierstöckchen aus Bambus.

Dieses Stöckchen ist ein wesentliches Accessoire für den Herrn, ohne es zu einer Beerdigung oder einer Feier zu gehen, wäre wohl grob unhöflich. Wie uns demonstriert wird, wird es auch bei Tänzen eingesetzt. Eine tolle Stimmung mit diesen orientalischen Gestalten am Lagerfeuer in einer Nacht, in der der Mond als waagrechte dünne Sichel am Himmel steht.

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5 Antworten

  1. Gut, dass Ihr so angenehme und hilfsbereite Reisegefährten habt, auf die Ihr Euch verlassen könnt. Hoffentlich habt Ihr auch genug Voltaren dabei, wenn es wieder mal zwickt. Eure Berichte lesen sich wirklich spannend.
    Weiterhin gute Reise und positives Erleben wünscht euch
    Gerd

  2. Toll, was ihr alles erlebt – und dass wir mit teilhaben dürfen!
    Wie gut, dass Peters Hexenschuss, in derart guten Händen war.
    Bleibt gesund und genießt die Zeit
    Ruth

  3. Wieder toll zu lesen, was ihr da in dieser ganz anderen Welt erlebt!
    Zum Glück seid ihr gut versorgt mit allem, alleine zu zweit mit so einem Hexenschuss, oder was auch immer für Malaisen, wäre viel übler. Danke, dass wir auf diese Weise teilhaben können!

  4. Vielen dank Euch für Eure ausführlichen, interessanten berichte. Wir reisen mit !
    Gute wünsche und herzliche grüsse,
    S und G

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