Die Welt ist zu schön, um darüber hinweg zu fliegen

Vom Kalbarri National Park entlang der Westküste zum Nambung National Park und landeinwärts zu den Goldfeldern von Kalgoorlie

Am 27.10. verlassen wir Denham und fahren 130 km zurück zum Highway 1. Am Billabong Roadhouse machen wir Mittagspause und essen dort einen ganz vorzüglichen Hamburger. Noch umgibt uns die Landschaft des Outback, das ändert sich aber weitere 120 km später. Hier beginnen fast übergangslos große Weizenfelder und es gibt richtige Bäume. Wir sind begeistert von so viel fruchtbarem Land, auf dem mehr gedeiht als nur ein paar magere Rinder. Wir biegen kurz darauf vom Highway 1 ab Richtung Küste und Kalbarri Nationalpark. Zuerst begleitet uns sanftes Hügelland mit Getreidefarmen, dann im Nationalpark eine unglaubliche Vielfalt von blühenden Büschen.

Die zwei abgelegensten Aussichtspunkte Hawks Head und Ross Graham des Kalbarri NP liegen direkt an unserer Strecke an die Küste. Unsere Vorstellung war, uns dort einen Kaffee zu kochen und den dann gemütlich auf einer Bank am Aussichtspunkt zu trinken. Drücken wir es so aus: der Genuss wurde durch die vielen Fliegen doch erheblich beeinträchtigt! Zum ersten Mal seit dem Uluru sind sie wirklich lästig. Sie stechen zwar nicht, aber sie fliegen in die Augen, den Mund und die Ohren und man kann gar nicht verhindern, dass man welche mit ins Auto bringt.

Erster Blick vom "Hawks Head" Lookout auf den Murchison River

Der Ort Kalbarri (1400 Einwohner) liegt geschützt an der Mündung des Murchison Rivers und ist komplett vom NP umgeben. Richtung Norden gibt es nichts als menschenleere Steilküste, an die die Brandung donnert. Kalbarri ist ein wunderschöner Ort mit ein paar Apartments, einem Campingplatz, gepflegten Grünanlagen am Wasser und viel Ruhe. Hier kann man sich so richtig erholen und das Meer genießen. Jeden Morgen gibt es eine sehr nette Pelikan Fütterung. Ein Pelikan namens „Naughty Boy“ tut sich dabei besonders hervor. Er tanzt förmlich um die Dame herum, die die Pelikane füttert und viel über sie zu berichten weiß.

Der Ort Kalbarri
Abendspaziergang am Fluss
Wir begegnen einem Pelikan
Die Mündung des Murchison Rivers
Naughty Boy bei der morgendlichen Pelikanfütterung

Der Kalbarri Nationalpark umfasst zwei unterschiedliche Sehenswürdigkeiten: Die Küstenklippen südlich des Ortes und die 80 km lange Schlucht des Murchison Rivers im Inland nordöstlich des Ortes. Als erstes fahren wir am nächsten Morgen ins Inland zum Aussichtspunkt „The Loop“, von wo aus wir ein Stück hinunter in die Schlucht zu einem Felsbogen namens „Natures Window“ laufen.

"Natures Window" ist gleich links um die Ecke
"Natures Window" über einer Biegung des Murchison Rivers
Beweisfoto
Der berühmte Blick durch den Bogen
Von "The Loop" fließt der Murchison zum "Kalbarri Skywalk"

Noch ist hier wenig los, auf dem Rückweg aber begegnen wir schon den ersten Gruppen von Chinesen. Der eher unbekannte Kalbarri NP scheint bei ihnen sehr beliebt zu sein.

Vom zweiten Aussichtspunkt, dem „Kalbarri Skywalk“, ist Peter wegen seiner Höhenangst weniger begeistert. Zwei riesige Metallbrücken ragen weit über den Canyonrand hinaus. Ihr Boden besteht aus Metalllgittern, so dass man einen guten Durchblick in den Abgrund hat. Toll gemacht! Nur seinen Hut muss man gut festhalten, damit er nicht in den Abgrund geweht wird, wo schon einige Hüte in den Büschen hängen.

Aussicht vom ersten Skywalk
Drohenaufnahme der beiden Skywalks
Blick von einem Skywalk auf den nächsten

Zum letzten Aussichtspunkt, dem „Z Bend Lookout“, muss man ein ganzes Stück laufen. Hier treffen wir auf eine Gruppe junger Chinesen, die eine richtige Fotosession abhalten Einer nach dem anderen posiert in den schrägsten Posen, während der Reiseleiter fotografiert. Sehr lustig anzusehen.

Ohne Pose am "Z Bend" Lookout

Ganz besonders beeindruckt hat uns am Kabarri NP die Vielfalt an blühenden Büschen und Bäumen. Wir konnten nicht anders, als immer wieder anzuhalten und die Blüten zu fotografieren!

Weil wir noch Zeit haben, besuchen wir am Nachmittag noch einige der recht spektakulären Aussichtspunkte an der Steilküste. Als Schiffbrüchiger hätte man hier keine Chance! Noch heute hierher zu kommen, stellt sich als gute Idee heraus, denn am nächsten Tag schlägt das Wetter um. Die Sicht ist schlecht und bei der kleinen Wanderung zum Mushroom Rock, die wir gestern nicht gemacht haben, werden wir ordentlich nass.

"Red Bluff" Lookout
Peter mit Pose - chinesischen Urlaubern abgeschaut
"Natural Bridge"
Blick in den Abgrund
"Island Rock"
Auf dem Weg zum "Mushroom Rock"
"Mushroom Rock"

Wir fahren im Regen weiter zur Hutt Lagoon nahe dem Örtchen Port Gregory. Die Hutt Lagoon ist pink, da eine dort vorkommende Alge Beta Carotin produziert. Das Beta Carotin wird von BASF in Becken geerntet und als natürlicher Farbstoff verkauft. Am besten soll man die Farbe der Lagune an sonnigen Tagen gegen Mittag sehen können. Wir sind gegen Mittag da, allerdings bei bedecktem Himmel. Die Farbe des Sees ist trotzdem gut erkennbar und lässt dazu noch die tiefhängenden Wolken über dem See rosa erscheinen. Und es regnet nicht mehr, so dass Peter Aufnahmen mit seiner Drohne machen kann.

Während wir einen Tee trinken und die Aussicht genießen, kommen immer wieder Autos mit Chinesen an. Hier scheint ein weiterer Fotostopp zu sein, an dem man als Chinese für soziale Netzwerke posieren muss. Eine junge Frau trägt ein auffälliges weißes Rüschenkleid, andere sind sogar farblich passend in pink und weiß gekleidet. Und alle laufen sie unbedacht durch niedriges Gestrüpp zum See hinunter und haben nur ihr Foto im Kopf. Keiner denkt daran, dass es dort Schlangen geben könnte.

Getreidefelder! Wir befinden und nicht mehr im Outback
Hutt Lagoon, durch eine Düne vom Meer getrennt

Auf dem Weg nach Geraldton kommen wir durch Northampton, einer der ältesten Siedlungen Westaustraliens, mit historischen Gebäuden entlang der Hauptstraße. Bei Regen erscheint alles aber nicht so ansprechend.

Hauptstraße in Northampton
Altes Gebäude mit neuen Stühlen

In Geraldton (35.000 Einwohner) angekommen, suchen wir uns einen windgeschützten Platz auf dem Campingplatz aus und fahren dann in die Stadt. Als erstes schauen wir uns das auf einem Hügel über der Stadt gelegene Memorial für die 645 Toten der Sydney II an, des von den Deutschen versenkten Kriegsschiffs. 645 Möwen zieren die Kuppel und alle Namen sind auf einer „Wall of Rememberance“ zu finden. Zur Bauzeit des Memorials war der Ablauf des Unterganges noch ungeklärt. Als das Schiff 2008 auf dem Meeresgrund vor Shark Bay entdeckt wurde, wurde das Memorial durch einen „Pool of Rememberance“ erweitert. Wie wichtig das Thema in der Stadt ist, merkt man auch an den vielen Fahnen in der Einkaufsstraße. Sie zeigen Szenen aus der Zeit und den Spruch: „Remembering Sydney II“.

Sydney Memorial auf einem Hügel oberhalb der Stadt
Jede der 645 Möwen steht für einen Toten
Wand mit allen Namen, "The Rest is Silence"
Im Pool die Koordinaten des Ruheortes des Schiffes
Banner in der Innenstadt

Geraldton hat einen großen Hafen und schöne Strände direkt in der Stadt. Der Stadtstrand ist gesäumt von gepflegten Grünanlagen und Spielplätzen, aber wir finden kein einziges Lokal. Das ist uns unverständlich, nach europäischem Geschmack würde man angesichts der Aussicht gerne auf ein Getränk oder etwas zu essen einkehren. Es ist gerade mal fünf Uhr, aber bis auf einige wenige picknickende Familien ist nichts mehr los. Die Geschäfte sind sowieso schon zu, nur der MacDonalds ist noch offen. Das öffentliche Leben spielt sich offensichtlich mehr am Vormittag ab, abends scheint man zuhause zu bleiben. Einem Südeuropäer kämen angesichts der hochgeklappten Gehsteige die Tränen. Also bleibt nichts als selber zu kochen!

Am nächsten Morgen versuchen wir nochmals unser Glück in Geraldton. Nun sind die Geschäfte in der recht kurzen Einkaufsstraße offen. Aber das Angebot ist für eine Stadt dieser Größe schon sehr beschränkt. Wir hätten uns gerne jeder ein etwas wärmeres Sweatshirt zugelegt, weil es weiter im Süden deutlich kühler sein wird. Das klappt nicht, aber wir bekommen zwei Flanellhemden zum unschlagbaren Preis von 3 €, immerhin etwas. Dafür gibt es jede Menge kurzärmelige Hemden und Kleidchen mit Rentieren und Zuckerstangen für Weihnachten. Ungewohnt, aber hier ist an Weihnachten nun mal Hochsommer.

Haupteinkaufsstraße in Geraldton

Nach unserer Einkaufstour geht es weiter Richtung Cervantes, nahe des Nambung Nationalparks. Wir legen einen sehr netten Zwischenstopp im hübschen Port Denison ein. In einer Fischhandlung am Hafen kaufen wir uns eine Tüte Garnelen für unglaublich wenig Geld. Die essen wir dann in der Parkanlage am Strand mit einem frischen Brot.

Strandpark in Port Denison mit den üblichen Gasgrills und Picknickbänken
Port Denison

Hinter Port Denison biegen wir vom Highway 1 ab auf die Küstenstraße 60. Sie führt nahe des Meeres Richtung Süden, der Highway 1 verläuft deutlich weiter im Inland. Ab und zu sieht man das Meer und unglaublich weiße Dünen aus sehr kalkreichem Sand. Die Gegend ist unbesiedelt, bis auf einige wenige einfache Wellblechhäuschen, die wohl als Feriendomizile dienen oder gedient haben.

Cervantes stellt sich als winziger Ort heraus. Es gibt Ferienhäuser, einen Golf und Bowling Club, eine Tankstelle, ein Motel, ein Lobster Lokal (schließt um 15:00) und den Campingplatz, auf dem wir uns einen Platz reserviert haben. Das war eine gute Idee, denn es ist Wochenende und der Campingplatz ist voll! Viele europäische Touristen, die Rundreisen von Perth aus machen und viele Australier auf Wochenendausflug aus dem 200 km entfernten Perth.

Den Nambung NP besuchen wir am späten Nachmittag. Er übertrifft unsere Erwartungen bei weitem und beeindruckt uns sehr. Er heißt sehr zutreffend auch Pinnacles (Nadeln) Park. Ein begrenztes Gebiet in der küstennahen Dünenlandschaft ist übersät von Nadeln aus Kalkstein, die durch Verwitterung freigelegt wurden. Mit dem Auto kann man eine Sandpiste von 4km durch die Nadeln fahren. Der Weg ist eng, aber mit unserem schmalen Van gut machbar. Es gibt viele Parkbuchten, von denen aus man zu Fuß zwischen den Säulen umhergehen kann. Im warmen Nachmittagslicht und später beim Sonnenuntergang wirken sie ganz besonders schön.

Strand in Cervantes
Im Lobster Shack in Cervantes

Nach einem ruhigen Tag am Strand von Cervantes und einem Essen im Lobster Shack haben wir einen langen Fahrtag vor uns. Es geht nach Perth zu Maui, Bettwäsche wechseln und Add Blue nachfüllen lassen und dann auf dem Great Eastern Highway Richtung Osten ins Inland.

Tal mit interessanten Pflanzen auf dem Weg nach Perth

Östlich von Perth fährt man erst durch eine hübsche bewaldete Hügellandschaft und erreicht dann bei Northam den Weizengürtel. Der wird als langweilig beschrieben, hat aber durchaus seinen Reiz, obwohl sich die Landschaft über die 300 km zwischen Northam und Southern Cross nicht ändert. Sie ist leicht hügelig mit riesigen Weizenfeldern, die Straße ist gesäumt von schönen großen Eukalyptusbäumen. Seit dem Beginn des 20. JH wird hier Weizen angebaut, die ursprüngliche Vegetation wurde dafür natürlich gerodet.

Unterwegs im "Wheat Belt" mit seinen riesigen Weizenfeldern
Die Straße ist gesäumt von großen Eukalyptusbäumen

Schaut man die Gegend auf Google Maps an, dann fallen einem seltsame helle Flächen zwischen den Weizenfelder auf. Vor Ort zeigt sich, dass es sich um Senken im Gelände handelt, die salzig und sumpfig sind. Das scheint ein zunehmendes Problem im Weizengürtel zu sein. Das Regenwasser versickert in den Weizenfeldern zu schnell, weil es nicht mehr von den tiefwurzelnden Pflanzen der ursprünglichen Vegetation zurückgehalten wird. Der Grundwasserspiegel steigt in der Folge und löst aus der unter der fruchtbaren Erde liegenden salzhaltigen Bodenschicht das Salz. So versalzt der Boden in den Senken immer mehr und ist zu feucht bzw. zu salzig für den Getreideanbau. Flüsse oder Bäche, die Wasser abführen würden, gibt es hier nicht.

Neben der Straße verläuft die transaustralische Eisenbahn zwischen Perth und Port Augusta. Sie dient in dieser Region auch dem Abtransport des Weizens nach Perth, von wo aus er nach Asien und Japan verschifft wird. In den wenigen Orten, durch die wir kommen, gibt es an der Bahnlinie riesige Getreidespeicher und folienbedeckte Halden. Wir sehen auch einige der langen Getreidezüge, denn momentan ist Erntezeit. 24 Mio Tonnen Weizen werden hier angebaut, zwei Drittel der gesamten australischen Produktion. Nach der Ernte im Oktober/ November weiden große Schafherden auf den Stoppelfeldern.

Außerdem verläuft neben der Straße eine 540 km lange Pipeline, die Wasser von Perth zu den Goldfeldern von Kalgoorlie bringt. Sie überwindet dabei einen Höhenunterschied von 400 m. Die Leitung wurde 1903 fertig gestellt und war damals die längste Wasserleitung der Welt. Vor ihrem Bau musste das Wasser mit der Eisenbahn bzw. mit Kamelen zu den Goldfeldern gebracht werden und war stets knapp. C.Y. O’Connor hatte die Idee, eine Leitung zu bauen und war auch für die Planung verantwortlich. Ihm wurde so viel Kritik und Häme (wird nie funktionieren, zu teuer, erst fertig, wenn der Goldrausch vorbei ist etc.) entgegengebracht, dass er 1902 Selbstmord beging, weniger als 12 Monate vor der Fertigstellung der Leitung. Die ist bis heute in Betrieb und liefert Wasser für die gesamte Region.

Eisenbahnlinie und Wasserleitung neben der Straße

Wir übernachten in Merredin (2600 Einwohner), einem kleinen Städtchen wie aus einem Wildwest Film. Es gibt hier sogar ein Theater! Es stand ursprünglich in Coolgardie, wurde aber von einem reichen Brauereibesitzer namens James Cummings hierher versetzt. Er war ein Liebhaber der schönen Künste und der Meinung, dass Merredin ein Theater brauchen würde.

Straße in Merredin
Cummings Theatre
Getreidespeicher an der Bahnlinie in Merredin

In Merredin kommen wir an einem Bowling Club vorbei, wo gerade eine Gruppe Männer einen sonntäglichen Wettkampf austrägt. Bowling Clubs gibt es überall in Australien, das Spiel muss bei Männern und Frauen im gesetzteren Alter sehr beliebt sein. Sie sind so nett und erklären uns die Regeln. Das Spiel ähnelt dem Boule Spiel, aber es wird mit Kugeln gespielt, die an beiden Seiten abgeflacht sind. Sie werden nicht geworfen, sondern in einem Bogen über den Rasen gerollt.

Männer am Sonntagmorgen beim Bowling

Kurz hinter dem Städtchen Southern Cross (550 Einwohner) endet der Weizenanbau und die Great Western Woodlands beginnen. Der Wald besteht aus wunderschönen Eukalyptusbäumen mit einem Unterholz aus Malleebüschen und ist 160.000 km2 groß. In West-Ostrichtung erstreckte er sich vom Weizengürtel bis zum Beginn der Nullarbor Wüste, in Nord-Südrichtung von Kalgoorlie bis Esperance an der Südküste.

Coolgardie Visitor Center und Museum of the Goldfields (leider geschlossen)
Kamele haben früher die Goldfelder mit Wasser und Waren versorgt
Eine wichtige Person in den Goldfeldern: der Goldankäufer
Altes Hotel in Coolgardie

Nach einem Zwischenstopp in der ehemaligen Goldgräberstadt Coolgardie (heute eher eine Geisterstadt) kommen wir am Abend in Kalgoorlie an. Kalgoorlie (30.000 Einwohner) ist alles andere als eine Geisterstadt, es gibt jede Menge Geschäfte, Restaurants und Bars. Kalgoorlie lebt seit über hundert Jahren vom Gold. 1893 fanden Goldsucher hier im Umkreis der heutigen Hauptstraße, der Hannan Street, große Nuggets. Das löste einen Goldrausch aus und lockte unzählige Goldsucher aus dem ganzen Land an. Aus dieser Zeit stammen viele historische Gebäude entlang der Hannan Street: prächtige alte Hotels, ein Rathaus mit Glockenturm, ein Gerichtsgebäude etc. Die Straßen sind extrem breit, weil in der Anfangszeit der Stadt die Kamelgespanne dort wenden können mussten.

Kalgoorlie mit seinem Glockenturm
Hannan Street in Kalgoorlie
Hannan Street in Kalgoorlie
York Hotel
Hotel Australia
Markthalle

Neben Nickel, Uran und Blei werden heute jährlich großindustriell etwa 28 Tonnen Gold gefördert. Das meiste Gold wird im Tagebau in der „Super Pit“, einer riesigen Grube (600 m tief, 3.5 km lang und 1.5 km breit) direkt am Rand der Stadt abgebaut. Es gibt aber auch Bergwerke, deren Stollen weit unter die Stadt reichen. Die Minengesellschaft ist stolz darauf, eine „residential mine“ zu betreiben, d.h. eine Mine, die keine Arbeiter einfliegt wie in der Pilbara Region. Hier wohnen alle Angestellten vor Ort, einige auch auf unserem Campingplatz. Wohnraum ist teuer in dieser Stadt. Das Stadtbild ist geprägt von Männern und Frauen in neonfarbener Arbeitskleidung und den Minenfahrzeugen mit Fähnchen auf dem Dach. 

Wir machen eine sehr interessante Führung in der „Super Pit“. Man muss geschlossene Schuhe, langärmelige Hemden und lange Hosen tragen, zusätzlich beim Aussteigen aus dem Bus einen Helm und eine Schutzbrille. Aussteigen kann man allerdings nur an einem Aussichtspunkt innerhalb des Minengeländes. Von hier hat man einen wesentlich besseren Blick in die Grube als von dem ohne Tour zugänglichen öffentlichen „Super Pit Lookout“. Mit dem Bus fährt man an den riesigen Mühlen vorbei, die das goldhaltige Gestein zermahlen. Von dort wird es auf Förderbändern zu den Anlagen transportiert, die das Gold mittels Zyanidlaugung aus dem Gestein lösen. Das noch stark mit Silber verunreinigte Endprodukt wird anschließend per Flugzeug zur Scheideanstalt nach Perth transportiert. Eindrucksvoll sind auch die riesigen Minenfahrzeuge, die mit einer Ladung 245 Tonnen Gestein transportieren können. Der Dieselverbrauch liegt dabei pro Stunde bei 500 bis 600 l. Die Fahrzeuge fahren mit 30 km/h in die Grube hinunter, werden beladen und kriechen dann mit 10 km/h wieder hinauf. Einer ihrer riesigen Reifen kostet 40.000 $. In der Mine wird rund um die Uhr gearbeitet. Die Angestellten arbeiten 7 Tage oder Nächte und haben dann 7 Tage/ Nächte frei. Nach der Einarbeitung verdient man 120.000 $. Alle Minenarbeiter/innen müssen sich übrigens zu Arbeitsbeginn einer Alkoholkontrolle unterziehen, es gilt 0 Promille. Daneben gibt es stichprobenweise Drogentests

Wir Touristen am Rand der "Super Pit"
KCGM Super Pit Lookout am südlichen Rand der Grube
Muldenkipper auf dem Weg in die Grube
Links oben sieht man, wie vier Bohrmaschinen Sprenglöcher setzen
Die Reifen der Muldenkipper sind riesig!
Am Aussichtspunkt am nördlichen Ende, an den man nur im Rahmen einer Führung kommt
Hier wird auch unterirdisch gefördert

Die benachbarte Stadt Boulder hat eine ähnliche Geschichte wie Kalgoorlie und ebenfalls schöne alte Gebäude. Beide Städte haben sich zusammengeschlossen und nennen sich nun Kalgoorlie/Boulder. Anders als in Kalgoorlie wirkt die Hauptsraße verlassen und die meisten Geschäfte stehen leer. 

Rathaus von Boulder
Rathaussaal
Altes Hotel in Boulder
Blühende Jacaranda Bäume

Am Nachmittag besichtigen wir noch das Museum of the Goldfields und essen am Abend auf der Terrasse des Exchange Hotels und beobachten, was sich auf der Straße so tut.

Ganz in der Nähe von Kalgoorlie (200 km) liegt ein Ort, der uns schon länger beschäftigt. Am Salzsee Lake Ballard gibt es mitten im Nirgendwo eine Installation namens „Inside Australia“. Der britische Künstler Anthony Gormley hat hier 51 Skulpturen aufgestellt, die er aus Laserscans von Bewohnern des 50 km entfernt liegenden Ortes Menzies (100 Einwohner) entwickelt hat. Die Körper wurden auf ihren Kern reduziert, aus Metall gegossen und über 10 km2 Fläche auf dem Salzsee verteilt aufgestellt. Anthony Gormley sagt dazu: „I was trying to achieve the highest level of tension between mass and space with highly concentrated bodyforms distributed sparsely across this chemical surface”. Lake Ballard ist auch kein weißer Salzsee, sondern hat eine rote Farbe, weil das Salz mit rötlichen Sedimenten vermischt ist. Er ist also so rot, wie das gesamte Innere Australiens, eben „Inside Australia“.

Die Informationen bezüglich der Anfahrt zum Salzsee waren höchst widersprüchlich, so dass uns nicht klar war, ob wir es mit unserem Auto überhaupt dorthin schaffen würden. Ein Anruf in Menzies bringt dann schließlich Klarheit: Die Straße ist mittlerweile bis zum See geteert, nur das letzte kurze Stück zum See hinunter ist Piste! Wir beschließen, am nächsten Tag hinzufahren, ob wir am See übernachten können, ist fraglich, denn der Wetterbericht ist schlecht. Schon auf der Fahrt nach Menzies regnet es immer wieder, am See angekommen, müssen wir noch ein Gewitter abwarten, aber dann kommt die Sonne heraus und wir laufen los. Die Landschaft ist höchst eindrucksvoll, einfach ein toller Ort! Die Skulpturen wirken durch ihre Schlankheit aus der Ferne betrachtet wie Striche in der Landschaft, verbunden durch die Fußspuren, die die Besucher auf der Oberfläche des Salzsees hinterlassen haben. Wir sind die einzigen Menschen, die zwischen ihnen unterwegs sind!

Angesichts der Wettervorhersage beschließen wir, nicht am See zu übernachten, sondern wieder in die Zivilisation nach Kalgoorlie zurückzufahren. In der Nacht soll es Gewitter geben und viel Regen. Da will man mit einem Auto wie dem unseren nicht am Ende einer sandigen Zufahrt stehen.

Gerne hätten wir vor der Rückfahrt noch etwas Geld in Menzies gelassen, d.h. im örtlichen Diner einen Kaffee getrunken und eine Kleinigkeit gegessen. Der Ort hat Unterstützung wahrlich nötig. Aber daraus wird nichts: der Diner hat leider um zwei Uhr zugemacht. Im Hotel (ob noch in Betrieb erscheint uns angesichts des Zustandes fraglich) gibt es keinen Kaffee. Nur Bier in der Bar. Wenn man noch Autofahren muss, nicht ganz das richtige! Aber auch ohne leibliche Genüsse hat sich der Ausflug gelohnt und wir fahren zufrieden zurück nach Kalgoorlie. 

Hauptstraße in Menzies

Mit dem Besuch am Lake Ballard verabschieden wir uns endgültig von der Landschaft des Outback. Von Kalgoorlie aus geht es morgen an die Südküste nach Esperance und dann entlang der Küste zurück nach Perth.

Dort erwartet uns eine ganz andere Landschaft: Grüne Berge, Steilküste, Felsen und spektakuläre Strände!

Einen Reisebericht über die letzte Etappe unserer Reise durch den südlichen Teil von Western Australia wird es erst von zuhause aus geben! Außerdem könnt ihr euch auf einen „Bonus“ Bericht von Peter freuen. Er behandelt verschiedene Themen, die es nicht in die Hauptberichte geschafft haben.

4 Antworten

  1. Auch ich bin immer wieder begeistert von Euren Berichten. Danke für’s „Mitnehmen“ nach Down-Under!
    Liebe Grüße
    Chrisi

  2. Eure Reiseerlebnisse einfach Wahnsinn! Danke für die Berichte und Fotos. Kommt gut zurück!
    Bis bald.

    Liebe Grüße
    Gerd

  3. Beeindruckende exotische Blütenvielfalt, tolle Felsformationen und herrliche Stände!
    Die Dimension der besichtigten Mine finde ich fast beängstigend. Was für eine Landschafts-Veränderung…
    Noch eine schöne Zeit in Down-Under und guten Rückflug.

    Liebe Grüße,
    Claudia

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