Unterwegs mit unserem Wohnmobil Balu

Die Welt ist zu schön, um darüber hinweg zu fliegen

Von den Vesteralen zu den Lofoten

Am 9.8. kommen wir nach einer sehr windigen Überfahrt auf der Insel Andoya an, die zusammen mit der Insel Langoya die Vesteralen bildet. Der Fährhafen Andenes (ca. 2500 Einwohner) liegt an der nördlichen Spitze der Insel. Anders als Gryllefjord auf Senja wirkt Andenes freundlich, weil der Ort Platz hat sich auf einer kleinen Ebene auszubreiten und man die schroffen Berge nur im Hintergrund sieht. Wir fahren gleich weiter nach Bleik, weil wir an den dortigen 4 km langen Sandstrand wollen. Unterwegs kommen wir am Andoya Space Center (Andoya Rakettskytefelt) vorbei, einem Startplatz für Raketen und Forschungsballons. Es ist seit 1962 in Betrieb und von dort wurden mehr als 700 Höhenforschungsraketen gestartet. Für 2022 ist dort der Start zweier bayrischer (!) Raketen (Trägerrakete RFA One und Isar Aerospace) geplant. Im Falle von Raketenstarts werden alle Parkplätze entlang der Straße gesperrt.

In Bleik stehen wir wunderschön direkt am Sandstrand und können sogar über die niedrige Düne hinweg auf das Meer und die vorgelagerte Insel Bleiksoya sehen. Wir brechen sofort zu einem langen Spaziergang auf und genießen den wunderbaren Sandstrand.

Strand bei Bleik
Die Vogelinsel Bleikoya

In der Nacht wird es allerdings sehr ungemütlich. Ein starker Wind kommt aus den Bergen hinter uns und rüttelt uns die ganze Nacht durch. Dazu regnet es heftig. Die Leute mit Zelten sind in der Nacht in ihre Autos geflüchtet und bauen nun kleine, windfeste Zelte auf. Wie schon häufig bewundern wir die Camper, die mit einfachster Ausrüstung unterwegs sind, allen voran die Fahrradfahrer, von denen es hier viele gibt.

Am 10.8. fahren wir auf der westlichen Küstenstraße nach Süden. Hier findet man alles, schöne Strände, Kühe auf der Weide aber auch schroffe Berge.

Westküste von Andoya

An einem Naturdenkmal halten wir an. Leider ist die Beschreibung nur auf Norwegisch, es scheint sich um einen Felsen am Meer zu handeln, der geformt ist wie ein Altar. Der Wind ist so stark, dass wir darauf verzichten, direkt am Abgrund über Felsen zu klettern, um ihn zu finden. Wir besichtigen dafür, die öffentliche Toilette. Da die schmale Nebenstraße, die wir hier fahren, Teil des „Nasjonal Turistveg Andoya“ ist, hat man mitten ins Nirgendwo eine futuristische Anlage gebaut. Von der Toilette hat man eine unglaubliche Aussicht und sie besitzt einen “Privacy Button”. Schaut euch das Video an!

Aussicht vom Rastplatz
Die moderne Toilettenanlage mit bodentiefen Fenstern

In Bo, einem Ort aus vielleicht 5 Häusern suchen wir vergeblich nach der modernen Statue eines Mannes, der aufs Meer schaut. Es stellt sich später heraus, dass die in einem anderen Bo steht, nämlich auf der Insel Langoya. Wieder nichts mit Kunst!

Da Wind und Regen immer mehr zunehmen, suchen wir gezielt auf unserer Stellplatz App nach einem geschützten Übernachtungsplatz und finden ihn nahe Sortland auf der Insel Langoya. Weitab der Hauptstraße gibt es dort an einer kleinen lokalen Straße mehrere gute Stellplätze auf geschottertem Untergrund mit Blick auf den Fjord. Gut, dass wir den Platz so bewusst ausgewählt haben, denn wir werden hier eine ganze Weile blieben müssen.

Am 12.8. fahren wir nach Sortland, lassen unsere Gasflasche füllen, kaufen ein und kehren auf unseren geschützten Platz zurück. Peter fühlte sich schon seit dem 10.8. erkältet! Sein Test ist aber (noch) negativ.

Und hier müssen wir nun unbedingt die norwegische Fremdenverkehrsseite VisitNorway.de zitieren: „Auf ihrer Reise nach Norwegen lassen Sie nicht nur den Alltag hinter sich, sondern auch Gesichtsmasken, das Testen und alle anderen Mühseligkeiten. Genießen Sie einfach Ihren Urlaub!“.

Unser Quarantäne Quartier

Jeder ahnt was kommt: wir haben es geschafft, uns in einem Land mit einer offiziellen Inzidenz von 17 (!) zu infizieren. Wir müssen aber zugeben, dass wir das Tragen der Masken leichtsinnig gehandhabt haben, eben auch, weil hier niemand, nicht einmal Ältere Masken tragen und Corona aus dem Leben verschwunden scheint.

Gut, dass wir genug Wasser, Lebensmittel und Gas haben und auch keine allzu schlimmen Symptome. Auch gut, dass wir keinen festen Zeitplan haben, hinter den wir durch die Krankheit zurückfallen würden.

Wir bleiben an diesem Platz bis zum 18.8., obwohl wir uns nach norwegischer Empfehlung nur 4 Tage hätten zurückhalten müssen. Ulrike geht anfänglich noch viel spazieren, bis es auch sie erwischt. Dann machen wir es uns gemütlich, das Wetter ist bis auf einen Sonnentag sehr schlecht, wir verpassen also nicht viel.

Hier gibt es viele Schafe, regelmäßig laufen die Schafmamas mit ihren Lämmern vorbei. Vom Auto aus sehen wir fünf Wasserfälle. Außerdem gibt es eine Gruppe von Singschwänen. Letztere sind leider eine akustische Enttäuschung. Beim Schwimmen geben sie unmelodische Laute von sich, im Flug etwas melodischer, aber immer noch nicht so, dass der Name erklärlich wird. Kein geeignetes Wappentier für einen Chor!

Ein Stückchen weiter campieren Norweger, die im benachbarten See angeln, das eine oder andere Mal kommen auch italienische, französische und deutsche Wohnmobile, um hier eine Nacht zu verbringen.

Aussicht auf den Fjord
Die einzigen Besucher
Der benachbarte See
Aussicht beim Spaziergang die Straße entlang

Am Morgen des 18.8. fühlen wir uns gut genug, um wieder los zu fahren. Als erstes fahren wir die uns nun so gut bekannte Straße bis zu ihrem nördlichen Ende und schauen uns dort einen kleinen Strand an. Unterwegs begleitet uns liebliches Farmland mit netten, amerikanisch wirkenden Farmen und Häusern.

Kleiner Strand am Ende der Straße
Blick nach Andoya
Luftaufnahme beim Fotografieren des Bildes von oben
Panorama mit Hurtigruten Schiff

Sortland (ca. 5500 Einwohner) dagegen ist keine schöne Stadt. Die Stadtverantwortlichen hatten um die Jahrtausendwende die Idee sich als „blaue Stadt“ zu neu zu erfinden und haben einfach all ihre modernen Zweckbauten blau angestrichen. Drücken wir es so aus: Farbe alleine hilft nicht! Auffällig ist aber, dass es viele moderne, kubistische Wohnbauten am Wasser gibt und wieder einmal fragen wir uns, wer dort wohnt und wie diese Leute ihr Geld verdienen.

Ein weiteres Rätsel ist die Dichte an Wohnmobilen. Hier auf dem Land, weit im Norden, stehen unzählige Wohnmobile an Einfamilienhäusern geparkt, die unserer mitteleuropäischen Einschätzung nach mitten in tollster Natur liegen. Fast alles neue, riesige, sehr teure Modelle. Wozu brauchen die Leute die hier? Ins Ausland (Ausnahme Schweden, Finnland) ist es unendlich weit, der Wunsch nach Abwechslung oder Fernweh kann es somit nicht sein. Offensichtlich fährt man am Wochenende gerne 50 km irgendwohin, um die Natur noch intensiver zu genießen, als das zuhause möglich wäre. Dazu passt, dass die norwegischen Nachbarn auf unserem Quarantäne Platz auch bei Nieselregen draußen unter ihrer Markise saßen, vor sich eine mitgeführte offene Feuerstelle.

Auf der Strecke von Sortland nach Melbu schaffen wir es locker, das Hurtigruten Schiff zu überholen, obwohl wir unterwegs anhalten, um die tolle Kulisse der Lofoten zu fotografieren. Auf unserer Seite des Fjords liegt liebliches Weideland, gegenüber schroffe, zackige Berge!

Farmland zwischen Sortland und Stokmarknes
Die Lofoten auf der anderen Seite des Fjords
Hurtigruten Schiff vor dem Hurtigruten Museum in Stokmarknes

Als wir in Stokmarknes die Brücke überqueren, fährt die Hurtigrute gerade unter uns durch, um dort anzulegen.

Wir fahren weiter bis Melbu (ca. 2000 Einwohner) und finden dort im lokalen Sportboothafen einen tollen Platz auf der Mole mit Rundumblick auf die Lofoten und die Fähre dorthin. Den Rest des Tages genießen wir die Sonne und den spektakulären Blick. Auf einem Spaziergang durch Melbu sehen wir viele schöne Gärten mit Blumenbeeten (hier blüht noch der Goldfelberich) und sogar einige, wenn auch niedrig gewachsene, alte Eichen.

Aussicht aus unserem Fenster auf die Lofoten
Die Fähre Melbu-Fiskebol
Melbu

In Melbu gibt es mehrere fischverarbeitende Betriebe, ebenso einen Zulieferer von Alu Spezialteilen für die Fischindustrie und Landwirtschaft. Hier ist klar, wie die Leute ihr Geld verdienen. An der Hauptstraße ein sehr schönes Café, ein kombiniertes Spielzeug und Sportgeschäft, ein Blumenladen und ein kleiner Musik Pavillon. Alles erinnert uns stark an das ländliche Amerika in Neuengland!

Abendstimmung
Unser Nachtplatz von der Fähre aus gesehen

Am Morgen des 19.8. setzen wir über nach Fiskebol auf den Lofoten. Nach 30 min sind wir an Land und biegen gleich ab auf die kleine Straße, die entlang der Westküste nach Laukvika führt. Wie schon so oft ist die Straße einspurig mit Ausweichen. Wir sind erstaunt, auch hier gepflegtes Farmland vorzufinden.

Blick von den Lofoten auf die Vesteralen

Laukvika ist schnell erreicht, wir sind die ersten Gäste auf dem kleinen Campingplatz und belegen sofort beide Waschmaschinen. Wir schaffen es, unsere Wäsche zu waschen, bevor andere Leute ankommen. Und trocken bekommen wir sie auch, sogar die Bettwäsche denn das Wetter ist gut! Zwischendurch erkunden wir die Gegend und den winzigen Ort und seine Mole. Bis auf die vielen Gestelle zum Fischtrocknen und die schroffen Berge im Hintergrund könnte man von den Häusern her meinen, in Maine zu sein.

Laukvika und das benachbarte Straumnes haben zusammen etwas 350 Einwohner. Es gibt einen Fischereibetrieb mit großem Areal zum Trocknen der Dorsche, einen kleinen aber gut sortierten Supermarkt, ein Cafe, einen schönen Spielplatz mit Halfpipe und Beachvolleyballfeld und ein großes, modernes Gemeinschaftshaus. Das ist so groß, dass sich im zugehörigen Saal mit Bühne locker alle Einwohner versammeln können. Die dörfliche Ausstattung ist also topp.

Peter auf der Mole
Laukvika
Laukvika
Fischerboote und Gestelle zum Trocknen des Dorsch
Leuchtfeuer auf der Mole

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5 Antworten

  1. Liebe Ulrike, lieber Peter,
    vielen Dank für Eure tollen und interessanten Berichte, ich freue mich immer darauf!
    Habt noch eine wunderschöne Reise!
    Liebe Grüße von
    Chrisi

  2. Eine wunderbare Reise mit tollen Erlebnissen. Ihr seid zu beneiden, bis auf das Corona Erlebnis. Ich wünsche euch beiden weiterhin viele positive Eindrücke.
    Herzliche Grüße sendet Gerd

  3. Danke für die herrlichen Fotos und den wunderbaren Bericht. Norwegen ist mit seiner Natur sehr beeindruckend.
    Wie gut, dass Ihr Corona gut überstanden habt und dann eure Reise guter Dinge fortsetzen könnt.
    Liebe Grüße aus Brüssel (ab morgen Enkelhüten)
    Ruth und Eberhard

  4. Das war wieder ein sehr interessanter Bericht mit wunderschönen Fotos! Vielen Dank dafür.
    Manfred hat natürlich gleich interessiert, ob es auf den Lofoten auch einen Golfplatz gibt. Und tatsächlich hat er im Internet einen entdeckt!
    Wir wünschen euch noch viel Freude bei euren Erlebnissen,

    liebe Grüße von Irmgard und Manfred

  5. Liebe Ulrike, lieber Peter, danke für euren Bericht und die wunderbaren Photos! Wir waren auch mal in Norwegen, fanden die Natur auch atemberaubend, die Ruhe und das Reisen und Wandern dort einzigartig. Genießt alles und nehmt noch viele schöne Eindrücke mit. Toll, dass ihr Covid gut überstanden habt! Liebe Grüße von Susanne

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