Unterwegs mit unserem Wohnmobil Balu

Die Welt ist zu schön, um darüber hinweg zu fliegen

Zum südlichsten Punkt unserer Reise

Tag 078 (29.01.)

Ein ruhiger Tag am Strand. Die Herren kümmern sich um die Mobile, Peter z.B. erneuert den Luftfilter, da der alte nach dem vielen Sand der letzten Tage völlig dicht ist. Auch die anderen Flüssigkeitsstände des Motors werden kontrolliert und nachgebessert. Ich staube Balu von innen ab. Immer wieder kommen Beduinenfrauen mit ihren Körbchen, aber allmählich hat jeder etwas gekauft. Eine jüngere Frau hat ein Körbchen, das aussieht wie ein Weinglas und demonstriert sehr geschäftstüchtig, dass man es gut als Deo Halter verwenden könnte. Sie trägt keine Maske, hat aber die Arme bis zu den Ellenbogen mit Mustern aus Henna verziert. Um 17:00 ist Meeting, um die Route des kommenden Tages zu besprechen, danach macht Helga einen Umtrunk anlässlich ihres Geburtstags. Abends gibt es wieder ein Lagerfeuer und Tee, die omanischen jungen Herren erscheinen auch wieder und haben die ganze Ladefläche ihres Trucks voll Holz, so dass an Brennholz kein Mangel ist. Datteln und Kaffee für alle haben sie auch dabei.

Tag 079 (30.01.)

Als wir draußen mit Blick auf die kleine Lagune frühstücken, sehen wir dort einen Flamingo und einen Jungvogel. Wunderschöne rosa schwarze Flügel und pinke Beine. Nach dem Wasserfassen an einer der lokalen Moschee geht es von Sharbathat wieder hinauf auf die Hochfläche, wo die Hauptstraße verläuft. Es sind nur 120 km bis zum nächsten Standplatz am Strand von Shuwajmiah. Unterwegs versuchen wir noch unsere Vorräte im einzigen „größeren“ Ort zu ergänzen. Ungeteerte Ortsmitte, umgeben von unzähligen kleinen Läden, jeder so groß wie eine kleine Garage. Man muss von Laden zu Laden ziehen, Äpfel bekommen wir erst im dritten Gemüseladen, den Bäcker müssen wir mit lautem Klopfen auf Kundschaft aufmerksam machen. Dafür hat er frischgebackenes, süßlich schmeckendes Weißbrot. Der einzige größere Laden ist eine Art Gemischtwarenladen, in dem es alles vom Kamelgeschirr, Herrenkopftuch; Haushaltsartikeln bis zu Dosen gibt. Uns fällt auf, dass die einheimischen Damen vorfahren, im Auto sitzend bestellen und ihre Waren ans Auto geliefert bekommen.
Kurz vor dem Zielort geht es am Rand einer Schlucht hinunter an die Küste. Eine Art Grand Canyon im Kleinen, wir laufen bis zu seinem Rand, um ins Tal blicken zu können.

Der Ort Shuwajmiah ist schnell durchquert, einige Häuser, zwei Moscheen, Fischerboote und Kamele am Strand. Wir stehen wieder direkt am Meer an einem endlosen weißen Sandstrand, der in der Ferne durch die Klippen des Hochplateaus begrenzt wird. Mehrfach sehen wir unter unserer Markise sitzend Gruppen von Delfinen vorbeiziehen.

Im feinen Sand zaubern der Wind und ein weggeworfener Teebeutel ein feines Muster. Körbchenverkäufer sind auch schnell vor Ort. Ich kaufe noch eines mit Ziegenfell am Boden, stelle dann aber fest, dass es doch noch etwas nach Ziege müffelt.

Tag 080 (31.01.)

Nachdem wir von Mitreisenden, die gestern schon dort waren, gehört haben, dass die Piste ins Wadi Shuwajmiah bis hin zu einer hohen Stufe im trockenen Flußbett gut befahrbar ist, wollen wir uns diese Tour nicht entgehen lassen, obwohl es ursprünglich hieß, dass sie nur für 4×4 Fahrzeuge befahrbar ist. So fahren wir nach dem Frühstück los und es geht tatsächlich sehr gut, etwas Wellblech aber sonst kein Problem und landschaftlich ganz toll.

Viele sehr zutrauliche Kamele und Schwärme von sich paarenden gelben Heuschrecken. An der Stufe im Flußbett parken wir und wollen zu Fuß ein Stück weiter gehen. Da kommen Ernst und Christa mit ihrem 4×4 und fragen, ob sie uns mitnehmen können. Da sagen wir nicht nein und los geht es. Eine gewaltige Rüttelei, obwohl es auch immer wieder sehr gute Passagen gibt. Als die Piste über eine längere Strecke durch Wasser geht, gibt auch Ernst auf. Beim Aussteigen fällt uns auf, dass seine Pumpe läuft (hat man vorher nicht gehört) und unten aus dem Auto jede Menge Wasser ausläuft, so dass der Frischwassertank fast leer ist. Ursache bis heute ungeklärt!

Wir schauen uns noch etwas um und fahren dann zurück. Unterwegs begegnet uns im Flussbett ein Einheimischer mit seinem Geländewagen. Er fragt sofort, ob alles in Ordnung ist bei uns. Als die Frage bejaht wird, holt er ein geflochtenes Körbchen vom Beifahrersitz und fragt, ob wir das kaufen wollten. Allmählich verfolgen einen diese Körbchen im Schlaf.
Auf dem Rückweg schauen wir noch einen kleinen Wasserfall an. Das gibt es tatsächlich, obwohl wir mitten in der Wüste sind. Aus dem Rand der Klippen des Hochplateaus drückt es Wasser und im Laufe der Zeit haben sich große Stalaktiten gebildet. Unten ein kleiner Pool, aus dem das Wasser über Gräben abließt in eine kleine Oase, in der Palmen und Binsen wachsen. Sehr schön!

Peter lässt dann noch die Drohne fliegen aber es ist uns zu heiß und wir fahren zurück an den Strand. Auf dem Heimweg nehmen wir im jemenitischen Restaurant noch Essen mit. Restaurant ist übertrieben! Hätte Guide Hamdi das Etablissement nicht als Restaurant bezeichnet, hätten wir es nie gewagt, dort auch nur einen Bissen zu uns zu nehmen. Ein gefliester kahler Raum, drei Tische bestückt mit alten Plastik Gartenstühlen. Wir verklickern dem Besitzer, dass wir Takeout wollen und werden in die Küche geführt. Es gibt nur Hühnchen und Reis aus Wärmebehältern, also nehmen wir das. Die Menge ist so groß, dass wir zwei Tage daran essen, Kosten 4 OMR, also 10 Euro. Wir überstehen das Essen ohne gesundheitliche Probleme! Im Ort wieder mehrere Läden für “Foodstuff and Luxuries”, eine interessante Kombination, die man hier nicht vermuten würde. Anschließend ein Bad im Meer in der kräftigen Brandung und eine schöne kalte Außendusche!

Tag 081 (01.02)

Geweckt werden wir im Morgengrauen von einem kräftigen Rumms. Als ich landeinwärts aus dem Fenster schaue, sehe ich eine Gruppe Kamele von denen eines gerade den Deckel des Müllcontainers aufgemacht hat und die sich nun am Müll gütlich tun. Plastiktüten werden geschüttelt bis sie reißen und Pappschachteln werden mit großem Genuss verzehrt. Das scheint besser zu schmecken als die kleinen Büschchen, die ihre natürliche Nahrung darstellen.

Peter vertreibt die Tiere mit Steinen, worauf sie zum nächsten Container ziehen. Den treten sie einfach um, was das Fressen erleichtert. So sind wir früh wach, was gut ist, da heute eine interessante Etappe durch das Jabal Samhan Naturschutzgebiet ansteht.

Erst geht es in der Ebene den weiten Strand entlang und dann steil hinauf auf die Hochfläche. Eine tolle Straße mit starken Steigungen wurde hier durch die Felsen gesprengt. Sie führt vom Nirgendwo ins Nirgendwo und erschließt eigentlich nur den Ort Shuwajmiah. Touristisch ist sie wahrscheinlich auch nicht von Interesse, da zu weit von Salalah entfernt. Immer wieder gibt es tolle Aussichtspunkte hinunter in die verschiedenen Canyons.

Nur einmal führt die Straße in ein solches Wadi hinunter, nämlich in Wadi Suneik.

Hier ist Wasser im Flußbett und es gibt Tümpel und viele Palmen. Wir machen einen Spaziergang, leiden aber sehr unter der Hitze. Ans Meer kommt man auch nicht, eine Felsstufe versperrt den Zugang zum Strand.
Von einem der nächsten Aussichtspunkte aus sehen wir den ersten Weihrauchbaum. Hat man erst mal ein Auge dafür, sieht man sie überall an den Hängen wachsen.

Die Gebirgsstrecke endet an einem Militärposten, wo wir unsere Ausweise vorzeigen müssen. Die übliche Frage „Oman good?“ beantworten wir natürlich mit „Oman wonderful“! Ist ja auch so!

Die nächste Sehenswürdigkeit ist ein Wasserfall mit Stalaktiten, ähnlich dem, den wir gestern gesehen haben, nur größer. Hier gibt es am Fuß keine Palmen sondern große Wasserbecken, an deren Rand einheimische Familien picknicken.
Nach dem Ort ändert sich die Landschaft wieder. Die Straße führt am Meer entlang durch dunkle und rosa Granitfelsen. Es erinnert an Bilder, die wir von der Bretagne kennen und ist spektakulär schön. Immer wieder kleine Buchten mit Fischerbooten und Kamelherden (Alleinstellungsmerkmal gegenüber der Bretagne).

Erst nach vielen km entfernt sich die Straße bei wieder vom Meer und es wird weniger abwechslungsreich. Nun sind wir bald am Ziel, dem Ort Mirbat, wo wir am Ortsrand auf einer Klippe stehen. Der erste Eindruck ist ganz schlecht (großer Sandplatz hoch über dem Wasser), dann sehen wir, dass man auf festen Wegen bis in die Felsen hinunterfahren kann und sichern uns einen wunderbaren Platz.

Abends ein schöner Sonnenuntergang mit einem Sundowner (Ananassaft mit Rum) und ein lauer Abend, an dem man lange draußen sitzen und dem Meer lauschen kann.

Tag 082 (02.02)

Heute ist ein freier Tag, wir schlafen lange und frühstücken dann mit tollem Meerblick. Vor der Landzunge liegt eine große Jacht namens Aggressor. Wir wundern uns, wer seinem Schiff einen solchen Namen gibt und welchem Zweck es wohl dient. Für eine Privatjacht ist der Rumpf etwas zu rostig. Kurzes Googeln bringt das Ergebnis: ein Tauchschiff!
Später laufen wir ins nahe gelegene Mirbat. Die übliche chaotische Mischung: viele kleine Läden (Restaurants einfachster Art, Coffee Shops und Wäschereien überwiegen), staubige Straßen, Häuser hinter hohen Mauern und eine irgendwie unbelebte Atmosphäre. In einem Gemischtwarenladen prüfen wir das Angebot: viel Winterkleidung, Burkas direkt neben Kondomen, aber auch Lebensmittel. Die Dame von Welt scheint Ohren in Kombination mit einem Nikolausmantel zu tragen.

Am Nachmittag erzählt uns unser junger Guide Tim, der ein Mobil der Reiseleitung fährt, von seinen Plänen. Er ist 26 Jahre alt, kommt aus Weißrußland und ist eigentlich LKW-Fahrer, was er aber nicht länger sein will, weil er sich ein Leben mit einer Möglichkeit zur persönlichen und beruflichen Entwicklung wünscht. Er arbeitet seit Kurzem bei Abenteuer Osten und ist das erste Mal auf der Omanreise dabei. Die Bedingung ist, dass er um länger dabei sein zu können Deutsch lernen und sein Englisch verbessern muss. Da er zusätzlich versucht einen polnischen Paß zu bekommen (sein Opa war Pole) muss er für die dafür notwendige Prüfung aber auch Polnisch lernen, das er nur sprechen, aber nicht schreiben kann. Er ist sehr zielstrebig und ehrgeizig aber ziemlich im Stress, da er sich mit dem Lernen nicht leichttut.
Am Abend gehen wir mit einigen Reisegenossen zum Essen in ein Lokal, das zu einer kleinen Tauchbasis gehört und von einem Deutschen geleitet wird. Er hat bei der Luftwaffe gedient und nach dem Kosovo Einsatz beschlossen, dass er ab jetzt nur noch machen will, was ihm gefällt. Im Oman angefangen hat er bei eben jener Firma, der die Aggressor Schiffe gehören. Das Essen ist ausgezeichnet und sehr reichhaltig, dazu erzählt Frank von seinen Erfahrungen im Oman. Den verstorbenen Sultan lobt er in den höchsten Tönen und meint, dass sein Nachfolger für Kontinuität sorgen wird. Er malt kein gutes Bild von den jungen Omanis. Ernsthaft zu arbeiten ist nicht ihr Ding weil sie in Pseudojobs viel Geld verdienen können. Sie sind es also auch nicht gewohnt, sich für irgendetwas anzustrengen oder Ideen zu entwickeln. Ihre Väter und Großväter lebten in Hütten, waren Fischer oder Oasenbauern und sind auf dem Kamel geritten. Sie bewegen sich nur in ihren SUVs und lassen die Gastarbeiter alle niedrigen Arbeiten verrichten. Ausländer wie Frank, unser Guide Hamdi oder die deutsche Reiseführerin Kathrin, die uns Salalah zeigt, können hier nur arbeiten, wenn sie einen Sponsor haben. Ohne Sponsor gibt es keine Arbeitserlaubnis, der Sponsor fungiert als Arbeitsgeber, tut aber nichts, bekommt aber einen Teil der Einkünfte des Ausländers.
Sowohl Frank als auch unser Guide Hamdi sehen eine große Gefahr darin, dass ägyptische Großinvestoren dabei sind, im Oman einen Massentourismus aufzuziehen. Zitat: „Ägypten haben sie bereits kaputt gemacht“. Ihre Meinung: „den Oman, den ihr jetzt erlebt, wird es in 10 Jahren nicht mehr geben“.

Tag 083 (03.02.)

Vorerst wird hier aber noch nichts für den Tourismus getan. Wir besichtigen das Fort und die Altstadt und stellen fest, dass diese verfallen und vermüllt ist und gut als Kulisse für einen Horrorfilm herhalten könnte. Es gibt kein einziges Geschäft, wo man etwas kaufen könnte, was für einen Touristen von Interesse wäre. Keine Handwerkskunst, keine Andenken, keine Postkarten, kein Eis, kein Kaffee, keine Menschen, einfach nur Nichts.

Dafür wunderschön gelegen am blauen Meer. Hier am Fort von Mirbat hat sich 1972 die wahrscheinlich letzte Schlacht der Geschichte um ein Fort ereignet. Während des Dhofar Aufstandes griffen 250 Rebellen (vom kommunistischen Südjemen unterstützt) das Fort an, in dem sich 9 Soldaten befanden: Briten und omanische Regierungstruppen. Die Besatzung des Forts konnte sich erfolgreich verteidigen und das war das Ende des Dhofar Aufstandes.

Auf der Küstenstraße hinter Mirbat begegnen uns mal wieder Kamele. Ein modernes Kamel überquert die Täler lieber über eine Brücke und stört sich nicht daran, dass es sich um eine Autobahn handelt. Von Mirbat fahren wir das Wadi Hinna hoch. Dort gibt es an einer Stelle tolle Baobab Bäume. Auch hier kein Hinweisschild, entweder man findet sie selber oder man hat Pech.

Interessanterweise wachsen ab halber Höhe des Dhofar Gebirges ganz viele Bäume, die aber jetzt ohne Blätter sind. Das erzeugt bei uns einen ganz seltsamen winterlichen Eindruck, der nicht zur sommerlichen Temperatur passt.

Die Gegend um Salalah ist dem Monsun, Kharif genannt, ausgesetzt, hier gibt es von Juli bis September eine Regenzeit und alles wird grün, weil die Wolken am hoch aufragenden Dhofar Gebirge abregnen. Dann ist hier Hauptsaison, weil Menschen aus den hitzegeplagten umliegenden Wüstenländern in Massen hierher pilgern, um Nieselregen, Nebel, Wälder und grüne Berge zu erleben. Jetzt ist es natürlich nicht so grün, aber die Landschaft macht tatsächlich einen völlig anderen Eindruck als bisher und lässt eher an Spanien denken.

Neben Kamelen, Eseln und Ziegen gibt es hier sehr viele Kühe. Alle diese Vierbeiner stehen oder gehen gerne auf der Landstraße, die wir fahren. Das führt dazu, dass nun neben Wüstenstaub auch noch Kuhdreck am armen Balu klebt! Wir sehen neben einer Kuhherde eine Gruppe von mindestens 50 Störchen. Vielleicht sind unsere aus dem Regnitzgrund auch dabei.
Die nächste Attraktion sind zwei Sinkholes (Karsteinbrüche) auf der hügeligen Hochfläche: Tawi Atayr Sinkhole und das sehr abgelegene Taiq Sinkhole. Letzteres ist wirklich eindrucksvoll! In der Regenzeit müssen hier große Mengen an Wasser von der Hochebene ins Sinkhole stürzen, man kann den nun trockenen Wasserfall sehr gut erkennen. Nach dem Zyklon im Mai 2019 war das Loch randvoll mit Wasser gefülllt!

Kaum sind wir auf dem Parkplatz, fragt uns schon ein geschäftstüchtiger Pakistani, der dort einen höchst rudimentären Coffee Shop betreibt, ob wir Tee wollten. Wir bejahen und schon stellt er uns zwei Plastikstühle und ein Tischchen vors Wohnmobil.

Darauf kommt das Tablett mit dem leckeren Gewürztee, Zucker, Dosenmilch und ein Teller mit ganz dünnem Fladenbrot. Sehr lecker und genau der richtige Mittagsimbiß nach dem üppigen Essen gestern. Kosten: 1 OMR (2,50 €), wir geben 500 Baisa mehr und er bedankt sich überschwänglich. Die Werbung an seiner Bude ist besonders eindrucksvoll: “the restaurant is a tourist attraction”.

Für heute war eigentlich geplant, dass die Gruppe im Wadi Darbat übernachtet. Die Reiseleitung hat aber gestern die Strecke abgefahren und festgestellt, dass die Straße ins Wadi wegen Bauarbeiten gesperrt ist weswegen man nun gleich nach Salalah fahren soll. Wir melden uns ab, denn wir wollen unbedingt ins Wadi Darbat, zumindest so weit wie man kommt und hoffen, dort als einzelnes Fahrzeug auch übernachten zu können. Das stellt sich als gute Entscheidung heraus, die Wasserterrassen am Eingang des Wadi sind noch erreichbar und wunderschön, es gibt total zutrauliche Kamele und es ist nichts los.

Wir erkunden erst die Wasserfälle und stellen dann Balu direkt am Ufer des Baches in einem Wäldchen ab. Vor uns gluckert das Wasser, ein Ziegenhirte lässt seine Herde im Bachbett weiden, drei Kamele knuspern stundenlang an den Bäumen neben Balu. Kurz vor Sonnenuntergang gehen wir bis zur Abbruchkante des Tales, hier stürzt der Bach beinahe 200m tief als Wasserfall zu Tal, in der Ferne sieht man das Meer.

Tag 084 (04.02

Heute morgen werden wir durch den LKW-Verkehr zu der Baustelle und das Müllauto geweckt. Klingt nicht sehr romantisch, aber die Umgebung ist es umso mehr. So langsam kriechen wir aus den Betten und bereiten unser Frühstück, um dann zwischen Balu und dem Bach in der Morgensonne zu frühstücken. Wir sitzen gerade als das erste Kamel in ca. 3m an uns vorbei spaziert und anfängt das von uns gesammelte Feuerholt anzuknabbern. Kaum hat es damit angefangen als sich immer mehr Kamele dazu gesellen. Nach und nach wandern sie langsam Richtung Bach und dafür rücken von hinten immer mehr nach. Ich sehe mir das Schauspiel an und erschrecke furchtbar, als auf einmal von der anderen Seite ein Kamel etwa 50 cm an mir und meiner Kaffeetasse vorbeiläuft.

Insgesamt sind es so etwa 40 dieser drolligen und total gechillten Tiere, die an uns vorbeiflanieren und sich dann langsam durch den Bach auf die andere Seite begeben. Ansonsten kommen noch ein paar Esel und Fischreiher zu Besuch.
Nach diesem Genuss (Tiere und das Frühstück) geht es dann den Abbruch auf einer Serpentinenstrasse hinunter. Wir wollen den Wasserfall von unten betrachten. Leider ist es nicht so ohne weiteres möglich einen Platz zu erreichen an dem man den Wasserfall komplett sehen kann. Es ist mittlerweile sehr heiß geworden. Das Wasser sieht total verlockend aus, aber wir wurden gewarnt, nur ja nicht zu baden, da es immer wieder zu Bilharziose Fällen kommt.
In Salalah fahren wir als erstes zu Carrefour, unsere Vorräte aufstocken. Er liegt in einer Mall, durch die wir schlendern. Es ist sehr ruhig und edel dort, nur einige omanische Herren sitzen in den Cafés, unterhalten sich oder spielen auf ihren Handys. Mitten am Tag, aber wahrscheinlich alles Sponsoren. Wir gönnen uns auch Kaffee und Kuchen und setzen uns nach vorne zu den Herren, nicht in den hinteren Familienbereich. Hier im konservativen Salalah gibt es das: Trennung von Restaurants in Familien- und Herrenbereiche.
Salalah als Stadt ist sehr überschaubar. Große breite Straßen, viele abgeschlossene Regierungsviertel mit wunderschönen Häusern für Regierungsmitglieder, ein riesiges Gelände der Royal Oman Kavallerie. Dann geht es die Sultan Qaboos Straße mit ihren Obst Verkaufsbuden entlang durch den Plantagengürtel zu unserem Stellplatz direkt am Meer. Der entpuppt sich als sehr schön: vor einem Hotel direkt am endlos langen schneeweißen Sandstrand mit Blick auf das Meer.

Tag 085 (05.02)

Um 8:30 werden wir mit dem Bus zur Stadtführung abgeholt. Zuerst geht es in den Plantagengürtel. Hier wachsen in drei Etagen Nutzpflanzen: oben die Kokospalmen, in der Mitte Bananen und Papaya und unten Gemüse aller Art und ganz viel Rucola. An einer der Obstbuden laufen wir in die Plantage hinein, es ist ein Schwelgen in Grüntönen nach so viel Wüste.

Es gibt viele verschiedene Sorten von Bananen und den Drink, den man hier haben muss: eine grüne Kokasnuss, mit der Machete vor Ort aufgeschlagen und mit Strohhalm zum Trinken. Der Plantagengürtel zieht sich zwischen Stadt und Meer über km hin und darf nicht bebaut werden. Auch den Strand entlang gibt es erstaunlich wenige große Hotels, ganz viel Strand ist einfach nur Strand. Das und der Plantagengürtel verleiht Salalah seinen Reiz, ansonsten ist es eine neue omanische Stadt wie jede andere auch.

Anschließend geht es zur Sultan Qaboos Moschee. Die ist schön, aber längst nicht so prachtvoll wie die in Maskat. Den Abschluss machen ein Besuch im Weihrauch Souk und im Weihrauchmuseum.

Von Salalah aus wurde über Jahrhunderte der in der Dhofar Region geerntete Weihrauch exportiert: über den Seeweg nach Ägypten, Persien, Indien und den fernen Osten, über den Landweg mit Karawanen nach Mekka und Petra und von dort Richtung Europa. Die omanischen Seefahrer hatten die gesamte ostafrikanische Küste unter Kontrolle und Sansibar war omanisch.

Führerin Kathrin erzählt auch andere interessante Dinge: Sie ist eigentlich Hebamme und hat lange als Entwicklungshelferin im Yemen gearbeitet, dann in Irland gelebt und ist über die Tätigkeit ihres Mannes im Oman gelandet. Sie bezeichnet Salalah als ruhige, liebenswerte Provinz, die sich extrem vom weltoffenen Maskat unterscheidet. Hier lebt man konservativ (auch uns ist bereits aufgefallen, dass hier fast alle Frauen den Gesichtsschleier, die Burqa tragen) und die Stammeszugehörigkeit ist extrem wichtig. Die einzelnen Stämme werden von Scheichs regiert, die wiederum vom Sultan ein Budget für öffentliche Aufgaben bekommt. In türkisfarbenen Forts residiert die Stammespolizei, die ihr Gebiet überwacht und Unregelmäßigkeiten dem Militär meldet. Heiraten werden von den Familien arrangiert, schließlich wissen die Eltern am besten, wer ein passender Ehepartner ist. Es gibt viel Kontakt mit dem Jemen, da das Stammesgebiet über die Grenze reicht. Der Jemen Konflikt ist hier nicht spürbar, der Oman leistet aber humanitäre Hilfe und versucht zu vermitteln. Das passt zur religiösen Einstellung der Idabiten, einer weiteren Untergruppe des Islams neben den Sunniten und Schiiten. Die Idabiten sind strenge Pazifisten und sehr tolerant gegenüber Andersgläubigen.
In Salalah gibt es auch eine technische Hochschule. Nachdem Kathrin Teil der Expat Gemeinde Salalahs ist, kennt sie diverse Dozenten. Die berichten, dass die Leistungsbereitschaft der Studenten gering ist, sicherlich auch verursacht dadurch, dass alle Studenten einen Abschluss bekommen, es ein Durchfallen gar nicht gibt. Der Frauenanteil ist hoch, viele Männer im Süden wollen nicht studieren, weil sie traditionell leben wollen und dafür keinen Universitätsabschluß brauchen.

Den Nachmittag verbringen wir ruhig am Strand. Nachdem es hier deutsche Touristen gibt, werden wir immer wieder angesprochen und müssen unsere Route erklären. Am Strand sind aber nicht nur Touristen sondern auch ganz viele omanische Fischer. Sie fahren mit ihren Trucks den Strand entlang und suchen nach Sardinenschwärmen. Auf der Ladefläche viele verwegene Gestalten mit Turbanen, die nur noch die Augen frei lassen. Zwei Boote kreisen den Schwarm ein und legen ein großes Netz aus, das dann mit Hilfe von an den Autos befestigten Leinen und vielen Männern an den Strand gezogen wird. Die Netze sidn riesig und werden von vielen Männern eingeholt. Am Ende des Netzes befindet sich eine Art Netzröhre, in der die Fische landen. Dann werden säckeweise die Sardinen geerntet und auf die Ladeflächen gekippt. Über dem ganzen kreisen Hunderte von Möwen. Ein Netz liefert für 5 Trucks Sardinen! An diesem Nachmittag alleine sehen wir vier solche Fischertrupps.

Dieses Bild kann noch mit Leben erfüllt werden https://youtu.be/9hnnazjjcBM

Abends geht es Street Food essen, weit außerhalb der Stadt wo es eine ganze Straße von einfachen Lokalen gibt. Im Angebot ist Kamel und Ziege in verschiedenen Variationen, man kann überall probieren. Wir entscheiden uns für gemischtes Kamel/Ziegengulasch mit Reis und äußerst leckerem frisch gebackenen omanischen Brot. Schöne Stimmung, man sitzt im Freien und kann Leute begucken.

Tag 086 (06.02.)

Zweiter Teil der Stadtführung mit Kathrin. Es geht zu einem großen Markt in der Stadt, auf dem Fleisch, Fisch und Obst und Gemüse verkauft werden. Der Fleischmarkt ist ziemlich brutal: ganze Kühe und Kamele werden hier zerteilt, man sieht wo das Steak herkommt. Jeder Vegetarier oder Veganer würde den Besuch eines solchen Marktes empfehlen, um den Fleischverbrauch der Bevölkerung zu reduzieren. Die Metzger sitzen barfuß auf dem Boden auf einer Art Wellpappe und zerlegen auch das Fleich darauf. An so einem Kamel ist viel dran, da muss man ordentlich hacken.

Dann fahren wir zur Quelle Ayn Sahalnoot am Rand der Berge und dann nach Samharam. Das sind die Ruinen eines aus dem 4. JH nach Christus stammenden Weihrauchhafens, die unter Unesco Schutz stehen. Sie liegen malerisch auf einem Hügel über einer Lagune, die früher ein natürlicher Hafen war. Dann ist sie versandet, was zur Aufgabe der Stadt geführt hat.

Es folgt ein weiterer Nachmittag am Strand und am Abend ein gemeinsames Essen auf der Hotelterrasse. Der Strand an dem wir stehen ist wunderschön!

Tag 087 (07.02.)

Um 10 Uhr habe ich (Ulrike) einen von Kathrin vermittelten Friseurtermin bei ihrer Friseurin. Sie ist Chinesin und lebt in einer abgeschlossenen Siedlung, in der Ausländer leben. Haare werden in ihrem Bad gewaschen, geschnitten im Flur. Sie arbeitet langsam, aber gut und ich bin sehr froh, meine Haare wieder in Form zu haben.
Da wir danach nochmals in den Plantagengürtel fahren um Kokosnusssaft aus der frischen Nuss zu trinken und bei Lulu einzukaufen, kommen wir erst sehr spät los. Es geht nach Süden ins Dhofar Gebirge. Wir übernachten auf einer Klippe fast 1000 m über dem Meer, aber man kann direkt hinunterschauen. Vorher mussten wir wieder eine Militärkontrolle passieren: eine Straßensperre, bewacht von Autos mit montierten Maschinengewehren. Pass und Fahrzeugschein wurden einbehalten und wir müssen an die Seite rausfahren. Und unser Alkohol steht so, dass man ihn sofort sehen würde, wenn man den Schrank öffnet. Aber der Soldat will sich nur mit uns unterhalten: ob wir aus München seien, „Bayern München“ good! Er trägt einen Turban nach Salalah Art: dunkles, dickes Tuch mit Troddeln an den Ecken und einer plüschigen Borte. Mittlerweile erkenne ich die regionalen Unterschiede in der Kopfbedeckung der Herren. In der Wüste hatten sie auch schon Troddeln aber eine glatte Borte und im Norden gar keine Troddeln und dünne, rot karierte Stoffe. An unserem südlichsten Übernachtungspunkt geht es an der Klippe fast 1000 m nach unten ins Meer. Einige junge Männer demonstrieren ihre Schwindelfreiheit mit diversen Selfies.

Tag 088 (08.02.12020)

Heute werden wir den südlichsten Punkt unserer Reise erreichen, weil wir noch ein Stück Richtung Jemen fahren wollen. Noch aber genießen wir unser Frühstück in der Einsamkeit inmitten interessanter Vegetation.

Der Blick die Klippen hinunter aufs Meer war gerade noch klar, da bilden sich plötzlich weiter unten Wolken, steigen den Klippen entlang hoch und quellen oben über die Kante. Ein hochinteressanter Effekt!
Wir fahren bis ca. 35 km an die jemenitische Grenze heran, machen dann aber, statt bis zum Schlagbaum weiterzufahren, lieber einen Abstecher hinunter an die Küste zum Ort Raykhut. Eine landschaftlich schöne Strecke mit tollen Ausblicken und vielen, vielen Kühen und Kamelen. Interessant ist, dass viele Berge aussehen, als hätten sie Pickel. Diese Pickel sind laut Internet verlassene Termitenbauten. So sehen sie auch aus, nur sind ihre Bewohner ausgezogen, weil es in der Umgebung keine Bäume mehr gibt. Am südlichsten Punkt unserer Reise, einem Aussichtspunkt mit den Koordinaten N 16.741051° O 53.365761° machen wir ein Selfie.

Ab jetzt geht es Richtung Heimat! Wir alle haben das saudische Visum erhalten, so dass unsere Rückreise hoffentlich wie geplant tatsächlich durch Saudi Arabien, Jordanien und Israel führen wird.

Den restlichen Tag verbringen wir an unserem wunderschön gelegenen Stellplatz in Mughsail Beach mit Blick auf Klippen und menschenleeren Strand. Am späten Nachmitag wird zusammen Fisch gegrillt und es gibt eine reichhaltige Salat und Dessert Auswahl, zubereitet von allen Mitreisenden.

Tag 089 (09.02.2020)

Heute ist der Geburtstag unserer Tochter!
Gleich am Morgen gehen wir zu den Blowholes bei der Marneef Cave, die in Sichtweite liegt, weil um 8:30 die Flut ihren höchsten Stand erreicht. Die Löcher blasen aber leider kein Wasser, weil die Brandung, die in die unterirdischen Höhlen drückt, nicht stark genug ist. Sie röhren nur oder knallen und blasen Luft aus, was auch ganz eindrucksvoll ist.
Den restlichen Tag verbringen wir ruhig mit dem Waschen von Wäsche und dem Beobachten der Sardinenfischer vor uns am Strand.

Nachdem wir durch das Inland zurückfahren werden und dann einige Ausflugstage folgen, erstelle ich einen Speiseplan bis zum 14.2., wo wir wieder einen Lulu Supermarkt erreichen werden. Da heißt es morgen nochmal Proviant kaufen.

 

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8 Antworten

  1. Liebe Ulrike und lieber Peter,
    vielen lieben Dank für euren, wie immer, interessanten Bericht und die tollen Bilder.
    Ihr erlebt richtig viel und jeder Tag ist mit neuen Erlebnissen verbunden.
    Wir wünschen euch weiterhin alles Gute und eine schöne Weiterfahrt.
    Bei uns im Norden tobt noch das Sturmtief „Sabine“.
    Viele liebe Grüße
    Elisabeth und Thomas

  2. Während Ihr ruhiges Sommer Wetter genießen könnt, fegt ueber uns Sabine mit Orkanboeen, Gewitter, Starkregen und Schnee hinweg. So ist die Lage hier im Allgäu. Weiterhin eine interessante Reise ohne Pannen, bleibt gesund und Balu ohne Blessuren! Ita und Heinz ??

  3. Sehr interessant und abwechslungsreich, Ulrike und Peter! Verfolge eure Route auf GoogleMaps. Fotografisch besonders gelungen finde ich die Sequenz von dem Fischzug. Magazinreif!
    Gute Rückreise und herzliche Grüße

  4. Fantastic. What a nature experience!
    Except I would really get Schwindel at the southern most point.
    Gute Reise nach Hause!

    1. Hi Bengt,
      special thanks for your comment. I got “Schwindel” too. You are probably our Reader from the furthest distance to Germany and especially to our actual position.
      Take care and say hello to your wife
      Team Balu

  5. Eure Erlebnisse sind wirklich spannend. Wie schafft ihr es nur die tollen Berichte zu schreiben bei den vielen Kilometern, der komplizierten Haushaltsführung, den Grillabenden und der aufwändigen Kamelabwehr. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag eurer Tochter. Heute Nacht soll es in Franken und damit auch in Uttenreuth einen großen Sturm geben, man soll alles bewegliche im Freien festbinden. So einfach sind unsere Abenteuer. Weiterhin gute Reise und positives Erleben wünscht euch
    Gerd

    1. Lieber Gerd,
      du hast das wenigstens richtig erkannt.
      Das hier ist kein Spaß sonder Stress pur. Das kann ich niemandem empfehlen 😉
      Grüße
      Team Balu

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