Unterwegs mit unserem Wohnmobil Balu

Die Welt ist zu schön, um darüber hinweg zu fliegen

Höhlenmalereien, ein Künstlerhaus und zwei berühmte Klöster

Am 4.4. fahren wir endlich los auf unsere den Winter über geplante Reise nach Spanien. Unsere letzte Reise in die Bretagne haben wir vorzeitig abbrechen müssen, weil Balu Probleme machte. Wir sind zwar gut nach Hause gekommen, dort stellte sich aber heraus, dass die Ursache der sporadisch auftretenden Getriebefehler ein Defekt am Zweimassen Schwungrad war. Klingt teuer, war auch so, weil die Kupplung auch schon in Mitleidenschaft gezogen war. Zusätzlich dazu haben wir im Winter unsere Gasflaschen durch Gastanks ersetzt, so dass wir nun an Tankstellen mit Flüssiggas unsere Vorräte auffüllen können. In vielen Ländern kann man nämlich die deutschen Gasflaschen nicht tauschen und auch nicht legal auffüllen. Nun hoffen wir, dass Balu und Insassen diese Reise ohne Probleme genießen können.

In Deutschland begleitet uns strömender Regen und in Frankreich sehen wir um Besançon herum massive Überschwemmungen. Wir befürchten schon, dass unser geplanter Übernachtungsplatz direkt an der Saône überschwemmt sein könnte. Die Saône hat auch Hochwasser, aber der Platz ist offen. Am nächsten Tag geht es bei starkem Gegenwind an Lyon vorbei Richtung Süden.

Hochwasser an der Saone
Starker Südwind verursacht hohe Wellen auf der Rhone

Unterwegs entscheiden wir uns spontan zu einem Abstecher an die Ardèche, die wir von mehreren früheren Urlauben in den 80 er Jahren gut kennen. Was für uns aber unbekannt ist, ist die Höhle „Grotte Chauvet“ in Vallon Pont d’Arc. Sie wurde nämlich erst 1994 entdeckt, nach unserer „aktiven“ Zeit mit dem Kanu auf der Ardèche. Auf sie aufmerksam geworden sind wir durch eine tolle DVD über die Entdeckung der Höhle, die uns unser Schwiegersohn gezeigt hat.

Die Grotte Chauvet liegt direkt am Pont d’Arc und wurde durch Zufall von zwei Amateur Höhlenforschern und einer Forscherin (Jean-Marie Chauvet, Eliette Brunel und Christian Hilaire) entdeckt, weil sie einem Luftzug nachgingen, der aus einem Geröllfeld kam. Der Eingang zur Höhle ist nämlich vor 21.500 Jahren eingestürzt. Für die drei muss es die Sensation ihres Lebens gewesen sein. Gleich in der Eingangshalle fanden sie steinzeitliche Malereien und je tiefer sie in die Höhle eindrangen, desto sensationeller wurde es. Sie entdeckten die ältesten bislang bekannten künstlerischen Meisterwerke der Menschheit, die mit 36.000 Jahren noch deutlich älter sind als die in der Höhle von Lascaux in der Dordogne. Und zudem, dank des Einsturzes des Höhleneingangs, in bestem Erhaltungszustand.

Höhlenforscher in der Grotte Chauvet (Bildquelle:Grotte Chauvet 2)

Die Drei erkannten sofort den Wert der Malereien und ließen äußerste Sorgfalt walten, um nichts zu beschädigen oder auch nur zu verändern. Die Höhle wurde sofort abgesperrt und der Zutritt strikt reglementiert. Seit 1997 gehört die Höhle dem französischen Staat und seit 2014 ist sie das älteste Kulturgut, das jemals Weltkulturerbe wurde.

Wie kommt es nun, dass wir sie ansehen konnten? Von der Original Höhle wurde ein digitales 3-D Modell und danach ein Nachbau erstellt. Die Kunst an den Höhlenwänden ist im Maßstab 1:1 mit den originalen Malmethoden nachempfunden worden. Ebenso die Höhlenwände mit Stalagmiten und Stalaktiten und die Kratzspuren von Bären, der Höhlenboden mit den vielen Bärenknochen und den Mulden für den Winterschlaf, die die Bären sich dort gegraben haben. Im Winter war die Höhle das Reich der Höhlenbären, die Menschen wagten sich wohl nur im Sommer hinein. Man geht während der Führung auf Stegen durch die künstliche Höhle und fühlt sich wie in einer echten Höhle, weil auch Temperatur, Luftfeuchtigkeit und der Geruch passen. Der Bau wurde in 30 Monaten erstellt und hat 55 Mio € gekostet. Eine Besichtigung kann man nur empfehlen.

Die künstliche Höhle Chauvet 2
Wartebereich für die Führungen
Gleich öffnet sich die Tür zur künstlichen Höhle. Ab hier ist Fotografierverbot. Bilder vom Inneren kann man von der Webseite herunterladen!
Bildquelle: Grotte Chauvet 2
Bildquelle: Grotte Chauvet 2
Bildquelle: Grotte Chauvet 2
Bildquelle: Grotte Chauvet 2

Am nächsten Morgen fahren wir noch zum Pont d’Arc, den wir so oft mit dem Kanu durchfahren haben. Diesmal stehen wir nur am Ufer. Es ist ein beeindruckendes Gefühl, dass in der benachbarten Felswand die 36.000 Jahre alten Zeichnungen gut behütet im Dunklen schlummern!

Der Pont d’Arc

Die nächste Tagesetappe führt uns bis nach Spanien hinein, nämlich nach Cadaques, wo wir das Wohnhaus von Dali besichtigen wollen. Dies ist nicht so leicht wie gedacht. Die kurvige Straße über die Berge nach Cadaques ist für ein Wohnmobil recht schmal und mühselig zu befahren. In Cadaques ist die Hölle los, obwohl es Sonntagabend ist und Nebensaison. Der kleine Campingplatz auf dem Berg, den wir über enge Sträßchen erreichen, ist dann auch noch voll! Die Dame an der Rezeption empfiehlt uns netterweise den Busparkplatz auf der anderen Seite des Ortes in Portlligat, dort könne man in der Nebensaison sicher über Nacht stehen. So kommt es, dass wir mit seitlichem Blick auf das Wohnhaus von Dali übernachten.

Haus von Dali und seiner Frau Gala in Portllegat

Das Dali Haus sträubt sich ebenfalls gegen unseren Besuch. Seit zwei Tagen versucht Ulrike schon online ein Ticket zu buchen, ebenso wie für das Dali Museum in Figueres. Die nächste freie Verfügbarkeit ist angeblich in einer Woche! Wir stehen trotzdem am nächsten Morgen bei Öffnung am Ticketverkauf und es ist tatsächlich so, dass alles ausgebucht ist. Aber: gerade hat die Dame eine Absage bekommen, es gäbe zwei Tickets für 11:20! Glück gehabt.

Das Museum in Figueras können wir allerdings vergessen, ausgebucht bis auf einen Slot am Mittwoch in einer Woche um exakt 12:30. So lange wollen wir nicht warten……Der Eindruck drängt sich auf, dass spontane Museumsbesuche in Spanien nicht erwünscht sind. Von den Hauptattraktionen wie der Alhambra wussten wir ja, dass man online vorbuchen muss. Aber ein Museum in Figueres???

Wir besichtigen das Haus von Dali und seiner Frau Gala in einer Kleinstgruppe mit vier Franzosen! Es ist nicht groß und sehr verschachtelt, weil im Laufe der Jahre immer noch ein Raum an die ehemalige Fischerhütte angebaut wurde. Das Haus ist wirklich interessant zu sehen, auch der Garten und die Filmdokumente, die gezeigt werden. Was für ein verrückter Vogel Dali gewesen sein muss. Und bezüglich der Selbstdarstellung seiner Zeit weit voraus, heute wäre er wahrscheinlich ein Instagram Star!

Eingangsbereich
Wohnzimmer mit ausgestopften Tieren
Treppe vom Eingang hinunter zum Atelier
Seitenzimmer an der Treppe zum Atelier
Atelier mit versenkbarer Leinwand, so dass Dali im Sessel sitzend malen konnte
Schlafzimmer
Ankleide, dekoriert mit Fotos und Zeitungsausschnitten
Blick auf die Bucht mit Ei
Swimming Pool

Nach der Besichtigung gönnen wir uns noch einen Imbiss in einem kleinen Strandlokal zwischen dem Dali Haus und dem Parkplatz. Danach dann wieder über die kleinen Sträßchen über die Berge, Proviant auffüllen im Supermarkt und auf kurzem Weg zu unserem Stellplatz bei einem Olivenbauern. Dort stehen wir absolut ruhig inmitten von Olivenbäumen und beschließen, noch einen weiteren Tag zu bleiben, weil es so schön ist.

Blick auf die Pyrenäen mit Schneeresten

Auf der mautfreien Autobahn geht es weiter zum Kloster Montserrat. An Zäunen entlang der Autobahn, an Brücken und vielen Gebäuden (auch Kirchen) fallen uns unzählige gelbe Schleifen auf. Wir wundern uns, verbinden wir doch solche Schleifen entweder mit Solidarität mit HIV oder Krebskranken. Google erklärt uns, dass es sich hier um Zeichen der Solidarität mit den inhaftierten katalanischen Separatisten handelt. Aus der Menge der Schleifen und Fahnen muss man schließen, dass die Solidarität in der Bevölkerung sehr groß sein muss.

Einkauf beim Bäcker in einem kleinen Ort unterwegs
Erster Blick auf das Bergmassiv von Montserrat
Kloster am Wegesrand

Wir umrunden das Bergmassiv von Montserrat und finden die Felsformationen äußerst beeindruckend. Wir übernachten absolut ruhig auf dem Busparkplatz an der Talstation der Zahnradbahn im hübschen alten Ort Monistrol de Montserrat.

Balu am Übernachtungsplatz an der Talstation
In Monistrol de Montserrat

Am Morgen nehmen wir die erste Zahnradbahn zum Kloster hinauf und sind so noch vor dem Ansturm der Busse im Kloster. Das spätmittelalterliche Benediktinerkloster Montserrat wurde zwischen 1809 und 1811 von den Truppen Napoleons zerstört. Die Gebäude sind also nicht wirklich alt, aber die Lage des Klosters ist dafür spektakulär. Überragt von den Felsen des Montserrat Massivs thront es hoch über dem Tal. Richtig alt ist das wichtigste Heiligtum, die Schwarze Madonna, eine romanische Statuette aus dem 12. Jahrhundert und außerdem die Schutzheilige Kataloniens.

Kloster Montserrat
Vorplatz vor dem Ansturm der asiatischen Touristen
Ältester Teil des Klosters
Blick ins Tal
Eingang zur Kirche
Blick in die andere Richtung

Die Kirche wird gut vermarktet und ist Zentrum eines touristischen Komplexes mit zwei Restaurants, einem Buffet Restaurant, Andenkenladen, Post etc. In die Kirche kommt man nur mit Ticket hinein, wobei es die Auswahl aus mehreren Kombinationen gibt. Je mehr Anteile man wählt, desto höher der Preis. Wir entscheiden uns für das Kombiticket: Basilika und Madonna. Den Knabenchor müssen wir leider verpassen. Er singt um 13:00 und da wollen wir lieber in den Bergen eine Wanderung machen.

Blick in die Basilika. Im hellen Bereich in der Mitte des Altars steht die Madonna

Durch dunkle Seitenaltäre geht es über einen schmalen Gang zur Apsis und dann einige Treppen hoch. Die Madonna steht hinter dem Altar, vor ihr ist ein Durchbruch, so dass sie von der Basilika aus sichtbar ist. Man hat kurz Zeit in die Kirche zu schauen, die Madonna anzusehen und schon muss man weitergehen. Dabei ist es gerade erst 9:30 und noch wenig los. Als wir die Kirche verlassen, stehen wir inmitten von asiatischen Reisegruppen, die gerade eintreffen. 80 % der Besucher scheinen Asiaten zu sein, hauptsächlich Japaner.

Die schwarze Madonna. Die Kugel kann man durch das Loch in der Glasscheibe berühren.

Mit der Standseilbahn fahren wir weitere 300 m hinauf und machen oben zwischen den wunderbaren Felsen eine schöne Wanderung. Der Abstieg zum Kloster zieht sich allerdings, ist aber ein Muss, weil man nur von dort aus den besten Blick auf das Kloster hat.

Mit der Fotodrohe aufgenommen. Man sieht das Kloster rechts am Abhang
Ausblick von der Standseilbahn
Wanderweg in den Felsen

Zurück am Balu entscheiden wir uns, heute noch weiterzufahren. Der angepeilte Stellplatz in Sant Sadurni d’Anoia ist leider bereits voll. Nachdem er uns auch nicht gefällt, können wir damit leben. Wie so oft auf Reisen muss man flexibel sein, wenn etwas nicht so läuft wie geplant.

Sant Sadurni d’Anoia hat als Ort keinerlei Flair, ist aber Heimat vieler berühmten Cava Kellereien, die bekanntesten davon Freixenet und Codorniu. Letztere schauen wir uns zumindest von außen an, denn die Gebäude sind um 1900 im modernistischen Stil erbaut worden und sehenswert. Mangels Nachtplatz bleibt uns nichts anderes übrig, als die 80 km bis zum Kloster Poblet (Weltkulturerbe) noch heute zurückzulegen.

Cava Codorniu
Cava Codorniu

Die Weiterfahrt stellt sich als gute Entscheidung heraus. Auf dem Parkplatz des Klosters steht man ländlich ruhig inmitten der klösterlichen Weinfelder und schaut auf die Klostermauern und die Türme des Klosters. Wir machen nach dem Essen noch einen Abendspaziergang und genießen die friedliche Stimmung. Am Morgen um 5:15 hören wir die Glocke, die die Klosterbrüder zum Gebet in die Kirche ruft.

Blick aufs Kloster Poblet in der Abendstimmung
Eingang zur Klosterkirche

Unser Besuch im Kloster beginnt mit einer sehr gut gemachten Präsentation im Besucherzentrum. Hier war ein richtig guter Mediendesigner am Werk! Man wird gruppenweise in einen ersten, komplett dunklen Raum geführt. Der Eingang schließt sich und es beginnt ein Video zum Thema Spiritualität in den verschiedenen Religionen. Nach der Show öffnet sich eine Wand und man geht in den nächsten Raum, die Wand schließt sich wieder. Dieser Raum hat weiße Wände und eine verspiegelte Rückwand. Das Video wird flächig auf alle Wände projiziert und befasst sich mit dem Leben der Zisterziensermönche. Man sieht, wie die Räume, die man nachher besichtigt, von den Mönchen die hier leben benutzt werden, die Arbeit im Gemüsegarten, in der Küche, im Weinberg etc. Jetzt wird uns auch klar, warum die Besuchszeiten so eingeschränkt sind. Schließlich wollen die Mönche im Refektorium essen, ohne von Touristen begafft zu werden. Am Ende des Videos öffnet sich die Stirnwand und man blickt hinaus in den Klostergarten.

Die Stimmung im Poblot ist so ganz anders als in Montserrat mit seinem Trubel. Hier strahlt alles Ruhe aus. Das Kloster wurde 1150 gegründet, war aber von 1835 bis 1940 nicht in Betrieb. Die Könige von Aragon hatten im benachbarten kleinen Palst ihren Altersruhesitz und wurde in der Kirche beigesetzt. Eine wirklich schöne Anlage in einer lieblich anmutenden Landschaft.

Kreuzgang
Brunnenhaus
Refektorium der Mönche. Es ist nur für wenige Personen gedeckt.
Kirche. Anders als in Montserrat ist die Kirche selbst frei zugänglich.
Altar

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4 Antworten

  1. sehr interessanter Reisebericht. Ich wünsche Euch weiterhin viele positive Erlebnisse.
    Gute Fahrt. Christine

  2. Hallo, freut ich dass die Reise nach den Überschwemmungen so gut weiter ging. Wiederum sehr schöne Bilder und Schilderungen
    Gute Weiterfahrt,
    Horst und debbie

  3. Super Reisebericht! Da freuen wir uns auf die Tour mit euch! Gute und unfallfreie Fahrt wünschen Alois und Christina

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