Unterwegs mit unserem Wohnmobil Balu

Die Welt ist zu schön, um darüber hinweg zu fliegen

Von Abu Dhabi nach Saudi Arabien

Tag 097 (17.02.2020)

Heute ist Besichtigung von Al Ain, der ersten Stadt des Emirates Abu Dhabi. Zu berichten ist eigentlich nur, dass wir in einem der Palmengärten erleben, wie schnell ein Pakistani zur Baumpflege auf die Palme kommt und dass in den Gärten Moskitofallen aus Deutschland stehen, die Zahl und Art der Moskitos in Abhängigkeit von der Zeit erfassen und ob diese Infektionen wie Dengue weitertragen.

Unter diesem Link könnt ihr den Kletterer bei seiner Demonstration sehen. Das ging so schnell, dass ich kaum dazu kam die Handykamera zu aktivieren

https://youtu.be/LdgAxHoBUH0

Danach noch ein Markt, noch ein Fort, noch ein Kamelmarkt, noch eine Mall. Auf dem Markt beeindruckt eine omanische Obstverkäuferin mit Burqa durch ihre stolze Haltung, ihre Schönheit und den Kontrast zwischen ihrer Kleidung und der Smartwatch, die sie am Handgelenk trägt. Es gibt so interessante Dinge zu kaufen wie in Form gepresste getrocknete Kamelmilch, verpackt in Plastikbeuteln.

In der Mall interessieren mich die Geschäfte, die traditionelle Kleidung für Damen und Herren anbieten. Alles sehr, sehr edel, der Preis für Abayas beginnt bei 200 €. Dabei sind sie alle schwarz und unterscheiden sich nur durch dezente Verzierungen, die man aus der Ferne kaum sehen kann. Nicht solche Billigmodelle, wie ich mir gestern eines zugelegt habe. Dann gibt es auch noch welche, die nur aus Spitze bestehen und durchsichtig sind. Der Verkäufer sagt: „for wedding“. Hmm!

Den Nachmittag verbringen wir bei 31° Hitze geruhsam im Schatten der Bäume im Park.

Tag 098 (18.02.2020)

Heute geht es nach Abu Dhabi Stadt, die 180 km entfernt liegt. Die Autobahn dorthin führt durch die Wüste, ist aber über die gesamte Strecke gesäumt von einem breiten Baumgürtel. Jeder Baum hat seine eigene Bewässerung, ohne die er nicht überleben könnte. An den Ausfahrten gibt es riesige Rasenflächen (Peter stört sich daran, dass das Gras für die Hitze viel zu kurz geschnitten ist) und blühende Büsche. Der Baumgürtel hält zwar sicherlich den Sand ab, ist aber eine einzigartige Verschwendung von Wasser. Dabei haben wir gestern in Al Ain gehört, dass man wie im Oman Probleme mit dem stark sinkenden Grundwasserspiegel hat und deswegen eine Pipeline von den Entsalzungsanlagen im Emirat Fujaira legen musste. Als Produzent von Bewässerungsanlagen kann man sich hier auf der arabischen Halbinsel eine goldene Nase verdienen.
Abu Dhabi ist ein Moloch von Stadt mit einem dichten Netz von Schnellstraßen und Brücken, die die verschiedenen Inseln, auf denen die Stadt liegt, miteinander verbinden. Eine Altstadt gibt es nicht, alle Gebäude sind maximal 50 Jahre alt, die meisten neuer. Hier lebten früher nur Beduinen und Perlenfischer und entsprechend konservativ ist man hier. Wir arbeiten uns zu unserem Stellplatz vor, der ganz vorne am Hafen liegt. Wir stehen auf einer riesigen Sandfläche unmittelbar hinter der Schutzmauer zum arabischen Golf. Hätte man eine Leiter, könnte man ihn auch sehen. So bleibt nur der Blick auf die Aida und die Skyline im Dunst und diverse Werften, in denen Ölbohrinseln liegen. Am Abend sieht das sehr schön aus. Hierher kommen viele Angler und auch das eine oder andere Pärchen, um romantisch aufs Wasser zu schauen (nachdem sie die Mauer erklommen haben).

Tag 099 (19.02.2020)

Heute ist der Geburtstag unseres Sohnes Justus! Wir werden heute um 9:00 vom Bus abgeholt, um diverse Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. An der ersten sind wir bereits gestern im Balu vorbeigefahren, es ist die große Moschee mit ihren 80 Kuppeln, die aus der Ferne sehr schön aussieht, im Stil des Taj Mahal gehalten. Nachdem man die äußeren Grünanlagen passiert hat, erreicht man den großen Parkplatz für PKWs und Busse, unter dem sich noch eine Tiefgarage und ein unterirdisches Einkaufszentrum (!) befinden. Ähnlich wie beim Louvre in Paris erfolgt der Eingang unterirdisch und ist durch eine Glaskuppel zu erreichen. Über Rolltreppen fährt man nach unten und das erste, was man sieht ist ein McDonalds und ein Starbucks. Es folgen diverse Andenkenläden, die auch orientalische Kleidung verkaufen.

Wenn man mit den Worten begrüßt wird: „einfach mal gucken, Aldi Preise“, dann weiß man, dass man sich in touristisch gut erschlossenem Gebiet befindet. Das hatten wir zuletzt in Dubai. Weiter geht es über lange Gänge, die vom Ambiente und den Laufbändern stark an den Frankfurter Flughafen erinnern.

Ebenso die Kontrolle mit Durchleuchtungsgeräten für die Taschen und Body Scannern für die Menschen. Dann ist man endlich am Vorplatz und kann sich in die Moschee vorarbeiten.

Alles ist mit Bändern abgesperrt, Ordner wachen darüber, dass man sich richtig bewegt. Ich werde mehrfach ermahnt, dass mein Tuch zu weit hinten sitzt! So etwas gab es nicht einmal im Iran und es macht mich aggressiv.

Die Moschee ist aus der Nähe nicht so schön wie gedacht, der weiße Marmor blendet, dass einem die Augen schmerzen und die Dekorationen sind einfach zu viel des Guten. Blüten und Blütenranken allerorten, natürlich alle aus Halbedelsteinen. Als wir dann die großen Leuchter im Männergebetsraum sehen (natürlich wieder von Svarovski) kann ich mir einen Lachanfall nicht verkneifen. So was hässliches habe ich schon lange nicht mehr gesehen!

Wie war doch die Sultan Qaboos Moschee im Oman geschmackvoll. Der verstorbene Scheich Zayed hat diese Moschee in Auftrag gegeben, ihre Fertigstellung aber nicht mehr erlebt. Er wird hier als Vater der Nation ebenso tief verehrt wie Sultan Qaboos im Oman. Sehr angesehen hier im mittleren Osten ist übrigens auch Saddam Hussein, wir haben sein Bildnis oft auf Autos und Häusern im Oman gesehen.
Danach fahren wir zu der Insel Yas, auf der das Formel 1 Rennen stattfindet und schauen die Rennstrecke an. Man sieht nicht viel, nur die Tribünen mit schöner Zeltüberdachung.

Die gesamte Umgebung ist touristisch angelegt, es gibt das „Warner Brothers World“, einen klimatisierten Indoor Vergnügungspark, einen Wasserpark, Ikea, Ferrari World (ebenfalls ein Vergnügungspark), einen klimatisierten Indoor Kletterpark und daran angeschlossen eine riesige Mall.

Dort werden wir zur Mittagspause freigelassen und gönnen uns im Food Bereich eine chinesische Kombo. Im Gegensatz zu Dubai ist es in der Mall sehr ruhig, es gibt nicht diese Menschenmassen wie dort. Wie im Oman gibt es sehr viele Duft Läden, die alle entweder Weihrauch oder ihre Duftmischungen abbrennen, so dass herrliche orientalische Düfte durch die modernen Gänge schweben, die genauso in den USA sein könnten.
Auf der Toilette sehe ich eine interessante Szene. An der Tür zum Wickelraum steht gelangweilt eine verschleierte Dame mit Abaya und beschäftigt sich mit ihrem Handy, innen wickelt das philippinische Kindermädchen das Baby und schäkert mit ihm. Hier hat man viele Hausangestellte! Alle, die man im öffentlichen Raum arbeiten sieht, sind Gastarbeiter aus Indien, Bangladesch, den Philippinen, Pakistan, Afghanistan, Ägypten etc. Die Einheimischen erkennt man an der Abaya und dem weißen Gewand und daran, dass sie keiner erkennbaren Tätigkeit nachgehen. Im Emirat Abu Dhabi ist es genauso wie in Dubai: ohne Gastarbeiter läuft nichts.
Am Abend gibt es am Stellplatz ein gemeinsames Essen mit dem der Abschied von unseren Guides Dima, Ararat, Tim und Hamdy gefeiert wird. Es werden einige Reden gehalten und es wird sehr emotional. Sie alle fliegen in den nächsten Tagen nach Hause zurück. Dafür sind Oleg und Alex gekommen, die wir beide bereits kennen. Oleg ist der Mann für schwierige Grenzen, der uns von Polen bis nach VAE gebracht hat und der uns nun nach und durch Saudi Arabien bringen wird. Oleg und Alex haben die letzten drei Wochen dort verbracht, um die Route und die Stellplätze zusammenzustellen. Wir sind seit fünf Jahren die erste Reisegruppe von Seabridge, die ein Touristenvisum für Saudi Arabien erhalten hat. Davor gab es einmal eine Gruppe, die mit einem 36 h Transfer Visum das Land durchqueren durfte. Sind wir nun Pioniere oder sind wir Versuchskaninchen?

Tag 100 (20.2.2020)

Peter ist erkältet und bleibt daher heute leider zuhause. Wieder holt uns der Bus um 9:00 ab. Zuerst absolvieren wir einen Fischmarkt, dann geht es zur gegenüberliegenden Insel Saadiyat auf der der Louvre Abu Dhabi steht und noch weitere Museen (Guggenheim, ein Nationalmuseum und ein Museum des Meeres) im Bau sind. Punkt 10:00 sind wir die ersten, die eingelassen werden. Ein wunderbares Gebäude, entworfen vom französischen Architekten Jean Nouvel das mich zutiefst beeindruckt. Die Ausstellungsräume sind in weißen Kuben untergebracht, die direkt im türkisgrünen Wasser zu stehen scheinen.

Das Ganze wird überspannt von einer durchlässigen Kuppel aus einem Netz von Sternen. Man tritt aus den Ausstellungsräumen und steht quasi im Freien, beschattet von der Kuppel. Nach drei Seiten ist der Bereich offen und schaut aufs Wasser. Dadurch zieht ständig ein kühlender Luftzug durch den riesigen Raum, Vögel zwitschern und die Sonne malt Muster auf den Boden.

Im Wasser stehen verschieden hohe Podeste und gliedern diese Fläche, ebenso wie niedrige Mauern, die nur eine Veränderung der Wellenstruktur verursachen. Ganz tolle Architektur und perfekt auf den Ort abgestimmt. Um einen Eindruck davon zu bekommen solltet ihr euch das Video ansehen

https://youtu.be/NS7mT0FE3a0

Das Museum füllt sich im Laufe des Morgens mit einheimischen Schulklassen (getrennt nach Geschlecht natürlich!), die einheimischen Mädchen in Abayas, die Jungs in langen weißen Gewändern. Die Jungs albern herum, für die Mädchen scheint der richtige Ort für Selfies das wichtigste zu sein.

Anschließend fahren wir die Uferstraße, die Corniche, entlang. Auf der einen Seite die Hochhäuser, davor grüne Parks, auf der anderen wieder Parks und ein endloser Strand, an dem aber fast niemand ist, zumindest nicht um diese Tageszeit.

Alles extrem gepflegt und schön, aber keine Restaurants und keine Cafés in Sicht. Am Ende der Corniche dann ein Luxushotel, der Palast des Scheichs und das „Parlament“. Abu Dhabi gefällt mir wegen seiner Lage, der Zuwendung zum Wasser und der ruhigeren Atmosphäre wesentlich besser als Dubai. Im Sommer ist es aber auch hier unerträglich heiß, an die 50° bei hoher Luftfeuchte. Wir empfinden es bereits jetzt als heiß, bei knappen 30°. Am Abend fällt so viel Tau, dass unsere Markise klatschnass ist.

Tag 101 (21.2.2020)

Heute ist Freitag und damit hierzulande der freie Tag. Auf dem riesigen Platz auf dem wir stehen merkt man das daran, dass mindestens fünf Mannschaften Kricket spielen, wohl alles Gastarbeiter.
Wir fahren heute ins Inland, nämlich zur Oase Liwa. Der erste Teil der Strecke, die Autobahn parallel zur Küste ist unglaublich langweilig und erinnert stark an die Wüste im Oman: Kies, soweit das Auge reicht. Erst als wir Richtung Süden abbiegen, ändert sich die Landschaft: nun beginnen die Sanddünen. Entlang der Autobahn zieht sich wieder der bewässerte Grüngürtel der den Sand abhalten soll.

Oben sehr ihr einen Ruhebereich in einer Rastsstätte. Entlang dre Straße bietet sich ein skurriles Bild: auf der einen Seite der Straße Sandwüste, auf der anderen alle möglichen Farmen. Anscheinend braucht es nur Wasser und Dünger, dass auf diesem Sand etwas wachsen kann. Wir passieren die Stadt Madinat Zaid, die mit ihren Parkanlagen und Blumenbeeten ein grünes, in dieser Umgebung seltsames Bild bietet.
Wir fahren auf einer Stichstraße tief in die Wüste hinein zur Moreeb Sanddüne. Die Straße ist traumhaft schön, rechts und links nur noch hohe Sanddünen und tiefe Täler.

Immer wieder überholen uns Geländewagen voller junger Männer, die uns zuwinken und den Daumen hochhalten. Wir wundern uns nur darüber, dass es hier, fernab eines Ortes, so viele schlafende Polizisten gibt, die allseits beliebten Humps. Den Grund erkennen wir, als wir am Ende der Straße ankommen. Hier werden Dünenrennen abgehalten, bei denen man mit Buggies oder Geländewagen die steilen Dünen hochfährt. Und da heute Freitag ist, sind natürlich viele Männer vor Ort, campieren hier und haben ihren Spaß. Und diese Männer sollen nicht bereits bei der Anreise aus der Kurve fliegen. Glücklicherweise liegt unser Stellplatz nicht im Haupttal sondern ein Stück weiter am Rand eines militärischen Sperrgebietes.

Hier stehen wir in traumhafter Umgebung. Ich gehe noch ein Stück die Piste entlang die Düne hoch um Fotos zu machen.

Mir begegnen zwei Militärjeeps, ich verstecke den Foto lieber etwas aber sie winken mir nur freundlich zu und recken den Daumen hoch. Offensichtlich findet man es gut, wenn hier europäische Camper auftauchen.

Tag 102 (22.2.2020)

Auf dem Rückweg zur Küste fahren wir etwas anders und kommen durch eines der vielen Ölfelder Abu Dhabis. Viel zu sehen ist nicht, nur übermannshohe Zäune und immer wieder große Tore.

Die Quellen selbst völlig unscheinbar, nur ein Rohr ragt aus dem Sand. Wie schon so oft sehen wir weitab jeder Ansiedlung einsame Trupps von Straßenarbeitern, völlig vermummt gegen die Sonne. Offensichtlich werden sie am Morgen zur Arbeit ausgesetzt und irgendwann am Abend wieder eingesammelt. Den Tag verbringen sie in der prallen Sonne, die Mittagssiesta halten sie auf dem Sand des Mittelstreifens oder auf der Standspur. Nach europäischem Empfinden sind das untragbare Arbeitsbedingungen.
Unser Ziel, der kleine Ort Al Marfa hat einen wunderschönen Strandpark. Palmen am Sandstrand, eine wunderschön bepflanzte und gepflasterte Strandpromenade und topmoderne Sanitäranlagen mit Duschen, Toiletten und Gebetsraum für Damen und für Herren, jeweils bewacht von einer Security Guard (die dort auch schläft).

Die Zahl der Gastarbeiter, die die Anlage pflegen, übersteigt die der Benutzer bei weitem. Hier sind mindestens 30 Leute beschäftigt. In den Beeten wird gejätet, Blätter zusammengerecht, Palmen von welken Blättern befreit, der Strand gerecht und Steine aus dem Wasser geholt, damit sich kein Badegast den Fuß stößt. Nur gibt es (außer uns) keine Badegäste, allenfalls einige wenige Einheimische, die sich kurz mal am Strand lagern.

Tag 103 (23.2.2020)

Ein schöner, ruhiger Strandtag. Bis Mittag ist es sehr neblig aber warm und ich schwimme eine Stunde im absolut ruhigen Wasser und bin ganz alleine im Wasser.

Peter hat unterdessen ein interessantes Gespräch mit einem Landwirtschaftsingenieur (Pakistani), der die Palmen auf Befall von Heuschrecken kontrolliert. Er erzählt, dass große Schwärme aus Saudi Arabien Richtung VAE wandern. Man will sie rechtzeitig erwischen und mit Insektiziden töten, denn sie hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Sie fressen alles, was grün ist, auch die Blätter der Dattelpalmen. Immer wieder werden wir von vorbeifahrenden Autos mit „welcome“ und hochgerecktem Daumen begrüßt. Allmählich gewöhnt man sich daran! Ein bisschen Waschen, Näharbeiten (Druckknöpfe an die Abaya), Sortieren der gefundenen Muscheln und Peter die Haare geschnitten und schon ist es Zeit für den Geburtstags Apero (so sagen die Schweizer) bei Christina. Abends sehen wir einen Araber auf seinem weißen Araber, er posiert noch für uns für ein Foto.

Ein wunderschöner Stellplatz, bis auf den Hahn, der morgens um halb zwei beginnt zu krähen. Er hat auch gegenüber dem Muezzin das letzte Wort.

Tag 104 (24.2.2020)

Heute ist der große Tag des Grenzübertrittes nach Saudi Arabien. Ein bisschen angespannt sind wir schon, denn der Weg zurück durch den Iran ist wegen der Coronafälle dort und der Schließung der Grenzen nicht mehr möglich. Auf dem Weg dorthin passieren wir noch ein fast fertig gestelltes Atomkraftwerk. Man scheint auf Atomkraft zu setzen, wenn Öl und Gas aufgebraucht sind.

Um 10:00 fahren wir an die Grenzstation VAE ein, um uns dort alle Ausreisestempel zu holen. Wegen des Stempelns des Carnet de Passage gibt es einige falsche Ansagen, was dazu führt, dass wir unmittelbar vor der saudischen Grenze wenden und entgegen der Fahrtrichtung wieder in die VAE zurückfahren müssen. Das Carnet wird nämlich am Zollamt für die LKWs abgestempelt, was eine abenteuerliche Anfahrt nach sich zieht. Am Zollamt sind wir jedenfalls die Attraktion für alle wartenden LKW-Fahrer. Oleg ist etwas entnervt! Dann zurück an die saudische Grenze und die Abayas übergeworfen.

Dort begrüßen uns unsere zwei neuen Guides, Ali, ein Saudi und Kays, ein Deutsch-Syrer. Zuerst geht es zur Immigration. Man ist so flexibel und trennt unsere Gruppe nicht nach Männlein und Weiblein, wir Frauen dürfen mit in die Männer-Abfertigung. Dort sitzen bereits zwei Chinesen! Später hören wir, dass sie nicht einreisen durften, obwohl sie schon ein Jahr nicht mehr in China waren. Aus einer Schachtel werden uns sofort Gesichtsmasken (wegen der Chinesen) angeboten, der Beamte bekommt Desinfektionsmittel gereicht und kleckert es um ein Haar auf unseren Fahrzeugschein. Fingerabdrücke, Foto (Ansage des Grenzers: smile!), Stempeln des Passes, Kontrolle der Autopapiere, Zoll, Abschluss einer Versicherung für das Auto (das erste Land, das unsere Bestätigung nicht akzeptiert), alles recht freundlich. Beim Zoll bekommen wir einen Zettel, mit dem wir frohgemut zum Ausgang fahren. Zu früh gefreut, ein Stempel fehlt, also wieder zurück und Warten auf die Kontrolle des Autos von innen. Der Zöllner widmet sich besonders den Flaschen mit Olivenöl und allem, worin Alkohol sein könnte und klopft sogar knapp neben unserem Geheimfach die Verkleidung ab. Natürlich haben wir allen Alkohol am Vorabend vernichtet. Um 15:00 sind wir durch und sammeln uns an der ersten Tankstelle auf der Saudi Seite. Es fällt der Entschluss noch 150 km weiterzufahren, statt hier zu übernachten.

Es geht entlang der Grenze nach Khatar durch die Wüste. Diese Grenze ist geschlossen, da Saudi und Khatar wegen der Iran Frage im Zwist miteinander liegen.

Tag 105 (25.2.2020)

Der Stellplatz in Salawa ist ein Strandpark mit einem großen Spielplatz (komplett menschenleer) und liegt direkt am Golf mit Blick auf Khatar. Neben uns steht ein Polizeiauto am Strand und hat den Feind fest im Blick. Aber sie haben nichts dagegen, dass unsere Gruppe hier übernachtet.

Heute dürfen wir ausschlafen, denn einen Teil der für heute geplanten Strecke haben wir bereits gestern zurückgelegt. Dann geht es weiter durch die Wüste. Der Unterschied zu den VAE und zum Oman ist eklatant. Oleg hat die Straßen hier als gut bezeichnet, er sieht das aber vielleicht im Vergleich zu seinem Heimatland Ukraine. Wir finden sie schlecht! Dazu kommen viele völlig unmarkierte Humps (schlafende Polizisten). Die ganze Gegend wirkt desolat.

Entlang der Straße liegen viele aufgegebene Tankstellen (wie im Western, mit Zapfsäulen, leeren Läden, Autowracks etc. und alles halb vom Sand verschüttet) und unglaublich viele Altreifen, Stoßstangen und sonstiger Müll. Die Verkehrsschilder sind nur noch in Arabisch beschriftet, mit den Zahlen müssen wir uns wieder vertraut machen, um zu erkennen, wie schnell man nun fahren darf. Auch die Stadt Al Hufuf wirkt desolat, die Infrastruktur schlecht. Es sieht aus wie in einem armen Dritte Welt Land, aber dies ist doch Saudi Arabien! Da haben der Sultan Qaboos im Oman und der Scheich Zayed in Abu Dhab wesentlich besser mit den Einnahmen aus dem Öl gewirtschaftet. Die Autos auf den Straßen sind deutlich älter und kleiner, keine schicken neuen weißen SUVs mehr wie in den VAE. Und fahren tun sie wie die Irren, was unsere These über die Korrelation zwischen dem Verhalten der Autofahrer und dem Ausmaß der Diktatur, in der sie leben neuen Auftrieb gibt.
Wir müssen in die Stadtmitte von Al Hufuf, um eine SIM Karte zu kaufen. Hier bekommt man die nur mit Paß, Visum und Fingerabdruck, die Guides können das also nicht wie sonst für uns erledigen. Danach geht es zu Carrefour zum Einkaufen. Der Carrefour liegt in einem modernen Einkaufszentrum, das aber innen auch halbverlassen wirkt. Das Angebot ist deutlich schlechter als in den VAE. Weder die Fleisch- noch die Fischtheke sind besetzt, beim Obst ist niemand zum abwiegen da. Hier erfahren wir warum: es ist Gebetszeit und alle sind beim Beten. Wir haben gar nicht mitbekommen, dass der Supermarkt unmittelbar nachdem wir ihn betreten haben, die Gitter vor der Kasse heruntergelassen hat, weil die Kassiere natürlich auch zum Beten sind. Das erzählen uns Reisegefährten, die zu dem Zeitpunkt an der Kasse angestanden sind. Die Kunden werden also einfach eingeschlossen und können sich drinnen amüsieren. Wir versuchen, selber unser Obst abzuwiegen, scheitern aber an der arabischen Beschriftung und warten dann einfach ab. Hier sehen wir zum ersten Mal Frauen, alle vollverschleiert.
Um 14:30 treffen wir uns an der hiesigen Sehenswürdigkeit, den Al Quara Caves. Dorthin fahren wir durch eine große verlotterte Oase aus Dattelpalmen auf schlechten, kleinen Straßen. Unser Navi funktioniert auch nicht mehr richtig, dies erhöht den Spaß an der Sache. Am Ziel sieht es dann anders aus: eine schöne Anlage mit Rasen und gepflegten Palmen und einem klimatisierten schönen Café. Ein junger Saudi gibt uns sehr freundlich eine englische Einführung und serviert dazu arabischen Kaffee und Datteln.

Er erklärt weniger die Höhlen als die Ölgemälde an der Wand mit sehr schönen Kalligrafien. Sie stellen Koranverse dar und zwar in Schrift, Form und Farbe toll umgesetzt. Leider gibt es das Bild, das mir am meisten zusagt, nicht als Druck zu kaufen, soll uns aber als Datei zugeschickt werden. Als wir sein perfektes Englisch loben, erwidert er, dass er das beim online Gaming gelernt habe!
Die Höhlen sind keine richtigen Höhlen, sondern tiefe, schmale Schluchten in einem Tafelberg mit skurrilen Felsformationen. Es ist hier wunderbar kühl, man geht auf schön gepflasterten Wegen und kann die Kühle und das Ambiente genießen. Eine unerwartet schöne Sehenswürdigkeit in dieser staubigen, reizlosen Umgebung.

Eine voll verschleierte junge Fotografin fotografiert innen mit einem Profi Objektiv einen jungen, westlich gekleideten, Saudi, der wie ein Model posiert.

Abends stehen wir etwas außerhalb in einem kleinen Freizeitpark. Rund um einen winzigen See gibt es viele Cafés und Imbissbuden und Grasflächen, auf denen man seinen Teppich ausbreiten kann. Es sind viele Frauen- und Mädchengruppen unterwegs, auch einige picknickende Familien. Von einer werden wir freundlich begrüßt und auf einen arabischen Kaffee mit Törtchen eingeladen, aber nicht aufgefordert, uns mit auf ihren Teppich zu setzten. Man ist hier schon deutlich distanzierter uns gegenüber. Der Sohn in westlicher Kleidung, seine Frau, seine Mutter und seine zwei Schwestern mit Burqa, sein Vater traditionell in weiß mit rotkariertem Tuch. Alle anderen Leute mustern uns nur mehr oder weniger verstohlen. Man ist nicht so offen und freundlich wie im Oman und Abu Dhabi. Die Welle der Begeisterung, die uns seit dem Iran trägt, fehlt in Saudi Arabien. Niemand winkt uns unterwegs zu außer dem einen oder anderen Gastarbeiter.
Abend gibt Kays noch eine Einführung zu Land und Leuten, sagt, dass er über Politik erst in der Wüste reden wird. Es folgt die schlechte Nachricht, dass es in dem kleinen Bahrein, das wir übermorgen besuchen wollten, 23 Fälle von Corona gibt und dass die Gefahr besteht, dass die Saudis die Grenze schließen. Wir wollen keinesfalls bei einem Tagesausflug in Bahrein stranden, während unsere Autos in Saudi Arabien stehen. Das ist eine äußerst unschöne Vorstellung. Oleg meint auch, dass uns ein Bahrein Stempel im Pass an allen kommenden Grenzen Probleme machen wird. Beängstigend, zusammen mit den vielen Fällen in Italien. Wir schlafen unruhig, auch wegen des während der heißen Nacht tobenden Sandsturms.

Tag 106 (26.2.2020)

Es ist so viel Sand in der Luft, dass der Himmel nur blau ist, wenn man senkrecht nach oben schaut. Ansonsten wirkt alles wie im dichten Nebel. Der Sand ist natürlich auch im Auto, das lässt sich nicht vermeiden. An unserem Zielort, dem „Palm Beach Resort“ ist daher erstmal Saugen und Wischen angesagt. Außerdem Wäsche, denn hier ist eine Wäscherei. Das Resort liegt direkt am Golf mit einem schönen Strand und vielen kleinen Strandvillen und einem kleinen Hafen. Am Strand gibt es einen sichtdicht abgetrennten Bereich, an dem wir europäisch baden dürfen! Außerdem gibt es einen Mens Club für die Männer und einen abgeschlossenen Ladies Bereich.
Im Ladies Club ist die Eingangstür hinter einer Sichtblende verborgen, so dass man keinesfalls von außen einen Blick hineinwerfen kann. Handys und Fotos sind nicht erlaubt! Innen ein großer, offener Raum mit Bistrostühlen und Tischen, ein kleiner Pool, ein Jacuzzi, Duschen, ein großer Kinderspielraum und eine Moschee. Alles sehr nüchtern gestaltet und schon etwas heruntergekommen. Die Rezeptionistin hat ihre Kinder dabei und ist sehr freundlich, trägt Abaya ohne Schleier, spricht aber kein Englisch. Ich schwimme im Pool, gehe kurz ins Jacuzzi und dusche ausgiebig. Außer uns Reisenden sind keine weiteren Damen anwesend.
Abends dürfen wir Europäerinnen ausnahmsweise in den Mens Club. Die unterschiedliche Ausstattung führt uns die Stellung von Frauen in diesem Land deutlich vor Augen. Hier ist alles schön gestaltet, die Wände verkleidet und dekoriert. Es gibt einen großen Raum mit Ledersofas und einem großen Bildschirm (hier sehen wir zwei Filme über Saudi Arabien), einen Squash Court, drei Billiardtische, zwei Tischtennisplatten und einen schönen, großen Pool draußen. Die Männer zahlen und entscheiden, also muss ihr Comfort sichergestellt werden, die Frauen dagegen müssen nur irgendwo untergebracht werden!
Am Abend gibt es das Willkommensessen für Saudi Arabien. Alles sehr lecker und vielfältig, schöne Tischdekoration, ein schöner Raum mit Blick auf die Lichter über der Meeresbucht. Wir sind wieder separiert und offenbar die einzigen Gäste. Oleg erzählt, dass von den vielen Hotelanlagen in dieser Bucht nur diese eine bereit war, uns aufzunehmen. Wahrscheinlich stellt man sich so den zukünftigen Tourismus im Land vor: Ausländer untergebracht in abgetrennten Bereichen, ohne Kontakt zu Einheimischen. Ob das Konzept aufgeht?

Tag 107 (27.2.2020)

Ruhiger Strandtag. Nach dem Sandsturm hat es deutlich abgekühlt, was sich sehr angenehm anfühlt nach der feuchten Hitze der letzten Tage. Aber dann hatten wir doch noch ein Erlebnis der besonderen Art. Ein Heuschreckenschwarm zieht über uns hinweg und bietet ein eindrucksvolles Erlebnis.

Eine Impression des kleinen Heuschreckenschwarmes

https://youtu.be/KITKGhRY3to

Abends spricht ein Manager der großen saudischen Ölgesellschaft Aramco (65.000 Angestellte) zu uns. Das hat sich zufällig ergeben. Aramco hält morgen in dieser Anlage seinen Familientag ab und er hat zufällig unsere Autos gesehen und festgestellt, dass wir aus Europa kommen. Und da er auch ein Camper ist, hat er sich sofort mit uns verbunden gefühlt. Seinen Vortrag kann man nur euphorisch nennen. Die Veränderungen im Land seien phänomenal, der Fortschritt von oben gewünscht und nicht mehr aufzuhalten. Auf allen Gebieten: Gleichberechtigung der Frauen, Berufstätigkeit von Frauen, Umweltschutz. Vielleicht haben wir das Land doch etwas zu früh als konservativ abgetan?

Morgen geht es dann weit durch die Wüste nach Ryiadh

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7 Antworten

  1. Vielle Grüße an die Weltenbummler! Es ist unglaublich, welche wundersame Welten Ihr erlebt! Be,- und verzaubernd . Ein Bericht ist spannender als der Andere 🙂
    Schön das wir das durch die Bericht und die bezaubernden Fotos das miterleben können… wenigstens etwas

  2. Danke für die einprägsamen Beschreibungen und die vielen Bilder.
    Hat sich in Saudi Arabien etwas verändert?
    Ich sass 1992 mit 2 arabischen Architekten in Rhiad in einem Zelt und wir assen an einen Holzkohlenfeuer.
    Da fragten sie mich: Was ist Aufklärung??
    Ich antwortete: Trennung von Kirche und Staat und Freiheit der Wissenschaft und freier Meinungsaustausch.
    Sie antworteten: Das wir es hier nie geben!
    Nun, etwa 28 Jahre später scheint es doch Bewegung zu geben.
    Ich wünsche Euch noch viele gute Erlebnisse.
    Gerhard

  3. Hallo Ulrike und Peter,

    auch in der Scheik Zayed Moschee ist alles anders geworden. Als wir 2009 dort waren, ist sie gerade eröffnet worden und wir konnten uns ohne Hinweisschilder und Absperrungen bewegen. Der Parkplatz war direkt vor dem Eingang. Den unterirdischen Parkplatz und das Einkaufszentrum gab es damals noch nicht.

    Ist Eure Route eigentlich bekannt, auf der Ihr zurück reist oder wird das nun von Fall zu Fall entschieden, je nach Lage der Einschätzung der Gesundheitsbehörden oder auch Eurer ? Die Globalisierung des CV19 kennt scheinbar keine Grenzen und kommt ohne Papiere und Zollformalitäten in alle Länder.

    Alles Gute weiterhin und viele Grüße Eddi

    1. Ich komme nun endlich mal dazu auf einige Kommentare zu antworten.
      Mittlerweile hast du ja vernommen wie wir reisen wollten und was wir gemacht hätten wenn der blöde Virus nicht dazwischen gekommen wäre. Insofern hatten wir natürlich genaue Pläne für die Heimreise die sich jetzt aber so langsam komplett zerlegen. Dürft ihr eigentlich noch Kegeln?

  4. What an adventure!
    The Chinese Fremdarbeiter must be happy not to be at home rignt now.
    Good luck through the long desert!
    Bengt

  5. Da seid Ihr ja tatsächlich in “The Kingdom” angekommen!
    Es ist schon eine sehr spezielle Welt.
    Ich war selbst geschäftlich zweimal dort bei Saudi Aramco, einmal direkt und einmal von Bahrain aus über den 15 km langen Damm, den die Saudis finanziert haben. Über den (militärischen) Grund kann man sich selbst seine Gedanken machen…
    In Bahrain verpasst man nicht viel, außer dass man dort an Alkohol kommt. Zu diesem Zweck fahren die Saudis dann dort zum Wochenende in ihre Ferienwohnungen mit langen Schlangen an der Grenze auf der Hin- und Rückfahrt.
    Viel Grüsse
    Wolfgang

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